Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
Es ließ sich nicht mehr verdrängen, was er längst wusste. Diese Ehe wurde nicht aus Liebe geschlossen, sondern aus geschäftlichen Gründen. Henrys einziger Wunsch war es offenbar, ohne große Anstrengung ein bequemes Leben zu führen. Die beiden Männer sind aus einem Holz geschnitzt, ging es Walter bedauernd durch den Kopf, bevor sein Blick an einem leeren Stuhl hängen blieb. Es war Matthews Platz, und Walter fragte sich, wo der Junge nun schon wieder abgeblieben war. Vor über einer halben Stunde war er fortgegangen und nicht wieder zum Fest zurückgekehrt. Auch Maggys Platz blieb verwaist. Das arme Mädchen hatte sich den Magen verdorben. Nein, Walter war zwar kein abergläubischer Mann, aber das waren alles keine guten Vorzeichen für diese Hochzeit.
      In diesem Augenblick trafen sich Emilys und sein Blick. Sie sah entsetzlich aus. Und warum hatte sie verweinte Augen? Das konnte und wollte er sich nicht länger tatenlos mitansehen. Er sprang von seinem Stuhl auf und trat auf seine Frau zu.
      »Du bist so blass, ich glaube, du brauchst frische Luft, du ...« Seine weiteren Worte gingen in John Hobsens dröhnendem Lachen unter. »Stell dir vor, Walter, und da fragt dieses rassige schwarze Ding...«
      Walter aber dachte nicht daran, Johns Witzen zu lauschen, sondern griff energisch nach Emilys Hand und zog seine Frau mit sich fort ins Freie.
      Erst als der Lärm der Feier nur noch aus der Ferne zu ihnen herübertönte, blieb der Missionar abrupt stehen und blickte sie besorgt an.
      »Mein Liebes, was quält dich? Du bist doch nicht etwa auch krank? Und warum hast du geweint? Ich sehe es doch an deinen Augen.«
      »Nein, nein, was soll sein? Es ist alles in Ordnung.«
      »Und warum wirst du rot?«
      Tränen schossen ihr in die Augen.
      »Du bist grausam«, entfuhr es ihr weinerlich, und sie schob die Unterlippe vor, wie sie es immer tat, wenn sie schmollte.
      Er aber nahm sie zärtlich in die Arme. »Ich ertrage es nicht, wenn es dir schlecht geht. Ich will dir doch helfen.«
      »Mir kann keiner helfen«, erwiderte sie heftig und befreite sich brüsk aus seiner Umarmung.
      Walter stand da wie ein gescholtener Schuljunge. Die Schultern hingen ihm schlaff hinab, und in seinem Gesicht stand die Furcht geschrieben, weitere Schläge einstecken zu müssen. Er überlegte noch, womit er seine Frau wieder versöhnlicher stimmen könne, als sie erstaunt ausrief: »Schau mal dort, unseren Matthew! Was macht der denn da unten am Wasser? Und vor allem, was sind das für zwei finstere Kerle, die auf ihn einreden?«
      Walter wandte den Blick in die Richtung des Steges. Seine Miene verdüsterte sich. »Das sind, wenn ich mich nicht irre, Waaka und Tiaki, zwei der jungen Burschen von Hone Hekes Leuten. Die beiden kommen aus Kaikohe und hängen wie die Kletten an ihrem Häuptling.«
      »Und was wollen sie von unserem Jungen?«
      Walter hob die Schultern. »Wenn ich das nur wüsste! Auf jeden Fall hat das nichts Gutes zu bedeuten. Die beiden Kerle sind mit Sicherheit in die Flaggenmastgeschichte verwickelt...«
      »Um Himmels willen, dann geh hin und hol den Jungen ins Haus! Ich möchte nicht, dass er mit solchen kriegerischen Kerlen verkehrt.«
      Walter zögerte. Ihm missfiel es ebenfalls, dass die beiden Burschen auf Matthew einredeten, und vor allem, wie aufdringlich sie waren. Matthew schüttelte nämlich die ganze Zeit über abwehrend den Kopf, während sie ihn regelrecht zu bedrängen schienen.«
      »Los, worauf wartest du noch? Oder soll ich den Bengeln Beine machen?«
      »Nein, nein, ich gehe schon, ich...«, seufzte Walter und machte sich widerwillig auf den Weg.
      Unbemerkt näherte er sich den drei jungen Maori, bis Matthew ihn erblickte. Er hat ein schlechtes Gewissen, schloss Walter aus dem erschrockenen Gesichtsausdruck seines Ziehsohnes.
      »Junge, was treibst du dich hier draußen herum, während Hochzeit gefeiert wird?«
      »Ich ... äh, also, ich wollte ...«, stammelte Matthew verlegen, doch da mischte sich Tiaki ein, der älteste und kräftigste der drei Burschen. »Sir, entschuldigen Sie«, säuselte er in bestem Englisch. »Wir wollten ihn nur dazu überreden, mit uns fischen zu gehen, aber er möchte nicht. Was meinen Sie, leihen Sie ihn uns für eine kleine Bootsfahrt aus?«
      Walters angespannte Miene glättete sich sichtlich, ja, er rang sich sogar zu einem Lächeln durch. »Nein, das ist heute leider nicht möglich. Seht ihr dort oben auf dem Hügel Misses

Weitere Kostenlose Bücher