Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
haben, wo man sich befindet, kann einen schon verunsichern. Wenn du dich verirrt und uns im Kreis herumgeführt hättest, bis Churnazhs Patrouillen uns finden?«
»Ich verirre mich nicht, Kleiner«, grummelte Bahzell, »und ich wäre dir dankbar, wenn du das nicht vergisst. Außerdem hast du
ja deine kostbare Landkarte mitgeschleppt. Wer könnte sich unter diesen Umständen in einem derartig armseligen Wäldchen verlaufen?« Er unterstrich seine Worte mit einem lauten Schnauben und blickte über das verlassene Weideland auf die unwegsame Wildnis, die hinter ihnen lag. »Wenn du dich gern einmal verirren möchtest, kann ich dich auf die Ebene des Windes bringen und dich da ein oder zwei Wochen im Kreis herumführen.«
»Danke, nein.« Brandark rieb an einem Schmutzfleck auf seinem Knie, der seinen Bemühungen hartnäckig widerstand, bis er schließlich mit einer Grimasse aufgab.
»Warum beschleicht mich der Verdacht«, er deutete auf die Straße, »dass du dich keineswegs freust, sie zu sehen?«
»Vermutlich, weil du so ein überaus gerissenes Bürschchen bist, und ich so unglaublich leicht zu durchschauen bin.« Bahzell bohrte seine Stiefelspitze in das staubige Gras, bewegte seine Ohren langsam auf und ab und legte gleichzeitig die Stirn in Falten.
»Möchtest du mir das nicht erklären? Ich bin nur ein Stadtjunge – und wir Stadtjungen lieben Straßen. Ihr Anblick bereitet uns ungeheueres Wohlbefinden.«
»Tatsächlich?« Bahzells Augen glitzerten und er zuckte die Achseln. »So kompliziert ist das gar nicht, Brandark. Du hast mich vor drei Tagen eingeholt. Falls einer von Churnazhs Handlangern mittlerweile über meine oder deine Fährte gestolpert wäre, hätten wir sie wohl längst gesehen.«
»Und?«
»Du bist wirklich ein Stadtjunge«, schnaubte Bahzell. »Wenn ein Mann weiß, dass ihn feindlich gesonnene Spitzbuben verfolgen, ist das unwegsame Land der sicherste Ort für ihn, vor allem, wenn sie keiner Fährte folgen können. Straßen dagegen … Straßen sind für einen Mann auf der Flucht eine höchst heikle Angelegenheit. Sie führen einfach von hier nach dort, wie du siehst, und sie zappeln dabei auch nicht großartig herum. Churnazhs Patrouillen werden sie beobachten, vor allem, wenn sie überall sonst kein Glück gehabt haben.«
»Da könntest du Recht haben«, gab Brandark nach einer Weile zu, »aber ich fürchte, wir haben kaum eine andere Wahl, als
dieser hier zu folgen.« Er zupfte sich an seiner langen Nase. »Die Esganer sind ein misstrauisches Völkchen, und wir sind Hradani. Es wäre gar nicht gut, wenn sie auf die Idee kämen, wir wollten heimlich über ihre Grenze schleichen. Und das bedeutet, wir müssen ihr Land über eine Straße betreten, auf der wir uns einen Pass von einem ihrer Grenzposten ausstellen lassen können.«
»Aye.« Bahzell seufzte, stand auf und reckte sich, zog die Arbalest von seiner Schulter, hakte das gebogene Ende des Geißfußes über die Sehne und zog. Sein muskulöser Arm zitterte kurz vor Anstrengung, doch der stählerne Bogen spannte sich unter der Hebelkraft glatt.
»Irgendwie sieht diese Waffe besonders bösartig aus«, bemerkte Brandark, als die Sehne hinter dem Haken des Abzugs einrastete. »Das fand ich schon immer.«
»Das tut sie auch«, stimmte Bahzell ihm zu und hakte den Geißfuß wieder an seinen Gürtel, während Brandark ihn gequält anlächelte.
»Darf ich annehmen, dass diese martialischen Vorbereitungen auf ein gewisses Maß an Besorgnis deinerseits hindeuten?«
»Ich glaube«, erwiderte Bahzell und klappte den Verschluss des Bolzenköchers zurück, der an seiner Seite hing, »dass deine Karte gut ist und auch deine Schätzung der Entfernung nach Esgan stimmt. Obwohl es eine Karte der Blutklingen ist und du ein Stadtjunge bist, was die Wahrscheinlichkeit wiederum ein wenig mindert. Solltest du aber dennoch richtig liegen, sind wir höchstens noch ein oder zwei Werst von der Grenze entfernt. Wenn ich einer von Churnazhs Handlangern wäre …«
»… würdest du es dir da gemütlich machen und auf uns warten«, beendete Brandark den Satz für ihn.
»Genau das würde ich tun.« Bahzell nickte und Brandark seufzte.
»Wenigstens haben die nicht so unschöne Waffen wie das da«, meinte er und deutete mit dem Kinn auf die Arbalest, während er sich wieder in den Sattel schwang. Bahzell klatschte mit der flachen Hand stolz auf die Armbrust.
»Allerdings nicht«, stimmte er ihm mit einem breiten Lächeln zu, das eher einem
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