Der Schwur der Venezianerin
der Hochzeit beseitigt oder wartete auf ihn doch irgendwann ein unlösbares Problem, das sein Verhältnis zu Bianca trüben könnte?
Als Papst Pius IV. verstarb, machte sein Nachfolger Pius V. nicht viel Federlesen um den Vertrauten der Medici, den Abtrünnigen Carnesecchi. Mit der Thronbesteigung des neuen Papstes erzitterte Europa von Süd nach Nord. Der Stellvertreter Christi hatte eine grausame Schule hinter sich. Als Großinquisitor hatte er gelernt, mit den Ketzern umzugehen. Als Papst belebte er eine einzige Idee. Die Ketzer müssen ausgerottet werden. Von Cosimo verlangte er die Überstellung des Carnesecchi, den Abtrünnigen und Ketzer, der Luthers Gedankengut vertrat. Carnesecchi aber war der über alles geliebte Lehrer der Söhne Cosimos und gleichzeitig der wichtigste Berater im Hause Medici. Der „gestrenge Herr in Rom“, wie Cosimo Papst Pius V. nannte, offenbarte seine Allmacht über die weltlichen Herrscher, bevor er den so wichtigen Titel „Großherzog“ vergeben wollte. Zu diesem Zweck musste nun gerade der junge Prinzregent eine Reise nach Rom antreten, um den Herrscher im Vatikan zu überzeugen, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Auf dieser Reise ließ er seine Gattin Johanna im Palazzo Vecchio verdorren, in den beide gezogen waren. Dafür nahm er recht offen seine Geliebte Bianca Cappello mit. Recht ungehalten empfing ihn der Stellvertreter Gottes zu einer Audienz.
„Rom ist für mich ein Wolfsgehege“, sprach er zu Bianca. „Sie werden mich auf Schritt und Tritt verfolgen, die Inquisition wird da keine Ausnahme machen, zumal mein Bruder Ferdinando …“
„Francesco, Geliebter, sieh die Welt nicht so düster. Niemand wird hier dem Thronfolger der Toskana und gesandten des Herzogs ein Haar krümmen.“
Am liebsten hätte er die Kirche von seinen Schultern geschüttelt. Carnesecchi würde er in jedem Fall verteidigen und schützen, selbst wenn es deswegen zu einem Krieg mit dem Vatikan käme. Mit seinen Gedanken vor der Audienz versuchte er sich selbst Stärke und Hoffnung zu geben, um dem Wolf aus dem Vatikan entgegentreten zu können.
„Der Herzog von Florenz, Durchlaucht Cosimo I., hat mir in einem Schreiben zugesichert, dass die Sache ‚Carnesecchi‘ endlich erledigt wird. Was ist bisher geschehen?“, Pius V. blickte den kommenden Herzog aus Florenz durchdringend an und zwang ihn mit seinem Blick in die Knie.
„Eure Heiligkeit, seine durchlauchtigste Hoheit, der Herzog von Florenz, bittet Euch um Einsicht und Gnade wegen Carnesecchi. Er ist Vertrauter und Ratgeber des Herzogs von Florenz, er bekleidet ein wichtiges Amt“, diese Bitten, diese verdammten Bitten immer der Kirche gegenüber, überlegte Francesco, wir müssen diesem Treiben des Kniefalls vor der Kirche endlich ein Ende machen.
„Carnesecchi ist ein Verräter an der römischen Kirche, er ist ein Ketzer und eine gefährliche Person. Und das ausgerechnet am Hofe des Herzogs der Toscana. Eure Hoheit, Francesco, so werde ich Euch ja bald nennen können, das ist auch Eure Angelegenheit. Wollt Ihr wegen einer solchen Kleinigkeit das Einvernehmen mit der Kirche aufs Spiel setzen?“
Diese Speichel leckenden Drohungen hasse ich wie die Pest, bohrte es in Francesco.
„Das sicher nicht, Eure Heiligkeit, Carnesecchi ist ein Freund der Familie, auch mich hat er in vielen Dingen gelehrt. Er ist ein Freund des toskanischen Volkes, ein Mann, dem wir zu Ehre und zur Treue verpflichtet sind.“
Der Papst lächelte zynisch.
„Francesco, seit wann habt Ihr Euch um Treue gekümmert? Dies scheint mir eher ein Wort aus einem Euch fremden Vokabular zu sein“, bei diesen Worten grinste Pius V. unverhohlen. „Aber noch eins, eben wegen der ihm angedichteten Eigenschaften, umso gefährlicher ist dieser Kerl. Seht ein, dass ein solcher Mensch nicht in Eurem Palazzo tragbar ist“, Pius V. beugte sich sehr nahe an das Ohr des jungen Prinzregenten heran. Francesco ekelte sich vor den nassen Lippen. „Es gibt viele Sünden, die wir verzeihen können“, wieder lächelte Pius V. wissend den Prinzen an, „nur die Sünde der Ketzerei nicht. Sie zerstört den Bestand der römischen Kirche. Ein Carnesecchi gefährdet Euren persönlichen Stand als Großherzog. Er gefährdet Eure wahre Liebe, er gefährdet Euer Tun in der Zukunft, wollt Ihr das“?“, wobei er den Inhalt des von ihm genannten ‚Tuns’ und was er mit der „wahren Liebe“ meinte, offen ließ.
Francesco raffte sich auf und entgegnete:
„Eure Heiligkeit, der
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