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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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abschlagen. Ich sage auch schön Bitte, bitte.«
      Fred seufzte tief. »Gut, dann begleitest du mich, und ich muss es ihr dann eben sagen ...«
      Vivian hatte genug gehört, warf sich aufs Bett und hielt sich die Ohren zu.
      Und ich muss es ihr eben dann sagen ... Das klang in ihren Ohren wie ein böser Fluch. Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn er mich mitgenommen hätte, dachte sie bitter, aber nun hatte er ja eine Reisebegleiterin. Es dauerte lange, bis sie endlich einschlief. Sie wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere, und in ihrem Kopf tobten die Erinnerungen an den vergangenen Tag wild durcheinander. Hoffentlich träume ich nicht wieder so einen Blödsinn wie vorhin, war ihr letzter Gedanke, bis sie gegen Morgen endlich einschlief.
     
     

Parnell/Auckland, Februar 1920
     
    Als Vivian wie gerädert erwachte, wäre sie am liebsten im Bett liegen geblieben. Der Gedanke, Fred beim Frühstück dabei zu erleben, wie er gequält um Ausreden rang, warum er sie nun doch nicht mitnehmen könne, machte sie traurig. Wie er mich wohl abservieren wird?
      Bei diesem Gedanken sprang sie aus dem Bett, denn im Grunde genommen war sie viel zu neugierig zu erfahren, wie er sich ihrer wohl entledigen würde. Mit Bedacht wählte sie ein bestimmtes Kleid aus ihren Koffern. Ein mittelblaues, das ihre Mutter ihr sicherlich niemals gekauft hätte, wäre sie zum Einkaufen mitgekommen. Wegen der unzüchtigen Länge. Das Kleid reichte nämlich nur bis zum Knie. Wäre es nach Vivian gegangen, hätte sie sich gar keine neuen Kleider gekauft, aber der Bischof hatte erst kürzlich einen größeren Betrag nach London geschickt. Vivian hätte es lieber gesehen, wenn ihre Mutter das Geld für sich behalten hätte. Doch Mary hatte stets darauf bestanden, dass es allein für Vivian bestimmt sei, für ihre Schule und dafür, dass man ihr die Armut nicht ansah. Beim letzten Mal, ein paar Wochen vor ihrem Tod, hätte Mary sie gern wie früher so oft in die Stadt begleitet, aber sie war schon zu schwach gewesen. Doch sie hatte Vivian ans Herz gelegt, sich das zu kaufen, was ihr gefiel. Ja, sie hatte sie geradezu ermutigt, sich neu einzukleiden. Im Nachhinein ahnte Vivian, warum. Mary hatte gewollt, dass sie anständig gekleidet in Neuseeland ankam. Das hatte sie damals aber noch nicht gewusst. Sie hatte es als Verschwendung angesehen und trotzig entschieden, sich wenigstens etwas Aufregendes zu leisten, wenn die Mutter sie schon zum Kaufen nötigte. Und die neue Mode, wie sie neuerdings in den entsprechenden Heften abgebildet war, gefiel Vivian außerordentlich. Die leichten, luftigen und gerade geschnittenen Kleider besaßen etwas von Aufbruch, der die entbehrungsreichen Kriegsjahre leichter vergessen ließ.
      Vivian warf einen prüfenden Blick in den Spiegel und erkannte nicht ohne Stolz, dass ihr das Kleid wirklich gut stand, doch dann stutzte sie. Etwas passte nicht zusammen, und sie wusste auch sofort, was ihr missfiel. Die Frisur! In der Vogue, die sie regelmäßig bei ihrer Freundin Jane gelesen hatte, weil deren Mutter bei der Zeitschrift arbeitete, hatte sie die neuen Kurzhaarfrisuren entdeckt und war begeistert gewesen. Wie oft hatte sie Mary in den Ohren gelegen, sie würde sich ihr Haar, das ihr bis zum Hintern ging, gern bis auf Kinnlänge abschneiden. Mary hatte entsetzt aufgeschrien, als Vivian ihr sogar eine Ausgabe mitgebracht und ein Bild von der neuen Mode gezeigt hatte. Schweren Herzens hatte Vivian dann von der Frisur Abstand genommen. Aber auf wen musste sie jetzt noch Rücksicht nehmen? Nein, es war beschlossene Sache: Ihre dicke lange Mähne sollte der Schere zum Opfer fallen. Was Fred wohl sagen würde?, dachte sie, und es ärgerte sie maßlos, dass sie überhaupt einen Gedanken an seine Meinung verschwendete.
      Am liebsten hätte sie sofort Hand angelegt, aber womit? Da fiel ihr die Nagelschere ein, die sie bei ihren Waschsachen hatte, und sie durchwühlte aufgeregt den Koffer, bis sie triumphierend ihren Toilettenbeutel in der Hand hielt. Hastig holte sie die Schere hervor und schnitt zunächst nur ein kleines Stück ab. Das war gar nicht so einfach mit der kleinen Schere und sah dementsprechend scheußlich aus. Ihre Hand fing zu zittern an. Vielleicht war das doch keine gute Idee gewesen, aber jetzt musste sie weitermachen, ob sie es wollte oder nicht. Vivian ließ die Frisur noch einmal vor ihrem inneren Auge erscheinen. Ein kurzer glatter Pony und alles andere akkurat auf

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