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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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kümmern müsste.“
    „Es ist besser so, Hoheit, antwortete Lena mit einem Lächeln. Es ist schön für mich. Ihr habt ein gutes Herz für Eure Bediensteten.“
    „Nun, mein Kind, das soll nicht heißen, dass ich auf eine große Feier verzichten würde. Wir werden sie später nachholen. Aber jetzt werden wir erst einmal Fakten schaffen und Kardinal Ferdinando schockieren.“
     
    Im Sommer des Jahres 1579, genau am 5. Juni, schlossen Francesco und Bianca heimlich den Bund fürs Leben.
    „Dein Entschluss, mein Francesco, lässt dir alle Ehre zuteilwerden“, sprach sie mit viel Liebe zu ihrem Ehemann. „Du verhinderst dadurch ein Eingreifen deines ärgsten Feindes. Ferdinando wird vor Wut kochen. Er wird mich noch weniger lieben, als je zuvor. Ich hoffe nur, du wirst mich immer gut beschützen.“
    „Immer und ewig“, sagte er, „niemals werde ich aufhören, dich zu beschützen.“
    Was das im Hause Medici bedeutete, hatte sie zu genüge erfahren müssen, so gingen ihr frühere Gedanken noch einmal durch den Kopf. „Es wäre besser, selber aufzupassen.“
    Schon vierundzwanzig Tage später gab der Großherzog der Toskana seine Vermählung mit der Patriziertochter Bianca Cappello aus Venedig bekannt. Dreieinhalb Monate später wurde die geheime Trauung als öffentliche Trauung wiederholt.
    Die Geschwindigkeit der Geschehnisse ließ den Florentinern kaum Zeit zum Luft holen. Die Vorbereitungen begannen schon viele Tage vor dem festlichen Ereignis mit einem Triumph der „ungehorsamen Tochter“ aus Venedig.
    „… so erwarte ich denn von Euch, Monsignore, dass Ihr Euch der Ehre bewusst werdet, die wir hiermit ansprechen, und dass Ihr die Trauung vollzieht und damit den Familienfrieden besiegelt.“
    Der Patriarch von Aquileja, Segnior Giovanni Grimani, faltete mit zitternden Fingern den Brief des Großherzogs zusammen.
    „So hast du es doch geschafft, kleine Göre“, pfiff er durch die Lippen. „Deine Stiefmutter, meine Schwester, hätte sich deine Rückkehr anders vorgestellt. Glaub mir eines, Prinzessin von Florenz, sie gönnt dir den Schritt heute noch nicht. So soll es denn aber sein. Ich werde meine Schwester Lucrezia benachrichtigen.“
    Welch ein Triumph arbeitete es in Biancas Kopf. Der Bruder meiner verhassten Stiefmutter wird uns trauen. Sie wird vor Wut die Wände einreißen.
    Grimani aber dachte weiter: „Großherzog Francesco“, fuhr er bald mit spitzen Lippen fort, „so wird man vom Feind zum Freund. Ich habe nie diese Bianca und ihren Bonaventuri ausstehen können.“ Segnior Giovanni Grimani war verwirrt wegen der Geschwindigkeit, mit der alle Probleme gelöst wurden.
    „… nehme ich, durchlauchtigste Hoheit, die mir erwiesene Ehre an, und werde die Trauung in der Sala dei Cinquecento des Palazzo Vecchio, Eurem Wunsch entsprechend, vornehmen. Auch rechne ich es mir hoch zur Ehre an, ebendaselbst die Weihe Eurer Gemahlin mit den Ehren unseres höchsten Herrn Jesus Christus zur Großherzogin vorzunehmen. Unter meinen Fittichen wird es auch obliegen, die Vorbereitungen für beide Akte in die Hand zu nehmen.“
    In diesem Sinne ließ er die Antwort dem Großherzog zukommen.
     
    Ihr fester Blick heftete sich in seine verunsicherten Augen. Bianca, die neue Großherzogin antwortete auf die Fragen des Patriarchen bei den Trauungs- und Krönungsfeierlichkeiten. Endlich würde ihre Befürchtung ein Ende haben, die sie jedes Mal befiel, wenn venezianische Botschafter die Stadt besucht hatten. Nicht ein einziges Mal war sie in Florenz geblieben, hatte mit Angst vor einer Entführung sofort die Stadt verlassen. Niemals konnte sie die Drohungen der Stiefmutter vergessen. Nun hielt selbst deren Bruder seine segnenden Hände über ihr Haupt. Welch ein Wechsel! Mit Stolz hatte sie vernommen, dass die Venezianer die „Löwenreiterin“ neu entdeckt hatten. Es war ‚ihr Mädchen‘, das den Großherzog der Toskana heiratete, und das er am selben Tag noch zu seiner Großherzogin krönen ließ. Ein unvermuteter schneller Erfolg, der selbst in Venedig wie ein Karneval gefeiert wurde. Nur eine feierte nicht, könnte sie sich vorstellen. Das aber war ihr gleichgültig.
     
    Das Bollwerk Palazzo Vecchio wurde für eines der schönsten Feste geschmückt, das Florenz je erlebt hatte. Die Florentiner Bevölkerung hatte ihre neue Großherzogin nicht geliebt. Zu viele Gerüchte verunstalteten die Wände der Stadt, dazu kam die wilde Ehe mit Francesco, die bereits vor der Vermählung mit Johanna begonnen hatte und

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