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Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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tun!«, fuhr Philipp auf.
    »Ja, und für dich schäme ich mich auch«, sagte Corinna spitz. Philipp schmiss die Gabel hin, stand auf und verließ die Wohnung. Die Tür schmetterte er zu, und nun wussten auch alle anderen Familien im Haus, dass bei Bergers wieder gestritten wurde.
    Währenddessen saß Paul am Tisch und schaufelte Nudeln in sich hinein, und als gerade keiner hinsah, streckte er Sonja die Zunge heraus.

D
ie »Hell’s Devils«
    In dieser Nacht konnte Sonja lange nicht schlafen. Hellwach lag sie in ihrem Bett, starrte die Decke an und dachte über die letzten zwei Tage nach. Es waren die schlimmsten zwei Tage ihres Lebens gewesen, aber auch die seltsamsten. Es war, als hätte jemand einen Stein in einen Teich geworfen: Alles war in Aufruhr geraten, und für ein paar Augenblicke spiegelte das Wasser nicht die wirkliche Welt, sondern etwas Fremdes, Zerrissenes. Es machte ihr Angst, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie morgen wieder in den Wald fahren würde. Trotz des Ärgers mit Melanie und ihren Eltern. Trotz der ewigen Drohung der Erwachsenen. Sie musste einfach das graue Pferd wiederfinden ... und seinen Schutzgeist, der sich nur in Spiegelbildern zu zeigen schien oder dann, wenn man nicht richtig hinsah.
    War es wirklich ein Geist? Bisher kannte sie nur Geister, die aus Bettlaken und Ketten bestanden. Von Tiergeistern hatte sie noch nie etwas gehört. Gab es so etwas wirklich? Oder war sie ganz einfach verrückt geworden? Aber sie fühlte sich doch nicht verrückt.
    Und wie konnte sie sich mit Melanie versöhnen? Sie hatte Melanie beleidigt und in Schwierigkeiten gebracht – andererseits wäre das alles nicht passiert, wenn Melanie sie gestern nicht so schäbig behandelt hätte. Aber danach hatte sie zweimal angerufen ... wirklich nur, um sich ein »Alibi« zu besorgen? Nein, zumindest beim ersten Mal bestimmt nicht. Und sie war in den Wald gefahren – doch sicher, umSonja zu suchen? Also hatte sie sich auch versöhnen wollen und irgendetwas war dazwischengekommen. Sonja erinnerte sich daran, dass Melanies Mutter etwas von einem verletzten ausländischen Jungen gesagt hatte. Wenn sie doch nur wüsste, was da passiert war! Sie würde Melanie am Montag in der Schule danach fragen. In der Schule konnten sie sich ja nicht aus dem Weg gehen. Sie würden sich aussprechen und dann war alles wieder in Ordnung. Sie würden das graue Pferd gemeinsam suchen.
    Ein Moped knatterte die stille Straße entlang, hielt vor dem Haus, und der Motor verstummte. Das war Philipp, der erst jetzt zurückkam. Sonja warf einen Blick auf ihren Wecker. Halb zwei. Leise stand sie auf und tappte zur Wohnungstür. Als sie hörte, wie die Haustür auf- und wieder zugeschlossen wurde, zog sie die Kette von der Wohnungstür und öffnete sie lautlos. Philipp sollte nicht merken, dass der Vater ihn ausgesperrt hatte. Sie ließ die Tür angelehnt und zog sich bis zu ihrer Zimmertür zurück. Dort blieb sie stehen und wartete.
    Philipp kam im Dunkeln herauf, blieb vor der Wohnungstür stehen und fummelte mit seinem Schlüssel herum, bis er merkte, dass die Tür offen stand. Dann gab er ihr einen kleinen Schubs, kam herein und zuckte zusammen, als er Sonja entdeckte. »Wieso bist du noch wach?«, zischte er nicht sehr freundlich.
    »Ich kann nicht schlafen.«
    »Geh ins Bett! Wir haben schon genug Ärger!«
    Wenigstens sagte er »wir« und nicht »du«. Sonja fasste ein wenig Mut, und als er in die Küche ging, folgte sie ihm.
    Philipp holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und trank sie leer, ohne Sonja zu beachten. Erst danach seufzte er. »Also schön. Was ist?«
    »Philipp ...«
    »Mhm?«
    »Woher wusstest du, dass der Waldhof zugemacht hat?«
    »Stand heute Morgen in der Zeitung.«
    »Aber du hast nichts gesagt, als ich losgefahren bin.«
    »Stimmt.«
    »Warum nicht?«
    »Soll ich der Hüter meiner Schwester sein?« Er grinste, aber als Sonja ihn nur stumm anstarrte, seufzte er wieder. »Du bist gestern auch hingefahren. Also hattest du es schon selbst gemerkt. Und als du heute Morgen so getan hast, als wäre alles in Ordnung, habe ich mir gedacht, dass du einen guten Grund dafür hättest. Was sollte ich also sagen?«
    Sonja schwieg.
    Philipp warf ihr einen Blick zu. »Es war nicht alles in Ordnung, hm?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf. Verflixt, sie wollte doch nicht heulen!
    »Was war denn?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. Sie konnte es ihm nicht sagen. Nicht hier in der Küche.
    Philipp überlegte und sagte dann:

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