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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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denen es in der Bay of Islands Hunderte gab. Er spürte, wie das Salz auf seiner Haut in der immer noch wärmenden Sonne prickelte. Die Wölkchen am Himmel schimmerten um diese Zeit rosafarben. Matthew liebte die friedliche Stimmung am frühen Abend. Heute aber konnte er sie nicht so recht genießen. Von innerer Unruhe getrieben, machte er sich auf den Rückweg und schwamm mit kräftigen Zügen zum Land zurück. Am Strand angekommen, schüttelte er sich kräftig die Wassertropfen vom Körper. Dann ließ er sich in den warmen Sand fallen und blieb noch eine Weile so sitzen. Seine Gedanken kreisten um Hone Heke. Er hatte länger nicht mehr an den Häuptling der Nga Puhi gedacht, doch seit Ripeka das Treffen in Te Waimate angesprochen hatte, ließ ihm die Sache mit dem Fahnenmast keine Ruhe mehr. Der Anblick eines herannahenden Kanus riss ihn aus seinen Gedanken. Rasch ergriff er seine Hose und zog sie an. Dabei ließ er das Boot nicht aus den Augen und erkannte nun, wer die beiden Männer waren, die kurz vor dem Strand aus dem Kanu sprangen und es an Land zogen.
      Matthew klopfte das Herz bis zum Hals. Ob Hone Heke nach ihm geschickt hatte? Ob sie ihm doch noch eine Chance geben wollten, seinen Mut zu beweisen? Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als die beiden ihn gar nicht wahrzunehmen schienen.
      »Ki ora, Waaka, ki ora, Tiaki!«, rief er, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Waaka blickte ihn mit einem Ausdruck an, als wolle er sagen: Was willst du denn? Du gehörst nicht zu uns! Tiaki aber kam lächelnd auf ihn zu und begrüßte ihn zu seiner großen Überraschung mit einem Nasenkuss. Auch Waaka schien diese herzliche Geste zu erstaunen, denn er winkte seinen Freund zu sich heran und rief unwirsch: »Schon vergessen, Tiaki? Er hat uns im Stich gelassen! Komm, wir müssen weiter. Kawitis Leute warten nicht gern.«
      Matthew zuckte unmerklich zusammen. Kawitis Ruf als einflussreicher Rangatira war gewaltig. Jedermann wusste, dass er den Briten von Anfang an nicht getraut hatte. Nur auf Druck der anderen Stammesführer hatte er damals schließlich äußerst widerwillig den Vertrag von Waitangi unterzeichnet. Keiner wunderte sich also, dass er sich in Sachen Rebellion mit Hone Heke verbündet hatte. Gerüchte besagten, dass er und seine Leute auch nicht davor zurückschreckten, Siedler zu überfallen, auszuplündern und ihre Häuser niederzubrennen.
      »Ihr trefft Kawiti? Heißt es, dass es Krieg gibt?«, fragte Matthew zaghaft.
      »Das heißt nur, dass uns niemand und vor allem nicht die Rotröcke davon abhalten werden, den Flaggenmast für immer zu fällen. Und dieses Mal werden wir noch mehr Musketen dabeihaben«, erklärte Waaka kämpferisch und fügte verächtlich hinzu: »Aber nun komm, Bruder, wir haben keine Zeit, uns mit Feiglingen wie dem Missionarssohn abzugeben.«
      Schon wandte er sich zum Gehen, doch Tiaki zögerte, ihm zu folgen.
      »Geh du schon vor! Ich bin so schnell wie der Wind und folge dir sogleich.«
      Waaka wandte sich um und knurrte: »Gut, aber beeil dich, bei Einbruch der Dunkelheit müssen wir mit den Musketen auf dem Maiki sein! Dann werden wir den Pakeha zeigen, was Mut ist!«
      »Ja, ich weiß, aber ich glaube, dass ich Matui erneut für unseren Kampf gewinnen kann«, entgegnete Tiaki entschlossen.
      Murrend zog Waaka allein von dannen.
      »Warum sollte ich mit euch kommen? Ihr bringt euch unnötig in Gefahr. Drüben in Russell wimmelt es vor Rotröcken, und der Mast wird streng bewacht.«
      »Weil du einer von uns bist, Matui! Weil du hier im Herzen spürst, dass es so nicht weitergehen kann.«
      »Aber einen Krieg riskieren wegen eines Fahnenmastes?«
      »Du weißt genau, dass es nicht der Mast allein ist, sondern das, wofür er steht. Überleg doch mal. Seit der Vertragsunterzeichnung hat sich nichts verbessert. Im Gegenteil, für uns ist alles schlechter geworden. Sie haben die Hauptstadt nach Auckland verlegt, die Handelsschiffe laufen unsere Bucht nicht mehr an, wir dürfen keine Kauribäume mehr fällen. Wir dürfen unser Land nur an die Regierung verkaufen, angeblich zu unserem Schutz, aber sie spekulieren mit unserem Land, und es strömen immer mehr Pakeha hierher, und immer mehr von uns sterben an ihren verdammten Krankheiten. Wir müssen ein Zeichen setzen, bevor es zu spät ist.«
      Tiakis flammende Rede fiel bei Matthew auf fruchtbaren Boden. Sollte er wirklich weiterhin so tun, als sei er zufrieden bei den Carringtons? Nein,

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