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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und die sonstigen Angaben bitten.«
    »Die sollen Sie haben.«
    Er schritt in höchster Erregung in der Höhle auf und ab. Dieser durch Gram, Fasten und Kasteien bis auf das Skelett abgemagerte Mann war mir vorher viel hinfälliger und schwächer erschienen. Dann blieb er wie unter einem raschen, festen Entschlusse vor mir stehen und sagte:
    »Es handelt sich um einen Bankierssohn aus Buenos Aires, welcher Riberto hieß; er stahl seinem Vater die Kasse und noch mehr und ging hinüber nach Frankreich und Italien. In Monaco hat er alles, alles verspielt; das ist ganz sicher, und er soll sich dann getötet haben, wie sein Vater erfahren hat. Die Mutter starb vor Kummer, und der Vater ist zum Büßer geworden, um einen Teil der Schuld des Selbst-und Muttermörders auf sich zu nehmen – – –«
    Er unterbrach sich und wendete sich ab, um seine Bewegung zu bemeistern. Ich stand da wie einer, dem eine plötzliche Offenbarung wird. Das war ja die Aehnlichkeit, die Nasenwurzel, die Augen, die Stimme! Der Alte war der vormalige Bankier Riberto! Wieder eine jener wunderbaren Fügungen Gottes, welche der Ungläubige für Zufall hält. Ich mußte den Vater trösten, doch recht vorsichtig. Er durfte nicht alles auf einmal erfahren. Der Sohn schien ein Bösewicht jetzt noch zu sein; aber er hatte den Vater gesucht; wenn er ihn fand, so konnte das die Veranlassung zu einer plötzlichen und gründlichen Umkehr sein.
    »Wollen Sie sich das merken, Sennor?« fragte der Alte. »Ich werde Ihnen auch die Zeit angeben. Ich muß wissen, ob er sich damals wirklich getötet hat.«
    »Ich brauche weder die Zeit noch sonst etwas,« erklärte ich. »Der Name genügt. Auch ist es gar nicht notwendig, daß ich nach Monaco gehe.«
    »Nicht? Nicht?« fragte er, indem er mich wie unter dem Aufdämmern einer Ahnung anblickte.
    »Nein. Ich habe nämlich erst zufällig von diesem Falle sprechen hören, und sodann – – –«
    »Sodann? Weiter, weiter!«
    »Zunächst habe ich gehört, daß er sich nicht getötet hat.«
    »Nicht, nicht, nicht?« erklang es atemlos.
    »Es ist ihm wohl so viel Geld übrig geblieben, daß er der Hölle entrinnen konnte. Dann war er so klug, nach Amerika zurückzukehren.«
    »Zurück – – zu – rück – zu – kehren!« stammelte der Vater. »Mein Gott! Wissen Sie das genau, Sennor?«
    »Ja. Ich habe wohl sogar mit ihm gesprochen.«
    »Wo, wo, wo? Schnell, schnell, Sennor; ich muß es wissen!«
    »Ich kann mich leider nicht sofort besinnen. Sie müssen mir Zeit lassen. Es mag Ihnen jetzt genügen, daß er lebt. Wahrscheinlich hat er Sie aufsuchen und um Verzeihung anflehen wollen, Sie aber nicht gefunden. Ich glaube aber kaum, daß Sie ihm dieses schwere Verbrechen vergeben hätten!«
    »Nicht vergeben? Herrgott, Herrgott, nicht vergeben! Was wissen Sie von einem Vaterherzen, Sennor! Ich möchte – – –«
    Er wurde unterbrochen. Unten vom Felsen herauf ertönte ein scharfer Pfiff. Der Gambusino trat hart an den Rand der Höhle und fragte hinab, wer unten sei.
    »Drei Comerciantes,« lautete die Antwort, »welche dem Gambusino Geschenke zu überbringen haben.«
    »Das sind die Halunken,« meinte der alte Inka. »Ich weise sie ab!«
    »Warten Sie noch,« antwortete ich. »Ich will sie erst sehen.«
    Ich schob den Kopf über die Kante der Höhle hinaus und sah hinab. Ja, die drei Comerciantes waren es, aber mit einem vierten, ledigen Pferde; es war Perdidos Pferd; ich erkannte es und erschrak. Hatten sie ihn ermordet? Dann verlor der Vater den Sohn zum zweiten Male. Hier galt es, keine Zeit zu verlieren, sondern so rasch wie möglich handeln.
    »Laßt sie von den Pferden steigen und herein in den Hof kommen.« sagte ich. »Die Pferde mögen aber draußen bleiben.«
    »Aber – – –« wollte der Gambusino entgegnen.
    »Still, Sennor! Es handelt sich um ein kostbares Menschenleben, kostbar auch für Sie, Sennores. Der Vater mag hier bleiben; der Gambusino läßt sie herein. Das Uebrige thue ich mit meinen drei Tobas.«
    Um jede Widerrede abzuschneiden, schob ich den Gambusino fort und hinaus auf den Felsenpfad. Er stieg hinab; wir folgten ihm und blieben hinter der Ecke halten. Ich hatte den Stutzen mitgenommen. Nach kurzer Zeit kam der Gambusino mit den Comerciantes über die Trümmer hereingestiegen. Sobald sie sich im Hofe befanden, sprang ich vor, an ihnen vorüber, besetzte die Stelle, über welche sie hereingekommen waren, so daß sie nicht zurück konnten, und legte den Stutzen auf sie an.
    »
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