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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Haus.«
    »Ellen Dankert.«
    Chris nickte. »Ich bin mir ganz sicher.«
    »Aber warum?«, flüsterte Lydia ungläubig. »Warum bringt der Täter die Frau hierher, mitten in die Großstadt, wo sie doch am Waldrand wohnt? Dort hätte er sie ungestört umbringen können. Warum geht er ein solches Risiko ein?«
    »Und wieso ermordet er ausgerechnet die Zeugin, die sein erstes Opfer gefunden hat?«, fügte Chris hinzu.
    »Dafür kann es nur eine Erklärung geben«, antwortete Lydia. »Er war tatsächlich noch in der Nähe des Tatorts, als Ellen Dankert dort auftauchte. Vielleicht hat sie ihn sogar gestört. Mist. Warum haben wir sie nicht hartnäckiger befragt? Vielleicht wäre ihr noch etwas Wichtiges eingefallen. Sie muss etwas gewusst haben, sonst hätte der Mörder sie nicht umgebracht. Ich denke, das ist auch der Grund, warum er hier so dilettantisch vorgegangen ist. Diese Tat war nicht geplant. Er musste handeln, und zwar schnell.«
    »Also hat Ellen Dankert etwas gesehen«, sagte Chris. »Ohne zu merken, dass es von Bedeutung war. Einen Wagen vielleicht. Oder einen anderen Jogger.«
    Spunte tauchte neben ihnen auf. »Was für ein Wahnsinniger.«
    »Bitte sag mir, dass du etwas gefunden hast«, beschwor ihn Lydia.
    Er wiegte den Kopf. »Nur ein weiteres Rätsel.«
    »Wieder solche Zeichen an einem Baum?«, riet Chris.
    »Nicht am Baum. Aber ziemlich sicher die gleiche Art Botschaft.« Der Chef der Spurensicherung machte eine Handbewegung. »Kommt mit!«
    Sie folgten ihm ein Stück durch den Park. Auf einer Wiese, etwa fünfzig Meter vom Tatort entfernt, befand sich eine Skulptur, ein liegender nackter Mann.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte Chris.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Spunte. »Kunst im Park. Was weiß ich.« Er trat auf die Skulptur zu und schaltete eine Taschenlampe an. Im Gras vor dem Kunstwerk lagen Steine, eine säuberliche Folge aus Zahlen und Buchstaben. 1VOR71.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, aber ich hasse dich«, fluchte Chris.
    Lydia warf ihm einen Blick zu, den er nicht recht zu deuten vermochte, dann wandte sie sich wieder an Spunte. »Ich will die Fotos von diesem Mist morgen um sieben auf meinem Schreibtisch liegen haben. Wenn dieser Irre meint, er könnte mit uns spielen, hat er sich verschätzt. Ich bin eine grandiose Spielverderberin.«
    Thomas Hackmann trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Du blöde Ziege, dachte er, dir werde ich es zeigen. Er hatte nichts dagegen, dass Frauen im Polizeidienst tätig waren, zumindest nicht grundsätzlich. Aber es ging ihm gehörig gegen den Strich, wenn eine von ihnen versuchte, ihm zu sagen, wie er seine Arbeit zu tun hatte. Richtig sauer wurde er, wenn sie ihn vor den anderen Kollegen bloßstellte. Da verstand er keinen Spaß. Diese Louis hatte er sowieso gefressen. Die spielte sich immer auf, als wäre sie die größte Ermittlerin aller Zeiten. Dabei hatte sie bisher bloß Glück gehabt. Und tatkräftige Hilfe, da war er sicher. So eine brauchte doch nur mit ihren blauen Augen zu klimpern, und schon riss sich irgendein Idiot den Arsch für sie auf. Und sie heimste dann die Lorbeeren ein. Aber nicht mit ihm. Er würde ihr zeigen, was ein echter Bulle war. Einer mit Mumm und dem richtigen Riecher. So etwas hatten Frauen nun mal von Natur aus nicht.
    Und er würde ihr kleines Geheimnis lüften. Er würde herausfinden, was sie donnerstagmorgens machte. Arztbesuch, von wegen. Das glaubte er keine Sekunde. Wenn sie irgendeine normale Krankheit hatte, warum wollte sie nicht darüber reden? Nein, hier ging es um etwas anderes. Etwas, das die Kollegen auf keinen Fall wissen durften, etwas, das Lydia Louis entweder furchtbar peinlich war oder sie in echte Schwierigkeiten bringen konnte, wenn es herauskam. Vielleicht sogar beides.
    Hackmann lehnte sich vor und blickte an der Häuserfront hinauf. Altbau, die Fassade müsste mal neu verputzt werden. Wenn er richtig gerechnet hatte, waren ihre Fenster die drei auf der linken Seite im dritten Stock. Keine Gardinen, soweit er erkennen konnte.
    Jemand ging auf das Haus zu und blieb vor der Tür stehen. Hackmann schenkte der Person keine Beachtung. An Lydia Louis’ Nachbarn war er nicht interessiert. Stattdessen schaute er wieder hinauf zu den dunklen Fenstern, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie der Mann am Türschloss herumfummelte. Etwas an seinem Verhalten war seltsam und erregte Hackmanns Aufmerksamkeit. Sein Instinkt meldete sich, und er sah genauer hin. Der Typ

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