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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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sich nämlich auch schon gefragt, doch bevor Bella Maggy antworten konnte, ertönte von draußen ein entsetzliches Gekreische.
      »Sie kommen, um uns umzubringen!«, schrie eine schrille Stimme. Die drei Frauen ließen ihre Arbeit liegen und eilten nach draußen. Nach allen Seiten stoben die weißen Siedler davon.
      »Was ist los?«, fragte Bella eine davonlaufende Frau.
      »Hone Heke und seine Männer!«, keuchte sie und rannte weiter.
      Bella aber blieb auf der Straße vor ihrem Haus stehen und blickte in die Richtung, aus der die Flüchtenden kamen. Sie wollte ihren Augen nicht trauen, als sie in der Ferne den Häuptling erkannte.
      »Ihr geht ins Haus«, befahl sie, aber Ripeka und Maggy rührten sich nicht von der Stelle.
      Immer näher kam Hone Heke, gefolgt von seinen Männern.
      »Hast du nicht genug angerichtet?«, begrüßte ihn Bella mit scharfer Stimme, als er ihr schließlich gegenüberstand.
      Der Häuptling blieb stehen und musterte die Lehrerin prüfend.
      »Es waren die Rotröcke, die Kororareka in Brand gesteckt haben. Sie haben den Befehl gegeben, die Stadt von ihren Kanonenbooten aus zu beschießen«, erwiderte er ruhig.
      »Aber du musstest ja unbedingt noch einmal den dummen Mast fällen«, gab Bella wütend zurück.
      »Wir kommen in friedlicher Absicht. Gebt unseren Männern ein wenig zu trinken und zu essen. Dann ziehen wir gleich weiter, um unsere Toten in Kaikohe zu beerdigen«, erwiderte der Häuptling schwach.
      »Das werden wir euch nicht verwehren«, entgegnete Bella versöhnlich. Wie ein Sieger sieht er nicht gerade aus, durchfuhr es sie. An Ripeka und Maggy gewandt, rief sie: »Bereitet ein wenig Fleisch und Süßkartoffeln für die Männer vor!«
      Ripeka verschwand daraufhin sofort im Haus, während Maggy sich nicht vom Fleck rührte und den Häuptling nur anstarrte.
      »Kind, nun geh schon!«, forderte Bella sie auf, aber Maggy hörte nicht. Stattdessen baute sie sich vor dem Häuptling auf und fragte mit bebender Stimme: »Ist Tiaki bei euch?«
      Auf Hone Hekes Gesicht fiel ein Schatten. »Natürlich ist er bei uns.«
      »Dann wird er mich sicherlich nachher aufsuchen«, brachte Maggy erleichtert hervor. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. So froh war sie, dass der Mann, den sie zu heiraten gedachte, ihr kleines Mädchen und sie nun endlich in sein Dorf mitnehmen würde.
      »Willst du ihn sehen?«, fragte Hone Heke mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck.
      »Ja«, erwiderte Maggy, während sich der Schmerz wie eine Faust in ihren Magen bohrte. Sie ahnte, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.
      »Komm!«, befahl der Häuptling und führte Maggy an der Hand an seinen erschöpften Kriegern vorbei bis ganz nach hinten. Dort blieb er stehen.
      Mit zitternden Knien näherte sich Maggy dem Wagen. Tiaki lag gleich vorn. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, als sie begriff, dass der tapfere Maori tot war.
      Vorsichtig streckte sie die Hand aus und fuhr Tiaki zärtlich über die wachsweißen Wangen. Dann verließen sie ihre Kräfte, doch Hone Heke fing sie noch rechtzeitig auf.
      »Er ... er wollte mich ... mich in sein Dorf bringen. Er ... er wollte mich heiraten«, stammelte sie. Bella und der Häuptling hakten sie an beiden Seiten unter und führten sie ins Haus.
      »Ich wusste nicht, dass er eine Braut hatte«, bemerkte Hone Heke bedauernd. »Aber du bist auch ohne ihn in unserem Dorf herzlich willkommen. Ruh dich noch ein paar Tage aus, und dann mach dich auf den Weg nach Kaikohe, wenn du möchtest und wenn Bella dich entbehren kann.« Der Häuptling zwinkerte der Lehrerin zu, die unmerklich den Kopf schüttelte, als wolle sie ihm damit sagen, dass sie Maggy niemals freiwillig hergeben werde. In diesem Augenblick trat Ripeka mit dem schreienden Kind auf den Armen ins Zimmer und reichte es Maggy, damit sie es stillen konnte.
      Hone Heke starrte fassungslos auf das hellhäutige, rotblond gelockte Wesen.
      »Bist du seine Amme, oder gehört das Kind etwa dir?«, fragte er ungläubig.
      Maggy rang sich zu einem Lächeln durch. »Es ist mein Kind.«
      »Aber das ist niemals von Tiaki.«
      »Nein, es ist von einem Pakeha, aber Tiaki wusste davon und hätte mich trotzdem geheiratet.« Sie blickte den Häuptling herausfordernd an. »Nun, Hone Heke, bleibt es bei deinem Angebot, dass ich in dein Dorf kommen darf?«
      Der Häuptling schnaubte vor Empörung. »Du glaubst wohl auch, was die Leute reden: dass ich die Pakeha

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