Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
»Danke. Ich glaube, es wäre ein bisschen unschön geworden, wenn Ihr nicht zufällig vorbeigekommen wärt.«
»Ich bin nicht ›zufällig‹ vorbeigekommen«, erwiderte der Sergeant. »Der Bürgermeister war alles andere als glücklich über Euren Besuch und hat uns gebeten, Euch im Auge zu behalten.« Er deutete auf die Waffen, die sein Untergebener hielt. »Jetzt versteht Ihr wohl auch, warum.«
»Sergeant«, begann Brandark, »ich versichere Euch …«
»Ihr braucht mir nichts zu versichern, Lord Brandark«, unterbrach ihn der Sergeant. Er verwendete den respektvollen Titel ohne jeden Unterton von Ironie und Brandark hob eine Augenbraue. »Ich habe gehört, dass Ihr früher schon einmal hier gewesen und allen Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen seid.
Und es ist vollkommen offensichtlich, dass auch Euer Freund diesen Streit nicht angefangen hat.« Der Sergeant verzog amüsiert die Lippen. »Ich vermute stark, dass Falderson nicht nur ein paar gebrochene Knochen davongetragen hätte, wenn das anders gewesen wäre. Aber es bleibt die Tatsache bestehen, dass Kreuthz keine Hradani mag. Wir sind eine ländliche Grenzstadt, und es sind noch nicht ganz dreißig Jahre verstrichen, seit sie bei einem Überfall der Hradani bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde. Die Landbevölkerung kann sich eines ausgezeichneten Gedächtnisses rühmen, und außerdem …« Er brach ab und zuckte mit den Schultern. Bahzell verstand jedoch auch so, was der Sergeant nicht aussprechen mochte.
»Unter den gegebenen Umständen denke ich«, fuhr der Mann fort, »wäre es das Beste, Lord Brandark, Ihr und Euer Freund würdet weiterziehen. Ich will nicht despektierlich erscheinen und mir ist auch klar, dass Ihr über Passierscheine verfügt. Darüber hinaus weiß ich, dass keiner von Euch vorhat, Unruhe zu erregen. Das Problem ist, dass Ihr gar auch keine erregen müsst, Ihr bedeutet selbst schon Unruhe. Und das hier ist meine Stadt.«
Bahzell legte die Ohren an, biss jedoch die Zähne zusammen, um seinen Zorn im Zaum zu halten, und warf Brandark einen schnellen Seitenblick zu. Die Blutklinge erwiderte den Blick und zuckte mit den Schultern. Bahzell stieß verächtlich die Luft aus, sah wieder den Sergeanten an und nickte grimmig.
»Danke.« In der Stimme des Sergeanten schwang so etwas wie Verlegenheit mit, aber er entschuldigte sich nicht. Er blickte auf die untergehende Sonne. »Ich würde sagen, Ihr habt noch etwa eine Stunde Licht, Lord Brandark. Der Gastwirt wird Euch ein Abendessen zubereiten. Sagt ihm, er soll es auf meine Rechnung setzen. Aber ich würde Euch dringend empfehlen, es dann im Sattel zu verzehren.«
Er nahm so etwas wie Haltung an, nickte und winkte daraufhin seinem Untergebenen. Dann marschierten die beiden Gardisten durch das Tor des Gasthauses und ließen Bahzell und Brandark in der Mitte des ruhigen, verlassenen Hofes stehen.
7
D ER TORPOSTEN warf ihnen einen scharfen Blick zu, als sie durch das Kutschertor nach Esgfalas ritten. Bahzell erwiderte den Blick gereizt, verkniff sich jedoch jeden Kommentar. Kreuthz lag einige Tagesreisen hinter ihnen, und er hatte es geschafft, seinen Groll über die Ereignisse dort in den Griff zu bekommen. Doch die tief sitzende Feindseligkeit, die ihnen überall entgegenschlug, war in gewisser Weise schlimmer als alles, was er in Navahk hatte ertragen müssen. Seine Feinde dort hatten wenigstens einen verständlichen Grund für ihre Ablehnung.
Zwar ließ die Heftigkeit des Hasses nach, je weiter sie sich von der Grenze entfernten. Was blieb, war jedoch beinahe noch schlimmer. Es war kalt und ungreifbar wie Rauch und schien überall zu schweben, ohne jedoch die Rechtfertigung alter Erinnerungen der Grenzbevölkerung zu haben. Es entsprang nichts, was Brandark oder er selbst oder die Plünderer Churnazhs getan hatten, sondern wurde lediglich von dem ausgelöst, was und wer sie waren.
Der Wachposten kontrollierte umständlich ihre Passierscheine, während sich Bahzell mit verschränkten Armen an sein Packpferd lehnte. Der Wallach schnaubte müde und drehte dann den Kopf, um an dem Ohr des Hradani zärtlich zu knabbern. Bahzell rieb ihm die Stirn, während er Esgfalas betrachtete, soweit er die Stadt durch das Tor erkennen konnte.
Esgan war ein Menschenreich, und Bahzell wusste, dass sich die kurzlebigeren, fruchtbareren Menschen in dichteren Bevölkerungen zusammendrängten, als sein eigenes Volk es erträglich fand. Aber seine Lehrer hatten ihm auch erzählt, dass Esgan
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