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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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ihrer Ausrüstung vor sich ging. Gerade wurden zwei Pferde in Schlingen in den Bauch eines Schiffes hinabgelassen. Die Handelsschiffe des Ordens waren völlig anders konstruiert als die Galeeren. Sie dienten dazu, möglichst viel Fracht aufzunehmen, und waren zum Großteil bauchige Zweimaster, die voll beladen zwar tief im Wasser lagen, sich in der kundigen Hand ihrer Besatzungen aber dennoch als erstaunlich manövrierfähig erwiesen.
    Die Transportschiffe waren mit normalen Seeleuten bemannt, die auf dem Meer ihr Geld verdienten, die Galeeren mit Templern, denen der Einsatz auf See mehr lag als der an Land. Für Letztere war das Schiff ein schwimmendes Kloster, und ihr Tag wurde von den Regeln des Ordens bestimmt. Ihre wichtigste Aufgabe war es, den Handelsschiffen des Ordens Schutz und Geleit zu bieten.
    Sinclair blickte in den Bauch seiner Galeere hinunter und überflog die Reihen der Ruderer, die gute dreieinhalb Meter unter ihm auf ihren Bänken verharrten. Dieses Schiff war kleiner als das des Generals und hatte keine zwanzig, sondern nur achtzehn der langen, eleganten Ruder auf jeder Seite, konnte aber dennoch, genau wie das größere Gefährt, auch ohne den Einsatz des quadratischen Segels erstaunliche Geschwindigkeiten erreichen.
    Er hörte, wie jemand seinen Namen rief, und beugte sich über die Reling. Direkt unter ihm hatte ein langes, schmales Boot, das von acht Ruderern bewegt wurde, beigelegt, und von seinem Heck blickte Admiral de St. Valéry zu ihm auf und winkte in Richtung des Dorfes. »Kommt zu mir ans Ufer. Ich muss mit de Berenger sprechen.«
    Wie anders doch jede Bewegung auf dem Wasser vonstattenging als an Land! Wills Galeere lag keine Zehntelmeile vom Ende des Kais entfernt. An Land wären es vielleicht zweihundert Schritte gewesen, eine Entfernung, die Will in wenigen Minuten hätte zurücklegen können, selbst wenn er zuvor noch sein Pferd hätte satteln müssen. Statt des Pferdes brauchte er hier jedoch ein Boot und Ruderer, die erst herbeigerufen werden mussten. Dann galt es, das Misstrauen einer Landratte gegenüber dem Wasser und dem Schwanken der Boote zu überwinden und den Übergang von der Galeere in das Boot zu wagen, um sich dann zum Kai rudern zu lassen. Als er St. Valéry endlich erreichte, war eine Dreiviertelstunde vergangen.
    Sein Bruder Kenneth erwartete ihn, als er aus dem Boot auf den Wellenbrecher stieg, und umarmte ihn herzlich, bis sich Will schließlich grinsend von ihm löste.
    »Sei gegrüßt, Bruder. Ich höre keinerlei Heulen und Zähneknirschen; daher vermute ich, dass alles nach Plan verlaufen ist. Ist alles in Sicherheit?«
    »Absolut, und tatsächlich alles. «
    »Das klingt, als wäre es mehr gewesen als du gedacht hattest.«
    »Genauso war es. Fünf vierrädrige Wagen und ein Karren voll. Wir haben viel mehr vorgefunden als wir erwartet hatten, denn neben den vier eigentlichen Truhen, die wir wie geplant auf zwei Wagen verstauen konnten, befand sich auch noch ein ganzer Schatz an Silber und Gold in dem Versteck. Goldbarren, Silberbarren, Münzen und kistenweise Schmuck und sakrale Gegenstände – mit Juwelen besetzte Kelche oder Kruzifixe –, die der Großmeister anscheinend ebenso wenig in de Nogarets Hände fallen lassen wollte. Wir hatten unsere liebe Not, genug zusätzliche Wagen aufzutreiben.«
    »Ihr habt doch hoffentlich keine Gewalt angewendet?«
    »Hältst du mich für einen Dummkopf, Bruder? Ich habe je zwei Männer in jede Himmelsrichtung ausgesandt, ihnen einen Tag Zeit gelassen und ihnen genug Geld mitgegeben. Keiner sollte mehr als einen Wagen und ein Gespann an einem Ort erwerben. Und bevor du fragst, Bruder, keiner von ihnen hat irgendein Kleidungsstück getragen, das ihn als Templer entlarvt hätte.«
    »Hmm.« Sinclair überlegte einen Moment, dann nickte er. »Hervorragend. Gut gemacht, Kenneth. Nun muss nur noch alles verladen werden. Unterdessen könnt ihr eure Rüstungen ablegen, deine Männer und du, damit ihr nicht wie Steine versinkt, wenn ihr dann selbst an Bord geht und einer womöglich einen Fehltritt tut. Wo sind deine Männer überhaupt?«
    Kenneth wies mit dem Daumen hinter sich, und Will kletterte auf einen Felsvorsprung. Jenseits des geschäftigen Treibens am Kai sah er die hundert Ritter und Sergeanten, die am Fuß der Klippen in Formation Aufstellung genommen hatten – die Sergeanten als disziplinierter Block in Braun und Schwarz, die vierzig Ritter zu ihrer Linken. Das war alles, was Will sehen musste, und er sprang

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