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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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und zuschauen, ich muss das regeln, natürlich muss ich das. Wenn ich das nicht für sie tun kann … Wie kannst du so etwas sagen?«
    Er ging nicht darauf ein, sondern trank seinen Tee, beobachtete, wie das Gewitter vollends losbrach und der Regen gegen die Panoramascheiben prasselte.

Zweiundvierzig
    D ie Sprechstundenhilfe steckte den Kopf durch die Tür.
    »Schaffen Sie noch eine?«
    Cat stöhnte. Sie hatte den Computer heruntergefahren und ging einige Notizen durch. Die Vormittagssprechstunde schien fünf Jahre gedauert zu haben.
    »Wie viele Hausbesuche muss ich machen?«
    »Sieht gar nicht so schlimm aus … Mr Wilkins ist ins Krankenhaus gebracht worden, und Mrs Fabiani ist heute Morgen gestorben.«
    »Also gut, aber das ist die Letzte, Cathy.«
    »Ich hab schon gesagt, dass es knapp würde. Sie hat bloß schon seit über einer Stunde gewartet.«
    Mit der neuen Sprechstundenhilfe ließ sich hervorragend arbeiten, sie war tüchtig, mitfühlend, freundlich und gut organisiert. Ihr einziges Problem war, dass sie zu den Patienten nicht nein sagen konnte.
    Cat blickte auf, als sich die Tür für Jane Fitzroy öffnete.
    »Es tut mir wirklich leid, ich weiß, dass Sie einen langen Vormittag hatten.«
    »Nehmen Sie Platz. Ich meine mich zu erinnern, dass ich Sie gebeten hatte, schon früher zu mir zu kommen?«
    Jane verzog das Gesicht. »Ich fand nicht, dass es nötig wäre, und Sie wissen ja, wie das ist …«
    »Hm.«
    »Ich bin wirklich überrascht, ich hatte nicht erwartet, dass es mich so mitnehmen würde, es ist vorbei und erledigt. Ich hätte es hinter mir lassen müssen.«
    »Sie hatten ein beängstigendes – nein, ein schockierendes Erlebnis. Diese Dinge zu verarbeiten dauert länger, als man annehmen würde. Erzählen Sie.«
    »Ich brauche nur etwas, das mir beim Einschlafen hilft. Wenn Sie mir da etwas geben könnten, das mich ein paar Nächte richtig schlafen lässt, ist alles wieder gut.«
    »Mal sehen. Zuerst möchte ich Sie aber kurz untersuchen.«
    »Nein, ehrlich, verschwenden Sie nicht Ihre Zeit, gesundheitlich ist mit mir alles in Ordnung. Nur mit der Schlaflosigkeit kann ich nicht umgehen.«
    »Haben Sie Flashbacks?«
    »Manchmal. Ja, wenn ich am Ende des Tages nach Hause komme … Vor allem, wenn es spät ist. Ja. Das ist wirklich blöd, ich weiß.«
    »Überhaupt nicht. Völlig normal und verständlich. Panikattacken?«
    Jane zögerte. »Ich bin … ich bekomme … Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen aber, welche Form die annehmen? Furcht und Panik überkommt Sie plötzlich, aus dem Nichts heraus … Sie wollen weglaufen. Ihr Herz hämmert … manchmal hyperventilieren Sie, manchmal beginnen Sie zu zittern. Manchen wird übel, manche wollen auf die Toilette rennen … Manchen wird schwindlig oder sie fühlen sich einer Ohnmacht nahe. Die Symptome variieren, aber das überwiegende Gefühl ist eines der Angst. Ein Gefühl drohenden Verhängnisses.«
    »Ja.«
    »Wie oft?«
    »Ach, nur zweimal. Oder so.«
    »Oder so?«
    »Ein paarmal.«
    »Dafür müssen Sie sich nicht schämen, Jane. Wenn ich Sie bitten würde, mir die Beichte abzunehmen, würde ich erwarten, alles gestehen zu müssen. Sehen Sie, und ich bin Ihre Ärztin.«
    Jane lächelte. »Na gut. Es wird schlimmer. Ich scheine diese Attacken öfter zu bekommen. Sollten es inzwischen nicht weniger werden? Ich werde nicht gut damit fertig, oder? Neulich musste ich den Elf-Uhr-Gottesdienst verlassen … Es ging nicht, ich bin richtiggehend erstarrt. Ich musste raus. Alle dachten, ich sei krank oder so.«
    »Das waren Sie.«
    »Aber wie schwach kann man denn werden, um alles in der Welt?«
    »Das hat nichts mit Schwachsein zu tun. Der korrekte medizinische Ausdruck dafür ist posttraumatische Belastungsstörung. Das könnte Ihnen helfen zu verstehen, dass es nicht um etwas Moralisches geht, und es hat nichts mit mangelnder Stärke zu tun, Jane. Aber Sie haben recht mit der Annahme, dass mangelnder Schlaf die Sache nicht besser macht. Ich werde Ihnen ein paar Schlaftabletten verschreiben.«
    »Oh, vielen Dank, ich …« Jane stand auf.
    »Das ist jedoch nicht alles.«
    »Ich möchte nichts anderes nehmen – Beruhigungsmittel oder so was.«
    »Die werde ich Ihnen auch nicht verschreiben. Aber ich glaube, ein paar Sitzungen bei einem Psychologen würden Ihnen guttun. Im Kreiskrankenhaus Bevham gibt es zwei hervorragende. Sie könnten über alles reden und ein paar praktische Tipps bekommen, wie Sie mit Panikattacken fertig werden und

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