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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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es nicht so gemeint!«, schrie sie verzweifelt, doch er lief davon, bis die grünen Farne ihn verschluckt hatten.
      Vivian schlug sich die Hände vor das Gesicht. Was hatte sie da nur angestellt? Sie hatte sowohl Frederik als auch den Bischof ans Messer geliefert. Dabei hatte sie das niemals beabsichtigt, doch das würde ihr wahrscheinlich kein Mensch je glauben. Frederik würde das für ihre Form der Rache halten. Dafür, dass er bei ihrem Vater den Platz eingenommen hatte, der ihr gebührte. Sie schluchzte laut auf und machte sich auf den Weg zu Matuis Haus.
      »Was ist geschehen, mein Kind?«, fragte der alte Maori ehrlich besorgt.
      »Ich habe etwas Schreckliches getan«, weinte sie und warf sich in seine tröstenden Arme. »Er weiß jetzt, dass ich Peters Tochter bin, und vor allem, dass Frederik nicht dessen Sohn ist. Er wird es gegen sie verwenden. Und dann werden sie glauben, ich hätte alles verraten, um ihnen zu schaden. Dabei habe ich mich nur verplappert.«
      Matui strich ihr eine ganze Weile stumm über das Haar, bis er mit fester Stimme sagte: »Du musst dir keinen Vorwurf machen. Du nicht. Sie können dir dankbar sein, dass du ihr Geheimnis für dich behalten wolltest. Dabei wäre es dein gutes Recht, in die Welt hinauszurufen, dass Peter dein Vater ist. Du hättest ihn öffentlich anprangern können, weil der dich schändlich verlassen und zeitlebens verleugnet hat! Das hast du nicht getan, weil du ein gutes Herz hast. Wie Makere, nur dass du dir nichts gefallen lässt. Wie Lily! Und wenn sie dir Absicht unterstellen, dann kommt es aus ihren kleinlichen Herzen. Nicht aus deinem!«
      Vivian hörte auf zu schluchzen. Matui hatte recht. Es sollte ihr gleichgültig sein, was ihr Vater ihr unterstellte. Vater? Sie stutzte. Merkwürdig, er ist nicht mehr nur einfach der Bischof für mich, kam es ihr in den Sinn. Und Frederik? Daran mochte sie gar nicht denken. Allein wenn sie sich die Schlagzeile in Mister Schneiders Zeitung vorstellte, wurde ihr unwohl. Würde Frederik sie nicht dafür hassen? Was, wenn sein blonder Engel ihn verließ, ihr Vater ihm kündigte? Was, wenn er mit seiner Befürchtung recht behalten sollte, dass er durch sie, Vivian, in dem Dreck landen würde, aus dem er kam, wenn er nicht der Sohn des Bischofs geworden wäre?
      Es half alles nichts. Vivian fühlte sich schuldig und würde alles tun, damit Ben es nicht gegen Frederik verwendete. Alles? Vivian lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Sie fröstelte. Nach kurzem Zögern murmelte sie: »Ich kann nicht mit dem Gefühl leben, dass ich sein Leben zerstört habe, selbst wenn es auf Sand gebaut ist. Es gibt eine Möglichkeit, das alles zu verhindern.«
      »Willst du nicht lieber erst hören, wie es deiner Großmutter Lily ergangen ist?«
      »Das ist lieb von dir, Matui, aber ich muss es versuchen. Und es ist ja nicht so, dass ich Ben nicht mag. Ich habe ihm eben sehr wehgetan, als ich ihm sagte, dass der Platz in meinem Herzen vergeben sei.«
      »Ich wünsche dir Glück und dass das geschieht, was die Ahnen für dich vorgesehen haben«, murmelte Matui.
      Entschlossen verließ Vivian sein Haus, um Ben noch vor seiner Abreise aus Whangarei zu erreichen. Sie hatte Glück. Sein Vater war gerade damit beschäftigt, die Zimmer zu bezahlen, als sie außer Atem an der Rezeption eintraf. Sie fragte sich, ob er wohl schon Bescheid wusste, als er die Antwort darauf selbst gab. »Na, Sie sind mir ja vielleicht eine Tiefstaplerin. Armes Waisenkind aus London entpuppt sich als uneheliche Maori-Tochter unseres lieben Bischofs...«
      Vivian wurde es heiß. »Bitte, hören Sie auf damit! Es wird keine Schlagzeile geben, nicht wahr?«
      »Nennen Sie mir einen einzigen vernünftigen Grund, warum ich darauf verzichten sollte.«
      »Weil Sie sicher nicht wollen, dass über Ihre Schwiegertochter berichtet wird.«
      Er lachte. »Schwiegertochter? Liebe Miss Taylor, soweit ich informiert bin, lieben Sie Ihren Bruder, der aber gar nicht der Sohn des Bischofs ist. Schade eigentlich, das wäre noch ...«
      »Bitte, Mister Schneider, hören Sie auf! Ich werde Ben heiraten.«
      »Das bezweifle ich, aber fragen Sie ihn doch selbst. Da kommt er.«
      Mit versteinerter Miene und ohne ein Wort an Vivian zu richten, ging Ben an ihr vorbei. Sie aber packte ihn am Arm. »Ben, es tut mir leid, ich möchte ... ich habe das nur in meinem Ärger gesagt... ich ...«
      »Was willst du?«
      »Die junge Dame ist der Meinung, ihr beide

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