Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
hat er mich heimlich nach Beilhain geschickt. Ich versichere Euch, dass er Euch wirklich alle Kosten ersetzt, die Ihr meinetwegen habt, und Euch gut dafür belohnt, wenn Ihr mich sicher nach Hause bringt.«
Bahzell beschlich das ungute Gefühl, dass sie vieles unausgesprochen ließ, schaute jedoch nur Brandark an, und die Blutklinge zuckte mit den Schultern. Nach außen hin jedenfalls schien sein Freund Zaranthas Geschichte zu akzeptieren, aber ganz klar war das nicht. Bahzell selbst schien zwar geneigt anzunehmen, dass zumindest alles, was sie erzählt hatte, stimmte, was jedoch nicht bedeutete, dass dies die ganze Wahrheit war. Möglicherweise hatte Zarantha sie vielleicht ja auch ein wenig geschönt.
»Wenn der Sergeant Recht hatte«, meinte er nach einer langen Pause, »sollten wir besser möglichst rasch aufbrechen.« Er warf Zarantha einen skeptischen Blick zu. »Könnt Ihr Euch auf einem Pferd halten, wenn wir Euch in den Sattel helfen … Lady?«
Sie senkte sittsam den Blick, aber ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Ich glaube schon«, erwiderte sie demütig. »Wenn es Euch jedoch nichts ausmacht, reite ich lieber auf meinem Maultier. Vater hat es mir geschenkt, es ist ein wirklich gutes Reittier. Außerdem habe ich ein Packmaultier und noch ein weiteres für meine Zofe, Rekah.«
Bahzell musterte ihren Scheitel, als sie den Kopf senkte, und ihm fiel auf, dass ihr dunkles, glänzendes Haar ebenso makellos sauber war wie es ihre verschlissene Kleidung gewesen war, bevor ni’Tarths Schläger sie angegriffen hatten. Der Gedanke, ein
Vater könne so arm sein, dass er seine Tochter mit einem Maultier in ein fremdes Land schickte, ohne ihr ein Pferd mitzugeben, stimmte ihn zwar traurig, aber auf Reisen gab es Schlimmeres als Maultiere. Sie waren zäh, lebten von Futter, das ein Pferd niemals ernährt hätte, und auch wenn er niemals ein Maultier gesehen hatte, das ihn hätte tragen können, musste er doch zugeben, dass sie klüger waren als Pferde.
»Aye, damit habe ich keine Probleme«, erwiderte er. »Ihr habt gesagt, dass Ihr noch einen Leibgardisten habt. Reitet er auch auf einem Maultier?«
»Aber nein! Tothas besitzt ein exzellentes Pferd.« Ihre Stimme klang so beruhigend, dass Bahzell sofort Verdacht schöpfte. Dann hob sie den Kopf und erwiderte seinen Blick ernst. »Wie ich Euch schon sagte, ist unser Problem, dass wir beraubt wurden, als er krank war. Ich konnte zwar unsere Logis und die Stallgebühren zahlen, aber für Proviant für die Reise …«
Sie hob die Hände mit den leeren Handflächen und Bahzell warf Brandark einen resignierten Blick zu. Die Blutklinge zuckte nur mit den Schultern, öffnete die Börse und zählte eine Hand voll Münzen auf den wackligen Tisch. Bahzell seufzte und tat es seinem Freund nach.
Sie stapelten ihr restliches Geld auf einen Haufen, und Bahzell lehnte sich zurück, während Brandark es zählte. Er kannte den Wert der fremden Münzen besser und sortierte sie geschickt, während Zarantha mit gefalteten Händen im Schoß dasaß und mit sorgenvoller Miene zuschaute. Allerdings hatte Bahzell das merkwürdige Gefühl, dass sie in Wirklichkeit weniger besorgt war, als sie den Anschein machte. Was ihn ärgerte. Er hatte noch nie eine Landkarte vom Reich des Speers gesehen, jedenfalls keine, der er vertraut hätte. Aber es war mindestens anderthalb mal so groß wie das Reich der Axt und erheblich dünner besiedelt. Der Gedanke, dieses riesige Gebiet in dieser Jahreszeit mit knappen Vorräten zu durchqueren, wirkte alles andere als erheiternd, ganz gleich, was Zarantha denken mochte.
Brandark war fertig mit Zählen, schob alle Münzen wieder in seine Börse und lehnte sich nachdenklich auf dem Stuhl zurück.
»Wir haben genug, glaube ich«, sagte er nach einem Augenblick. »Zwar nicht viel, aber genug, vorausgesetzt allerdings«, fügte er mit einem scharfen Blick auf Zarantha hinzu, »dass Ihr und Eure Bediensteten eine ausreichende Ausrüstung für die Reise habt.«
»Das haben wir«, versicherte sie ihm.
»In diesem Fall«, Brandark sah Bahzell an, »sollten wir überlegen, wo wir die Dinge kaufen, die wir noch benötigen. Wenn dieser ni’Tarth wirklich so mächtig ist, wie der Stadtwächter gesagt hat, wird es nicht lange dauern, bis er von den Vorkommnissen erfährt. Unter diesen Umständen würde ich lieber so rasch wie möglich aufbrechen.«
»Du willst losreiten und den Proviant unterwegs kaufen?«, erkundigte sich Bahzell skeptisch, und Brandark
Weitere Kostenlose Bücher