Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Mission«, sagte der Hohepriester. »Ich habe Neuigkeiten für Euch.«
»Neuigkeiten?« Harnaks Stimme klang schärfer, als er beabsichtigt hatte. Es gab nur eine Neuigkeit, die er hören wollte, und der Ton des Hohepriesters machte ihm klar, dass er sie nicht bekommen würde.
»Ja. Ich bedauere, Euch mitteilen zu müssen …«, das Lächeln des Mannes verschwand unter einem Ausdruck blanken Hasses, »… dass der größere Diener seine Aufgabe nicht erfüllt hat.«
»Er ist … gescheitert?« Harnak glotzte den Mann ungläubig an. Und furchtsam. »Wie kann das sein? Ich habe den Diener gesehen! Nichts Sterbliches hätte ihm widerstehen können!«
»Leider gibt es eindeutige Beweise dafür, dass Ihr Euch irrt.« Die Augen des Mannes funkelten in dem dämmrigen Lagerhaus. »Ich weiß selbst nicht genau, wie das geschehen konnte, aber der Diener wurde vernichtet und Bahzell … lebt.« Er zuckte mit den Schultern und richtete einen viel sagenden Blick auf das Schwert an Harnaks Seite. »Sicher hat man Euch über diese Möglichkeit unterrichtet, Hoheit, sonst wäret Ihr wohl nicht hier.«
»Natürlich wusste ich, dass es … möglich war«, murmelte Harnak. »Aber ich hatte nicht erwartet … Ich fand es schwierig zu glauben, dass der Stachel des Skorpions sein Ziel verfehlen könnte.«
»Das hat er auch nicht, Eure Hoheit. Noch nicht jedenfalls, denn Ihr seid ja Sein wahrer Stachel, oder nicht?«
Harnak nickte knapp, da er seiner Stimme nicht traute, und der Hohepriester lächelte wieder eisig.
»Seid guten Mutes, Hoheit. Der Skorpion wird Euch zu dem führen, den Ihr sucht, und die Klinge, die Ihr tragt, wird nicht versagen. Er selbst wird an Eurer Seite durch sie kämpfen, und kein Sterblicher kann gegen Ihn bestehen, wenn Er das Schlachtfeld betritt. Dennoch fürchte ich, müsst Ihr Euch bald auf den Weg machen, wenn Ihr den Pferdedieb noch einholen wollt.«
»Ihr wisst, wo er ist?«
»Nein, aber ich weiß, wohin er will, und das ist beinahe ebenso gut.«
»Und?«, fragte Harnak.
»Eine Weile, Eure Hoheit, befand er sich in Gesellschaft einiger Feinde des Cultes von Carnadosa. Sie sagten uns zwar nicht, um wen es sich handelte, doch wir verfügen über unsere eigenen Quellen, einschließlich gewisser Wolfsbrüder, die auf sie gestoßen sind und dieses Zusammentreffen überlebten. Sie brauchen Euch nicht zu bekümmern, denn Bahzell ist nicht mehr bei ihnen. Die Carnadosaner kümmern sich jetzt wieder um ihre eigenen Angelegenheiten und überlassen uns die unsrigen. Aber wir sind gewiss, dass Bahzell sehr bald Alfroma erreichen wird.«
»Alfroma? Wo liegt das, und warum sollte Bahzell dorthin reisen?«
»Es liegt im Herzogtum von Jashân, Eure Hoheit, und warum er dorthin will, braucht Euch ebenfalls nicht zu belasten. Sollte er es allerdings erreichen, sind Eure Chancen, ihn zu töten, so gut wie erloschen, und das wird dem Skorpion … missfallen.«
Harnak schluckte und nickte.
»Ausgezeichnet«, fuhr der Hohepriester liebenswürdig fort. »Bahzell befand sich gerade am nördlichen Rand des Schiffholzes, als ihn der Diener abfing und vernichtet wurde. Das war vor zwei Tagen. Angesichts seines Wunsches, Alfroma zu erreichen, scheint es uns so gut wie sicher, dass er den Wald in südlicher Richtung durchquert. Wenn er den Dunkelwasserfluss erreicht,
kann er mit dem Schiff zu seinem Ziel segeln, aber das Schiffholz zu durchqueren, dürfte ihn Zeit kosten, Zeit, die Ihr gewinnt, um ihn einzuholen.«
»Aber wie soll ich ihn finden?« Harnak versuchte seine geheime Hoffnung zu verbergen, dass es dafür keine Möglichkeit gab. Doch der Hohepriester deutete auf sein Schwert.
»Der Skorpion wird Euch führen. Bedauerlicherweise haben die Wolfsbrüder derartig schwere Verluste bei ihren Versuchen erlitten, ihn zu ermorden, dass sie die Jagd aufgaben. Zwei von ihnen werden Euch jedoch bis Sindark am Dunkelwasserfluss begleiten. Falls Bahzell das Land und seinen eigenen Aufenthaltsort einigermaßen kennt, wird er sich zweifellos ebenfalls nach Sindark begeben, weil er dort am wahrscheinlichsten eine Passage flussaufwärts findet. Ihr könnt über die Hohen Straßen reisen, während er sich durch das Holz kämpfen muss. Ihr könnt ihn dort sehr gut abfangen. Falls nicht, befindet Ihr Euch auf jeden Fall westlich von ihm, das heißt, zwischen ihm und seinem Ziel, und könnt flussabwärts fahren, bis Ihr auf ihn trefft. Für die niederen Diener ist es zwar nach wie vor schwierig, ihn in der Wildnis
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