Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Diensten sein können?«
»Ihr habt mir verschwiegen, wie charmant Euer Freund ist«, sagte sie leise zu Bahzell, der ihre Bemerkung mit einem gereizten Schnauben quittierte.
»Aye, charmant ist er.«
»Natürlich bin ich das.« Für ihren Gast zog Brandark den zweiten wackligen Stuhl unter dem ebenso baufälligen Tisch hervor. Zarantha ließ sich hoheitsvoll darauf nieder und die Blutklinge sah Bahzell erwartungsvoll an. »Nach dem Zustand deiner Hand zu urteilen bist du wieder in deine alten Laster verfallen. Würdest du mir vielleicht verraten, welchen Schlamassel du uns diesmal eingebrockt hast?«
Brandark nahm die Erklärung weit besser auf, als Bahzell befürchtet hatte, aber trotzdem war sich der Pferdedieb nicht sicher, ob die Lachsalven seines Freundes bei der Beschreibung des Kampfes wirklich einer Strafpredigt vorzuziehen waren. Die Schilderung der Warnungen des Sergeanten vor ni’Tarth ernüchterten Brandark immerhin etwas, doch bei der Enthüllung, dass er und Bahzell jetzt ins Reich des Speeres reisten, zuckte er nur gleichmütig mit den Schultern.
»Du hast ja gesagt, dass du nach Osten wolltest«, sagte er leise, »und du hast eine bemerkenswerte Art, deine Abreise zu – wie soll ich sagen – beschleunigen, stimmt’s?« Bahzell gab einen erstickten Laut von sich und Brandark lachte. »Ja, hast du. Ich glaube, ich fühle eine Inspiration kommen.«
»O nein. Nein, das fühlst du nicht!«, sagte Bahzell hastig.
»O doch, das fühle ich!« Brandark warf ihm einen funkelnden Blick zu. »Ich glaube, ich nenne mein neues Epos … Die Ballade von Bahzell Bluthand. Wie klingt das?«
»Nach einem ausreichenden Grund für einen Mord.«
»Unsinn! He, ich mache dich berühmt, Bahzell! Wohin du dich auch wendest, die Menschen werden schon vorher von deinen heroischen Taten und deinem Edelmut wissen!«
»Du solltest diese Idee besser noch einmal überdenken, solange du zwei gesunde Hände hast, mit denen du schreiben kannst«, grollte Bahzell, aber seine Lippen zuckten, und Zarantha
lachte erneut. Dann wurde der Pferdedieb jedoch wieder ernst. »Aye, das ist ja alles ganz schön und gut, Brandark, aber wir stecken wieder bis zum Hals im Schlamassel, und ich habe uns dort hineinmanövriert.«
»Sag das nicht. Es ist auch meine Schuld. Immerhin weiß ich ja, was du anstellst, wenn ich nicht auf dich aufpasse.«
»Wirst du nun endlich ernst?«, verlangte Bahzell. Aber Brandark lachte nur, und der Pferdedieb kehrte ihm den Rücken zu, während er sich zu Zarantha umdrehte. »Ihr habt mich wirklich fein in die Falle gelockt!«, fuhr er sie finster an. »Aber ich will erst ein bisschen mehr über Euch erfahren, bevor wir zur Südsteppe aufbrechen.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen«, erwiderte sie gelassen. »Mein Vater ist Caswal Hûrâka. Die Hûrâkas genießen einen gewissen Ruf, jedenfalls in ihrer Gegend, obwohl es sicherlich nicht der größte Stamm der Shâloan ist. Mein Vater wollte schon immer, dass ich ordentlich erzogen werde.«
»Ein adliger Speermann, der seine Tochter zu den Axtmännern schickt, damit sie dort erzogen wird?«, hakte Brandark nach, und Zarantha schenkte ihm ein Lächeln.
»Wie ich sehe, wisst Ihr etwas über uns Speermänner, Lord Brandark.«
»Nennt mich schlicht Brandark, da wir ja offenbar für Euch arbeiten«, erwiderte die Blutklinge, sah sie jedoch weiterhin eindringlich an, bis Zarantha mit den Schultern zuckte.
»Wie gesagt, die Hûrâka sind nicht der größte Stamm der Shâloan, und Vater hatte immer … besondere Vorstellungen und keinen Sohn. Meine Mutter ist tot, er hat vor zwei Jahren noch einmal geheiratet, also könnte sich das noch ändern, aber bis jetzt bin ich die Älteste und Thronfolgerin. Natürlich würde mein Ehemann den Titel und die dazugehörigen Ländereien erben, nicht ich. Aber dennoch …«
Sie zuckte erneut mit den Schultern, und Brandark nickte, obwohl seine Neugier sichtlich nicht gänzlich befriedigt war.
»Warum hätte er mich nicht zu den Axtmännern schicken sollen? Es bestehen zwar immer noch Spannungen zwischen den
beiden Reichen, aber wie Ihr selbst richtig sagtet, ich bin nur eine älteste Tochter. Selbst der patriotischste Speermann muss jedoch zugeben, dass die Schulen der Axtmänner besser sind als unsere, und außerdem …«, ein bitterer Unterton schlich sich in ihre Stimme, »gibt niemand viel darauf, wo eine Tochter erzogen wird.«
Sie schwieg und warf dann ihren Kopf leicht in den Nacken. »Jedenfalls
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