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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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jetzt geschah. Aber trotzdem hatte Weeny ihnen nichts erzählt, nichts mitgeteilt, hatte es den Fernsehnachrichten überlassen, sie zu informieren.
    Wie musste das wohl sein? Zu wissen, wegen Dingen angeklagt zu werden, die so abscheulich waren, dass man sie sich nicht einmal vorstellen mochte, zu wissen, dass man für etwas bestraft wurde, das jemand anderer getan hatte, zu wissen, dass das alles falsch war, es aber trotzdem durchstehen zu müssen – es war unvorstellbar. Was immer Eileen tun konnte, würde sie tun, mit wem immer sie reden musste, was immer sie sagen musste, um es zu beweisen – sie würde es tun. Dougie ebenfalls. Dougie wusste, dass es ein furchtbarer Fehler war, ein entsetzlicher Irrtum, genau wie sie selbst. Sie müssten bei Weeny sein. Weeny musste ihnen bei Gott erlauben, dort zu sein.
    Sie bezahlte für den Kaffee und ging zurück zur Bücherei.
    Das Mädchen mit den silbern lackierten Fingernägeln war fort, und eine rundliche Frau saß am Schalter. Eileen wartete, bis drei Leute ihre Bücher zurückgegeben hatten.
    »Guten Morgen.«
    »Ich war vorhin schon mal da. Ich wollte wissen, wie ich Zeitungen bekommen kann.«
    »Wir …«
    »Ich weiß, das hat sie mir gesagt. Sie haben keine Zeitungen mehr, daher haben Sie wohl auch die alten nicht mehr im Archiv, wie früher?«
    »Leider nicht, die sind vor einiger Zeit aussortiert worden. Suchen Sie nach alten Zeitungsartikeln?«
    »Nicht besonders alt. Nur einiges aus diesem Jahr.«
    »Haben Sie es online versucht?«
    Eileen sah sie verständnislos an.
    »Zeitungen haben Online-Archive. Sie können sich registrieren und eine Suchanfrage eingeben.« Sie lächelte. »Ich nehme an, Sie haben sich noch nicht viel mit Computern beschäftigt?«
    »Hab noch nie einen angefasst. Nein.«
    »Es ist ganz leicht. Sie können einen für eine halbe Stunde buchen, und Sie können auch ein Lernprogramm buchen.«
    »O nein, ich glaube nicht, dass ich damit zurechtkommen würde.«
    »Natürlich werden Sie das. Wenn Sie nur ein paar alte Nachrichten durchschauen möchten, brauchen Sie nicht mehr als ein halbes Dutzend Schritte zu lernen. Warum buchen Sie nicht jetzt gleich das Lernprogramm?«
    Dougie setzte eine neue Dichtung in den Hahn der Küchenspüle ein. Die Einzelteile lagen über das ganze Ablaufbrett verteilt.
    »Warum willst du dich denn jetzt mit all dem beschäftigen?«
    »Ich muss es herausfinden, und das ist die einzige Möglichkeit, ich muss das alles lernen, ich muss ihr helfen, ich bin ihre Mutter.«
    »Ich weiß. Aber Keith könnte das doch für dich machen, oder?«
    »Was hat das mit Keith zu tun?«
    Dougie schaute gekränkt.
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Ich meinte, auf seinem Computer. Erspart es dir.« Er begann den Hahn mit der Zange zu drehen. »Außer du willst es. Dich damit beschäftigen. Mit Computern.«
    »Ich könnte ihn nicht darum bitten.«
    »Warum nicht? Er gehört zur Familie.«
    »Ich muss es selbst machen, Dougie.«
    »Wie du willst. Gut, das wär geschafft, ich stell das Wasser wieder an.«
    Sie trat ans Fenster. Draußen zog ein Gewitter auf, der Himmel war bleigrau. Sie wollte Dougie nicht verärgern. Aber sie konnte Keith nicht darum bitten. Irgendwo, wie Blitze am fernen Horizont, war sie sich bewusst, dass etwas in ihrem Kopf aufflackerte, etwas, das sie nicht zugeben wollte, das aber trotzdem ausreichte, um ihr die Gewissheit zu verleihen, niemand anderem, auch wenn er zur Familie gehörte, die Suche, das Herausfinden, das Fragen überlassen zu können. Das war eine Privatangelegenheit. Sehr privat.
    Sie drehte sich um, wollte den Kessel auffüllen, und das Wasser spritzte seitlich heraus und durchnässte ihren Ärmel.
    »Verflixt.« Dougie war verärgert.
    Später, nachdem er den Hahn erneut auseinandergenommen und wieder zusammengeschraubt und überprüft hatte, ob er jetzt funktionierte, ging er ins Vorderzimmer. Das Donnergrollen war nähergekommen, und der Regen platschte mit einzelnen, großen Tropfen gegen das Fenster. Dougie schaltete das Licht nicht an, stellte nur den Tee ab und ließ sich auf seinem Sessel nieder. Nach einer Weile, durch den platschenden Regen, sagte er: »Vielleicht solltest du es besser lassen, Liebes.«
    »Wie meinst du das, es lassen?«
    »Ich möchte nur nicht, dass es dir zusetzt und du dir Sorgen machst, um hinter Dinge zu kommen, die für dich zu hoch sind. Das möchte ich nicht.«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Sie ist meine Tochter, ich kann mich nicht zurücklehnen

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