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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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kamen ihm Jessica Randolphs vor Wut blitzende Augen in den Sinn, und noch einmal hörte er ihre Worte: Es waren acht schwarze Kugeln, die den Templerorden vernichtet haben.

Neue Ziele
1
    W
    ARUM WARTEN WIR überhaupt noch hier? Wir wissen doch, dass sie kommen werden.«
    Vizeadmiral Sir Edward de Berenger hielt die Reling des schmalen Achterdecks so fest umklammert, dass sich seine Fingerknöchel weiß abzeichneten. Unverwandt blickte er in den leichten Nebel, der den Kai verschleierte. Will Sinclair warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Von etwas zu wissen, ist etwas anderes als es selbst mit anzusehen, Edward«, erwiderte er. »Nur, wenn wir dies mit eigenen Augen sehen, können wir sicher sein, dass es sich so zugetragen hat, wie wir es erwartet haben.«
    Admiral St. Valérys Galeere lag neben ihnen im Wasser. Auch auf diesem, dem größten Schiff der Flotte, waren die Ruder unbemannt, weil eine Menschentraube an Deck stand und gebannt zur Kommandantur hinüberblickte.
    »Also warten wir«, fügte er hinzu. »Glaubt mir, mir gefällt es auch nicht besser als …« Er richtete sich auf. »Da sind sie!«
    Gestalten bewegten sich durch den Ufernebel, Männer, die sich im Laufschritt verteilten, und Rufe hallten durch die Leere. Die Gestalten näherten sich, bis sie am Rand des Kais zum Halten kamen. Ihre Stimmen wurden lauter.
    »Damit habt ihr wohl nicht gerechnet«, murmelte William, während er das zunehmende Gedränge am Ufer beobachtete.
    Der sonst so geschäftige Hafen von La Rochelle war leer bis auf zwölf Schiffe, die vor dem südlichen Wellenbrecher miteinander vertäut lagen. Alle anderen Schiffe waren im Lauf der Nacht auf das offene Meer gebracht worden, um dort abzuwarten, was der Morgen bringen würde.
    Auf der Admiralsgaleere stieg nun die Flagge der Flotte, ein weißer Totenkopf mit gekreuzten Oberschenkelknochen auf einer schwarzen Fläche, zur Spitze des Mastes empor. Selbst die Soldaten verstummten, während ihre Blicke der Flagge folgten.
    William Sinclair wusste, was das bedeutete. Das Befürchtete war eingetreten, doch für St. Valéry kam ein Rückzug ohne eine letzte, vernichtende Geste nicht in Frage. Auch am Ufer wandten sich alle Augen den Schiffen im Hafen zu, und die Männer begannen, auf den Wellenbrecher zuzurennen. Doch es war zu spät: Ein Schiff nach dem anderen ging in Flammen auf, die sich so rasend schnell ausbreiteten, dass die Männer, die die vorbereiteten Lunten angezündet hatten, kaum schnell genug zurück in ihre Boote klettern konnten.
    »Holt sie an Bord«, sagte Will leise, und auf de Berengers Befehl rannte die Mannschaft der Galeere zu den Rudern, um die Boote in Empfang zu nehmen.
    Als sich das Deck unter seinen Füßen zu bewegen begann, sah Sinclair eine neue Regung am Ufer. Dort, wo ihm das Land am nächsten war, löste sich die Gestalt eines einzelnen Mannes in einem leuchtend roten Umhang aus der Menge.
    »Ist das de Nogaret? Ist es möglich, dass er selbst gekommen ist? Das sieht ihm ähnlich, dem kranken Schuft. Er wollte La Rochelle persönlich an sich reißen.«
    Geräusche an der Bordwand verkündete das Beilegen der Boote, und sobald ihre Insassen sicher an Bord waren, gab de Berenger den Befehl, in See zu stechen. Während das Schiff wendete, drehte sich auch Sinclair, um den Mann am Ufer im Auge behalten zu können. Armbrustbolzen hagelten nutzlos auf das Wasser nieder, und dann versetzte der Soldat im roten Umhang seinem Nebenmann einen wütenden Stoß, bevor er kehrtmachte und in der Menge verschwand.
    Auch Sir William Sinclair wandte sich ab. Vor ihm zerteilte die gewaltige Galeere des Admirals die ruhigen Fluten der Hafeneinfahrt, und von ihren Rudern regneten flüssige Diamanten in die See, während sich die Sonne über den Mauern und Türmen von La Rochelle erhob. An ihrem Heck sah er die Gestalt der Frau, der Baronin St. Valéry, die in ihren Umhang gehüllt zurück auf das schwindende Festland blickte.

2
    S
    ECHS STUNDEN SPÄTER lagen sie wieder vor Anker, diesmal im Hafen eines namenlosen Fischerdorfes im Süden von La Rochelle. Obwohl das Dorf selbst nur winzig war, besaß es einen gemauerten Kai, der Platz für zwei Schiffe bot und mit hölzernen Kränen und Flaschenzügen ausgestattet war, und einen Strand, der groß genug gewesen wäre für ein weitaus größeres Heer als jenes, das bei Tagesanbruch über die Klippen hinuntergestiegen war.
    Einmal mehr beobachtete William Sinclair voller Staunen, wie reibungslos das Verladen der Männer und

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