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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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solange sie sich auf offener See hielten, doch tief in seinem Inneren gab es eine Stimme, die davon nicht zu überzeugen war – jene Stimme, die ihm sagte, dass er nicht das Geringste auf einem Schiff zu suchen hatte, das von einem Orkan nach dem nächsten heimgesucht wurde, sondern dass sein Platz auf festem Boden war, im Sattel eines kräftigen Pferdes. Und die Seekrankheit, die gleich zu Beginn der Reise mit schier unglaublicher Wucht über ihn hergefallen war, schien dieser Stimme nur beipflichten zu wollen.
    Weil er das Schlingern des Schiffs im stickigen Zwielicht unter Deck erst recht nicht ertragen konnte, stand er wieder einmal mitten im Sturm an der Reling und klammerte sich an ein Tau, als er hörte, wie sein Name gerufen wurde. Tam Sinclair kämpfte sich zu ihm vor, und William ließ mit einer Hand das Tau los, das er mit beiden Fäusten fest umklammerte, und packte ihn am Handgelenk, bis er sich selbst Halt in der Takelage gesucht hatte.
    »De Berenger schickt mich!«, brüllte Tam Sinclair ihm ins Ohr, indem er seine Hand als Sprachrohr benutzte. »Er wartet in seiner Kajüte auf Euch!«
    Sinclair sank das Herz in die Stiefel, doch es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als in die Unterwelt hinabzusteigen. Am Heck des Schiffes warfen sich zwei Seemänner mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Steuerrad, um das Schiff hart am Wind segeln zu lassen, während ein Wellenkamm nach dem nächsten sie mit Gischt übergoss. Unter ihm saßen die Ruderer zusammengekauert auf ihren Bänken im Bauch des Schiffes und warteten geduldig auf den Befehl, ihre Ruder aus der senkrechten Befestigung zu lösen und sich an die Arbeit zu machen.
    »Was gibt es denn?«
    Doch Tam schüttelte nur den Kopf, und so kämpften sie sich mit vorsichtigen Bewegungen zum Heck, wo sich Tam im Schutz der Bordwand niederließ, während Sir William an eine der drei Türen unterhalb des Achterdecks klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür und steckte den Kopf in die Kajüte. De Berenger saß vor einem kleinen Schreibbord, das er an die Wand klappen konnte, wenn er es nicht brauchte. Seine Finger waren voller Tintenflecken.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Sir Edward?«
    »Ja, Sir William. Kommt doch herein und schließt die Tür.«
    Drei Kerzen, die in einem speziell konstruierten Ständer an der Decke der Kajüte befestigt waren, warfen zwar schwankende Schatten, doch sie spendeten ein willkommenes Licht und erzeugten zumindest die Illusion von Wärme.
    »Setzt Euch auf die Koje oder den Hocker.« De Berenger sah ihn an. »Wie geht es Euch heute? Glaubt Ihr, Ihr werdet es überleben?«, fragte er, und der Hauch eines Lächelns umspielte seine Augen.
    Sinclair ließ sich vorsichtig auf dem dreibeinigen Hocker nieder und klammerte sich mit einer Hand an einen Vorsprung in der gezimmerten Schiffswand. »Aye, nach fünf Tagen wird es jetzt wohl nicht mehr schlimmer werden. Es könnte höchstens sein, dass ich mich ohne Vorwarnung übergebe. An der frischen Luft habe ich mich einigermaßen unter Kontrolle, doch ich kann es nicht lange an einem Ort aushalten, wo ich den Horizont nicht sehe.«
    De Berengers Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. »Aye, so ist das, wenn man seekrank ist. Immerhin haben wir ja Meerwasser genug, um es vom Boden zu wischen.« Er wies mit dem Daumen auf eine Ledermappe voller Papiere, die neben ihm auf dem Tisch lag. »Ich wollte mit Euch über die Mitteilungen des Admirals sprechen. Habe noch nicht viel Zeit gehabt, seit sie an Bord gebracht wurden, und habe erst heute Vormittag angefangen, sie zu lesen. Offenbar werfen bedeutende Entscheidungen ihre Schatten voraus, und ich bin froh, dass ich es nicht bin, der sie treffen muss.«
    Sinclair nickte. Er hatte zugesehen, wie die Papiere an Bord geholt worden waren. St. Valéry hatte eine kurze Unterbrechung zwischen zwei Unwettern genutzt, um sich mit seiner Galeere so weit zu nähern, dass er ihnen einen Armbrustbolzen in die Bordwand schießen konnte. Es waren mehrere Versuche nötig gewesen, doch schließlich war der Bolzen stecken geblieben. An seinem Ende hing eine Angelschnur und daran wiederum ein dickeres Tau, an dem sie einen mit Pech versiegelten Korb befestigten. Dieses kleine Boot enthielt ein wasserdichtes Paket aus Wachstuch mit der Ledermappe. Fast hätte er sogar seine Übelkeit vergessen, während er den Seeleuten zusah, die es geschickt wie die Kletteraffen bargen.
    Er sah de Berenger an und zog die Augenbrauen hoch. »Ihr möchtet,

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