Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
ihre Aufgabe weit besser, als sie gehofft hatten. Als sie zurückkehrte, war das Packmuli so schwer beladen, dass es widerwillig die Ohren anlegte, und Zarantha hatte trotz ihrer vielen Einkäufe nur etwa ein Drittel des Geldes aus Brandarks Börse ausgegeben. Die Blutklinge warf Bahzell einen viel sagenden Blick zu, reichte ihr die Börse zurück und ernannte sie zu ihrem offiziellen Schatzmeister.
Darüber hinaus hatte sie noch einige zusätzliche Decken und genug Säcke mit Hafer erwerben können, um ihre Reittiere zu versorgen, die nur selten grasen konnten. In Bahzell keimte so
etwas wie Zuversicht auf. Zwar würde die Reise nach wie vor höchst unerfreulich verlaufen, aber immerhin schien es gewisse Vorteile zu haben, sie mit einer verarmten Edelfrau zu unternehmen. Zarantha drehte jeden Kormack so lange um, bis er ganz abgegriffen war.
Das Wetter blieb auch in den nächsten Tagen klar, aber die Nächte wurden spürbar kälter. Tothas litt derweil ständig unter Schmerzen.
Abgesehen von gelegentlichen Hustenanfällen, von denen glücklicherweise nur wenige so schwer waren wie der erste, hielt er sie jedoch weder auf noch beschwerte er sich, und Bahzell musste einräumen, dass er noch nie einen tapfereren Mann erlebt hatte. Die Krankheit des Speermannes zwang zu einem erschöpfenden Kampf, der selbst mehr Furcht einflößte als jede Schlacht, die Bahzell bisher erlebt hatte. Doch Tothas focht mit einem unerschütterlichen Mut, und Bahzell musste überrascht zugeben, dass er stolz war, ihn seinen Freund nennen zu dürfen.
Was ihm leichter fiel, als er nach Zaranthas raffiniertem Manöver angenommen hatte. Tothas sprach nur selten, aber was er sagte, hatte Hand und Fuß. Und seine große Ergebenheit Zarantha gegenüber wusste jeder loyale Hradani zu schätzen, wie auch seine unbeirrte und klaglose Tapferkeit sowohl Brandark als auch Bahzell für ihn einnahm.
Doch noch etwas gefiel Bahzell an Tothas, etwas an seiner Haltung, und was es war, dämmerte dem Pferdedieb erst, als sie Kor Keep hinter sich gelassen hatten und unterwegs zum Herzogtum von Carchon waren. Der Speermann hatte ihn nie als Hradani betrachtet, sondern nur als einen Mann, den er nach seinen Verdiensten einschätzte, ohne Vorurteile und ohne Voreingenommenheit.
Es war das erste Mal, dass jemand – einschließlich Hartans – sich so verhielt, seit Bahzell Navahk verlassen hatte, und einen kurzen Moment lang nahm er ihm das übel, als wäre Tothas’ Ergebenheit eine Art heimliche Verachtung. Als Bahzell merkte, wie unehrenhaft sein Verdacht war, schämte er sich, denn Tothas
verhielt sich nie verächtlich. Stattdessen legte er an jeden dieselben hohen Maßstäbe an, an denen er auch sich selbst maß, und urteilte nie vorschnell. Er hatte die beiden Hradani mehrere Tage beobachtet, bevor er sein Urteil über sie fällte, und dann akzeptierte er Bahzells Führungsrolle mit derselben unbeirrbaren Unterstützung, wenn nicht sogar Ergebenheit, die er auch Zarantha gegenüber an den Tag legte.
Er vertraute den beiden Hradani, was jedoch ein zweischneidiges Schwert war. Wenn jemand einem vertraute, musste man sich dieses Entgegenkommens als würdig erweisen, und für Bahzell verwandelte Tothas’ Loyalität ihm gegenüber die Vereinbarung zwischen ihnen, die er aus purer Zweckmäßigkeit eingegangen war, in etwas weit Verbindlicheres. Dennoch befriedigte es ihn auf eine merkwürdige Art und Weise und verlieh ihm ein Gefühl von Zugehörigkeit, als hätte sein Handeln schon deshalb einen Wert, weil er es für gute Menschen tat.
Und es waren gute Menschen, ganz gleich, was sie verheimlichen mochten.
Ganz gleich wie beschwerlich der Weg war und wie müde Zarantha sein mochte, Bahzell hatte noch keine einzige Klage aus ihrem Mund gehört. Gemeinsam mit Brandark sorgte sie außerdem dafür, dass er sich nicht langweilte. Sie half der Blutklinge sogar dabei, die verdammte Komposition zu verbessern. Die beiden teilten fast in jeder Nacht den anderen die Früchte ihrer Mühen mit, und es war nur ein kleiner Trost, dass Brandark ihr wenigstens das Singen überließ.
Rekah dagegen war launischer und hatte ihre schlechten Zeiten, vor allem, als die Nächte allmählich kälter wurden. Aber sie tat das Ihrige und vielleicht auch etwas mehr, denn wie mürrisch sie abends auch gewesen sein mochte, sie war früh am nächsten Morgen auf und bereit für den nächsten Tag, ganz gleich, wie ungemütlich er auch werden mochte.
Und dann war da noch Tothas. Dem
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