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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geheul der Wilden. Ich durfte meine Lady nicht neuen Gefahren aussetzen, suchte also schnell ein gutes Versteck für sie, ließ die Pferde bei ihr und rannte nach dem Kampfplatze. Die Dragoner hatten sich tapfer gewehrt, aber die Touristen waren weder Kriegs-noch Westmänner, sie schossen beharrlich daneben. Doch
cheer up,
meine Büchse begann, ein Wort mitzusprechen, und schon nach kurzer Zeit machten sich die Roten aus dem Staube. Es hatte Opfer gekostet. Zwei Dragoner und drei Touristen waren tot und leidlich viele verwundet. Ich selbst hatte ein Kugelloch im Schenkel und einen tüchtigen Streifer über der Hüfte. Dennoch ritt ich zurück, um die Miß, um welche es große Sorge gab, zu holen. Ihr Vater war auch blessirt, er hatte einen Pfeil in die Schulter erhalten, ein ziemlich unangenehmes Ding für einen, der nicht Westmann ist.«
    »Natürlich sah ich nun auch nach dem Häuptlinge. Er lag noch wie tot am Wasser und wurde heraufgezogen; das Singen war ihm schlecht bekommen. Später kam er zu sich und wurde gut gefesselt, um als Geisel bei uns zu bleiben und dann von den Dragonern mit nach Old Fort genommen zu werden. Ich wurde jetzt aus anderen Augen betrachtet. Man nannte mich den Retter nicht nur der Lady, sondern der ganzen Gesellschaft, wogegen ich mich auch gar nicht sträubte. Tausendmal lieber aber waren mir die Blicke, mit denen die Augen der Miß immer und immer wieder auf mir ruhten. Und ich – nun ich hätte mir ihr schönes, liebes Gesicht bis in alle Ewigkeit hinein betrachten können; aber dazu gab es keine Zeit. Die Toten mußten begraben, die Verwundeten verbunden werden. Diese letzteren waren der Pflege bedürftig, aber wir durften der Rachsucht der Indianer wegen nicht am Kai-p’a bleiben. Wir machten uns also, so gut es ging, nach Fort Aspen, der nächsten bewohnten Stelle, wo wir gute ärztliche Behandlung fanden. Bent Harrison that es nicht anders, ich mußte in einem Zimmer mit ihm liegen und mich ebenso wie er von Amely pflegen lassen. Sie hat alles mögliche gethan, aber ich kalkulire, daß ich doch mehr aus purer Liebe so schnell wieder auf die Beine gekommen bin. Ich war überglücklich, als ich von ihr erfuhr, daß sie mir den Kuß da draußen am ›singenden Wasser‹ nicht übel genommen habe, und als das ihr Vater erfuhr, war er der Meinung, daß sie mir das auch fernerhin beweisen müsse –
all by all,
sie hat mir gesagt, daß sie lieber ihre schönen, guten Augen für immer auf mir ruhen lassen, als die Squaw des ›Großen Messers‹ werden wolle, und hat den armen Scout zu einem Mann gemacht, der fast gar nicht weiß, wohin und wo hinaus mit seinem Glück. Oder nicht, Amely?«
    Bill ist mit seiner Erzählung zu Ende und blickt bei seiner Frage strahlenden Auges zu seiner »Lady« hinüber. Diese erhebt sich, kommt zu ihm herüber, legt ihre Wange an die seinige und antwortet:
    »
My darling,
ich muß Dir ja gehören, weil ich ohne Dich verloren gewesen und sicherlich gestorben wäre.«
    »Beim Himmel,« ruft da Jim gerührt, »Du brauchst gar keine Silbermine, um glücklich zu sein!«
    »Nein, wirklich nicht, mein alter Jim. Die Mine ist ganz überflüssig, sie macht uns schwere Sorgen, denn es fehlen uns die Hände, täglich so einen Haufen Dollars abzuzählen. Darum sind wir gekommen, um euch abzuholen. Wollt ihr uns helfen?«
    Da springt Jim auf, schleudert mit dem Fuße seinen Schemel fort und jauchzt:
    »Sofort, sofort! Frau, Kinder, die Not hat ein Ende. Laß Dich umarmen, alter Bill! In Zukunft werden wir jährlich einmal nach den Bighornbergen wandern, um Deinem ›singenden Wasser‹ unsern Dank zu bringen!«

Jagd auf wilde Truthühner in Texas
    Das beste, was von dem wilden Truthahn gesagt werden kann, ist, daß er einer der schmackhaftesten eßbaren Vögel ist; viel Intelligenz, diesem Schicksal zu entgehen, beweist er nicht.

    Jagd auf wilde Truthühner bei Mondschein.
    In der guten alten Koloniezeit fing man den Truthahn auf mancherlei Art. Die eine Methode bestand darin, daß man eine hausähnliche Falle errichtete, deren unterer Teil offen gelassen wurde. Dann wurde eine Spur von Welschkorn gelegt, welcher der Truthahn vertrauensvoll folgte bis inseits der Hütte, wo ihn dann sein Schicksal erreichte. Den Ruf des Vogels nachzuahmen und ihn so aus seinem Versteck zu locken, war auch eine beliebte Jagdmethode.
    Truthühner in der Balzzeit zu schießen, wie unsere Zeichnung es darstellt, kann eigentlich kaum mehr Sport im höheren Sinn des Wortes genannt

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