Der Schwur des Highlanders
sein Versprechen zu lösen und doch seine Ehre nicht zu verlieren. Alles, was du gerade gesagt hast, sollte ihm die Kraft geben, sie zu verlassen.«
»Ja und nein. Er könnte den Wunsch haben, das zu tun, aber wenn es so ist, gibt er zu, dass er zehn Jahre vergeudet hat. Der Mann braucht vielleicht sehr wohl einen starken Anstoß, um das zu tun. Geh hin, Mädchen. Zeig ihm, was er haben könnte. Zeig ihm den Wert von dem, was er jetzt in Händen hält, verglichen mit dem, nach was er andauernd die Hände ausstreckt. Wenn du nicht gehst, wirst du dich immer fragen, ob es geholfen hätte.«
»Ich möchte eigentlich nicht sehen oder hören, wie übel ich mein Spiel verloren habe«, flüsterte sie.
»Weil du ihm alles gegeben hast, was ein Mädchen einem Mann geben kann?«
»Woher weißt du das?« Elspeth machte sich Sorgen, dass etwas an ihrem Gesichtsausdruck Payton verraten haben könnte, dass sie nicht mehr Jungfrau war.
»Ich weiß, was du denkst, Mädchen, denn wir haben immer sehr ähnliche Gedanken. Du willst diesen Mann haben – einen Mann, der sich an eine andere gebunden fühlt. Ich nehme an, du hast dir das Problem Isabel angesehen, hast über sie in Erfahrung gebracht, was zu erfahren war, und hast sehr schnell diese Hure als das erkannt, was sie ist. Da man den Anspruch dieser Frau auf Cormac nicht achten muss, hast du beschlossen, ihn für dich zu gewinnen. Und wie macht man das, wie kann man einen Mann einfangen und festhalten, der glaubt, eine andere zu lieben? Indem man ihm alles gibt, indem man ihn nah bei sich und warm hält, indem man in sein Herz und in sein Blut einsickert und indem man sein Verlangen stillt, bis auch das einem gehört.«
»Du hältst dich für sehr klug, nicht wahr?«, knurrte sie.
»Ja doch, das bin ich.« Er begegnete ihrem empörten Blick mit einem breiten Grinsen. »Ich würde genau das tun, Mädchen. Ich würde möglichst dafür sorgen, dass meine Geliebte nur noch mein Gesicht vor Augen hat, sich nur noch nach meiner Berührung sehnt. Wenn meine Geliebte ins Schwanken gerät, unentschlossen ist, würde ich mich versichern wollen, dass ich genug Verlangen und Freude in Herz und Kopf zurücklasse, dass sich, sollte ich gehen müssen, die Erinnerung an mich nicht abschütteln lässt. Vielleicht würde ja der Sinneswandel, den ich bei meiner Geliebten erhoffe, eintreten, sobald ich weg bin.«
»Ich bin ein Feigling.«
Payton lachte weich und umarmte sie. »Nein, nur nicht gewillt, verletzt zu werden. Nur ein Narr würde nicht zögern, sich das Herz brechen zu lassen. Du bist aber kein Narr. Ich wünschte, ich könnte dir versprechen, dass es keine Verletzung geben wird, aber ich habe dich und diesen Dummkopf nicht zusammen gesehen. Ich kann es nicht beurteilen. Alles, was ich dir raten kann, ist, straffe dein hübsches Rückgrat und stelle dich der Sache, trete ihm vor die Augen und erinnere ihn daran, dass er jetzt eine Alternative hat. Wenn er zu dumm ist, um sie zu ergreifen, wenn er nicht einsieht, dass ein Versprechen, das man einer Hure gegeben hat, kein Versprechen ist, das man halten sollte, werde ich hier, an Ort und Stelle, stehen, Mädchen, bereit, dich nach Hause zu bringen.«
Sie lehnte sich zurück und sah ihn eindringlich an. »Und du wirst nicht gehen und mit ihm sprechen, falls er sich als Dummkopf erweist?«
»Darf ich das nicht?«
»Nein, du darfst nicht. Das ist meine Angelegenheit. Ich habe gesehen, was ich haben wollte, und habe die Hand danach ausgestreckt. Wenn meine Hand weggeschlagen wird, ist es meine Schuld. Ich habe selbst dann nicht aufgehört, als ich feststellte, dass ich gegen viel mehr als nur eine andere Frau zu kämpfen habe, dass es dieses Durcheinander gibt aus Versprechen und Ehre und Cormacs Bedürfnis, die Flecken zu tilgen, die seine Eltern ihrem Namen zugefügt haben. Ich brauche keine Verwandten, die hereinstürzen, um mit ihren Fäusten oder Schwertern eine vermeintliche Beleidigung zu vergelten. Es war meine Entscheidung, ganz allein meine. Um ehrlich zu sein: Dieser Mann war sehr schwer zu verführen.« Sie lächelte ein wenig, als Payton lachen musste.
»Ein Gentleman, he?«
»Durch und durch, und das alles fest verknotet mit dem Gedanken an das, was er mir und den Murrays schuldet.«
»Aber du hast all das überwunden.«
»Ja.« Sie errötete. »Ich entdeckte, dass das, was mir meine Mutter erzählt hat, der Wahrheit entsprach. Ich bin wie sie. Ich fühlte, was er fühlte. Ich wusste, dass er mich begehrte. Es war
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