Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Lagerplatz entdeckte. Ein Dickicht aus Pinien und Tannen bot einen harzig duftenden Windschutz und lieferte genug Feuerholz, und der Bach, der hindurchfloss, versorgte sie mit Frischwasser. Bahzell akzeptierte dankbar den Vorschlag des Speermannes.
Seine neue Gefährten hatten sich gut gehalten und waren sein forsches Tempo mitgegangen, und auch das Lager schlugen sie überraschend geschickt auf. Rekah mochte ein bisschen aufgeregt sein und hatte entschieden zu viele romantische Balladen gehört, aber darüber hinaus war sie eine ausgezeichnete Köchin und übernahm sofort das Kommando über die Feuerstelle, nachdem Brandark und Tothas sie ausgehoben hatten. Bahzell und Zarantha kümmerten sich derweil um die Pferde und Maultiere, und die Geschicklichkeit, mit der Zarantha zu Werke ging, bestätigte
Bahzells Vermutung, dass sie vermutlich schon im Sattel gesessen hatte, bevor sie laufen konnte. Dass sie eine vornehme Adlige war, hielt sie außerdem nicht davon ab, alle Aufgaben zu erledigen, die anfielen. Während Brandark und Bahzell Brennholz sammelten und Tothas sich um das Feuer kümmerte, schälte sie Kartoffeln und Karotten für ihre Zofe, ohne auch nur mit einem Naserümpfen anzudeuten, dass es unter ihrer Würde sein könnte.
Das Essen schmeckte so köstlich wie es duftete, und niemand machte Anstalten, anschließend noch am Feuer sitzen zu bleiben. Sie hatten etwa vierzig Meilen zwischen sich und Riverside gelegt, und alle waren erschöpft. Doch die Möglichkeit, dass ni’Tarth ihnen Verfolger auf die Fährte gesetzt haben könnte, hielt Bahzells Vorsicht wach. Niemand widersprach seiner Entscheidung, Wachen aufzustellen. Freilich protestierte aber Tothas, als Bahzell drei Wachschichten einteilte und Zarantha und Rekah bat, die dritte zu übernehmen, ohne den Speermann zu berücksichtigen. Nach einer ruhigen Zurechtweisung von Zarantha verstummte er jedoch. Bahzell hätte gern gewusst, was sie ihm gesagt hatte, aber sie hatte den kurzen Befehl in einem melodischen Dialekt geäußert, den nicht einmal Brandark kannte. Jedenfalls tat er seine Wirkung, und Tothas wickelte sich ohne einen weiteren Kommentar in seine Schlafdecken.
Die Nacht verlief bis auf die üblichen, chaotischen Träume, die Bahzell quälten, ereignislos. Am frühen Morgen wachte der Pferdedieb von einem leisen, schrecklich krächzenden Geräusch auf. Er rollte sich herum, richtete sich auf … und senkte mitfühlend die Ohren, als er die Quelle dieser Geräusche erkannte.
Tothas saß zusammengekauert auf seinen Decken und hustete sich förmlich die Lunge aus dem Leib. Rekah schaute ängstlich zu und Zarantha saß neben ihm. Der Speermann kämpfte gegen die krampfhaften Anfälle an und versuchte, das Geräusch mit einer Faust zu ersticken, deren Knöchel weiß vor Anstrengung waren. Zarantha hielt seinen abgezehrten Körper in ihren Armen und drückte mit einer Hand seinen Kopf gegen ihre Schulter. Auf ihrem Gesicht zeigte sich statt ihrer üblichen schalkhaften Miene
ein Ausdruck stummer Qual, und sie streichelte den Mann zärtlich, während sie ihm leise aufmunternde Worte ins Ohr flüsterte. In ihren Augen schimmerten Tränen, als ihr Blick dem des Pferdediebes begegnete. Doch es lag auch Ärger darin, nicht über Bahzell, sondern auf das oder den, der für Tothas’ Zustand verantwortlich war. Außerdem erkannte der Hradani die schweigende Bitte auf ihrer Miene, und er sah sie lange an. Dann nickte er, legte sich wieder hin und kehrte Tothas den Rücken zu, während dieser seinen einsamen Kampf focht.
Der schreckliche Husten des Leibgardisten dauerte noch etwa eine Viertelstunde, bevor er sich endlich legte. Aber als Bahzell zwanzig Minuten später tat, als wachte er auf, zeigte das Gesicht des Speermannes keinerlei Regung. Als er am nächsten Morgen sein Pferd etwas gemächlicher sattelte, machte ihm Bahzell deswegen keinen Vorwurf. Das brachte er nicht über sich. Mochte ihm Zarantha auch etwas vorspielen, ihre Fürsorge für ihren Leibgardisten zerstreute Bahzells Bedenken. Zudem respektierte er Tothas’ Tapferkeit, als der Speermann schließlich sein Pferd bestieg, als wäre nichts passiert. Seine Weigerung, sich bemitleiden zu lassen, konnte gerade ein Hradani sehr gut respektieren.
In Kor Keep füllten sie ihre Vorräte auf.
Sie waren für die Wucherpreise, die man den Hradani zweifellos abknöpfen würde, zu arm, also schickten Bahzell und Brandark die Menschen mit ihren spärlichen Geldmitteln los. Zarantha erledigte
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