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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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wo sie uns suchen müssen, ja. Doch das wissen sie nicht. Dafür sollten wir dankbar sein, mein Freund.« St. Valéry ließ den Blick vom Himmel zum Hafen schweifen. »Doch hier scheint ja alles reibungslos zu verlaufen. Die fertig beladenen Schiffe befinden sich ohnehin schon im freien Wasser; der Schatz ist verladen und der Großteil der Pferde ebenfalls. Was sich jetzt noch an Land befindet, könnten wir zurücklassen, wenn es sein muss.« Er winkte ab, um anzuzeigen, dass das Thema damit vorerst beendet war. »Was den eigentlichen Gegenstand unseres Gespräches angeht, so gibt es ein Bruchstück der Überlieferungen Sions, das irgendwie nach außen gedrungen ist und vom Tempel übernommen wurde.«
    »Das sagenumwobene Merica.«
    »Aye, genau. Wer das Geheimnis verraten hat, ist nie herausgekommen. Ich habe jedoch den Verdacht, dass Hugh de Payens es selbst mit Absicht gestreut haben könnte, weil er es für harmlos hielt aber glaubte, dass es dem neu gegründeten Orden als Kern einer eigenen, geheimen Tradition dienen könnte. Glaubt Ihr, das ist ein Hirngespinst?«
    Sinclair schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht; es klingt vollkommen logisch. Das Gerücht um Merica galt immer als trivial, und die Würdenträger unseres Ordens haben ihm nie größere Bedeutung zugemessen. Auf keinen Fall hätte es zu einer Bedrohung für unseren Orden werden können. Ja, möglich, dass Hugh de Payens es sich ausgeborgt hat, weil die Situation es erforderte.«
    »Merica ist kein Gerücht, Sir William. Es gehört zu unseren ältesten Lehren.«
    »Ja, ich weiß, Admiral: dass es jenseits der westlichen See ein sagenhaftes Land der Fülle gibt, gigantisch und endlos, behütet von einem leuchtenden Abendstern, und dass die Menschen, die dort leben, es Merica nennen. Doch ganz gleich, was wir gern glauben möchten, es bleibt eine Sage, auch wenn es in unserer Überlieferung verwurzelt ist. Und es gibt keinen Beweis für die Existenz dieses Landes.«
    »Ich stimme Euch zu, aber genau darüber habe ich nachgedacht …«
    »Sir Charles, Ihr sprecht in Rätseln.«
    »Was würdet Ihr sagen, Sir William, aus wie vielen Schiffen unsere Flotte besteht?«
    Der nächste Windstoß wehte ihnen eisige Regentropfen ins Gesicht, und Sinclair wischte sich über die kalte Wange. »Das wisst Ihr weitaus besser als ich, Admiral. Es ist Eure Flotte. Ich habe noch nicht versucht, die Schiffe zu zählen, nehme aber ungefähr dreißig an.«
    St. Valéry nickte. »Das ist nicht schlecht geschätzt. Wir haben zwanzig Kriegsgaleeren und vierzehn Frachtschiffe – vierunddreißig. In Finisterre könnten noch zehn dazukommen.«
    »Aber keine Frachtschiffe mehr.«
    »Nein, das ist unwahrscheinlich. Wenn überhaupt irgendwelche Schiffe den Treffpunkt erreichen, werden es Galeeren sein, denn so wurde es vereinbart.«
    »Wie viele Soldaten stehen Euch zur Verfügung?«, fragte Sir William.
    »Die Euren nicht mitgezählt?«
    »Aye.«
    »Hmm … ohne das Kontingent Eures Bruders haben wir hundertvierundfünfzig Mann aus der Garnison in La Rochelle, von denen aber sechsunddreißig Laienbrüder und daher keine Soldaten sind …« St. Valéry verzog das Gesicht, während er im Kopf rechnete. »Also sind es einhundertachtzehn Landsoldaten aller Dienstränge unter de Montrichard. Seemänner? Die Besatzungen der Frachtschiffe summieren sich auf ungefähr vierhundert Mann. Die Galeeren haben zwischen zwanzig und vierzig Ruder. Zwei Mann pro Ruder und eine Ersatzmannschaft von ein bis zwei Mann pro Ruder, allesamt Soldaten. Bestenfalls sind das siebenhundert Mann, doch es ist schwer zu sagen, weil die Ersatzmannschaften auf jedem Schiff unterschiedlich groß sind.« Er zuckte mit den Achseln. »So oder so eine ansehnliche Truppe.«
    »Aye, so ist es. Doch wie kommt Ihr nun auf Merica, und was hat es mit dieser Flotte zu tun?«
    St. Valéry blieb stehen. »Würdet Ihr so viele Schiffe in der Fremde in Schottland brauchen? Über zwei Dutzend Galeeren und eine Flotte von Frachtschiffen? Denn wenn nicht, würde ich gern einige dieser Schiffe mit Freiwilligen bemannen und mich auf die Suche nach diesem legendären Ort machen.«
    »Merica?«, fragte Sinclair ungläubig, doch St. Valéry sah ihn einfach nur an.
    »Ihr scherzt nicht«, sagte Sinclair schließlich ausdruckslos. »Ihr meint es ernst.«
    Der Admiral nickte knapp. »Ich scherze niemals. Ich achte stets darauf, dass ich sage, was ich meine … und dass ich auch meine, was ich sage.«
    Wieder schwiegen sie kurz,

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