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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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war es auch dieser mysteriöse Satz, den Raßfeld gerade vorgelesen hatte und der ihn sowohl an die Rätselleidenschaft von Greta Ka minsky als auch an die Stimme des Nachrichtensprechers erinnerte.
Einen Hinweis könnten die kleinen Zettel geben, die man in den Händen aller drei Opfer fand, über deren Inhalt die Polizei sich aber in Schweigen hüllt.
»Der Seelenbrecher«, sprach Raßfeld den Gedanken aus, der gerade in Caspars Kopf herumbrüllte. Der Chefarzt warf einen kurzen Blick zu dem nun geschlossenen Fenster.
»Sie wissen, was Sie jetzt zu tun haben?«
Bachmann nickte langsam.
»Das Schott.«
»Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl.« Der Chefarzt wischte sich erneut die faltige Stirn ab, und diesmal war es eindeutig Schweiß, der an seinem Kittel hängenblieb.
»Wir müssen es sofort herunterlassen.«
     

00.41 Uhr
    Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden stand Caspar in der Pförtnerkabine und starrte auf Bachmanns Schreib tisch.
Doch diesmal war er barfuß, und der umgekippte Krankenwagen lag mittlerweile unter einer armdicken Schneedecke begraben, die dank des Restlichtverstärkers grünlich schimmernd von den Überwachungskameras eingefangen wurde.
»Frohes Fest«, grunzte der Hausmeister.
Seine Aufmerksamkeit galt einem grauen Sicherungskasten an der Wand, der erst sichtbar geworden war, nachdem die schwere Tanne davor zur Seite gerückt worden war.
»Das Schott? Was hat Raßfeld damit gemeint?«, fragte Caspar zum wiederholten Mal, seitdem der Chefarzt ihm befohlen hatte, dem Hausmeister nicht von der Seite zu weichen. Bachmann grunzte und war überraschenderweise zu einer Auskunft bereit.
»Das Schott ist eine Sicherheitsvorkehrung. Weltweit gibt es sie nur in drei Anstalten; die Teufelsbergklinik ist die einzige in Deutschland. Hier, sehen Sie das Ding da?« Er hatte schnaufend die Plastikverkleidung des Kastens gelöst und eine Vielzahl identischer Kippschalter freigelegt. Jetzt zog er den fülligen Bauch ein, damit Caspar den grünen Hebel erkennen konnte, der als einziger aus der Reihe fiel. »GINA« hatte jemand in Großbuchstaben mit schwarzem Filzstift auf die Metallfläche daruntergeschrieben.
»Ein Ruck, und GINA verriegelt automatisch alle Ausgänge. Zwei Dutzend Massivrollläden fahren vor sämtlichen Fenstern und Eingängen herunter.«
Caspar erinnerte sich an die dicken Jalousien, unter denen er hatte hindurchkriechen müssen, als er Linus auf den Balkon folgen wollte.
»Gina?«, fragte er.
»Der Name meiner Frau«, sagte Bachmann. »Wenn’s Ärger gibt, macht die auch die Schotten dicht.« Er lachte gezwungen.
»Aber wozu soll das gut sein?«, fragte Caspar. »Um gefährliche Patienten oder Selbstmordkandidaten an der Flucht zu hindern. Ist natürlich noch nie vorgekommen. Aber wir lassen jeden Neuzugang unterschreiben, dass wir ihn im Falle des Falles einsperren dürfen.« Caspar überlegte, ob das bei ihm auch der Fall gewesen war, und stützte sich mit einer Hand auf dem Schreibtisch ab. Unter seinen Fingerspitzen spürte er eine leise Vibration.
»Schön, aber Bruck ist doch bereits geflohen. Wir können es also nicht mehr verhindern, wenn er es bis zur nächsten Siedlung schafft und sich dort ein neues Opfer sucht.«
»Darum geht es doch gar nicht.« Bachmanns Schmerbauch wölbte sich wieder unter seinem Blaumann nach vorne und nahm Caspar erneut die Sicht auf den Sicherungskasten.
»Sondern?«
»Sie haben doch von dem Seelenbrecher gehört?« Caspar nickte vorsichtig.
Ich kenne ihn vielleicht sogar persönlich , dachte er und entschied im gleichen Atemzug, dieses Wissen besser für sich zu behalten. Zumindest so lange, bis er herausgefunden hatte, welchen Grund es dafür geben konnte, dass Brucks Bild ihn bereits in seinen Träumen heimgesucht hatte.
»Der Professor ist von der Polizei zu Rate gezogen worden. Als psychiatrischer Experte. Er hat die Opfer untersucht. Auch die Frau, die heute gestorben ist. Er weiß also von uns allen am besten, wozu der Seelenbrecher fähig ist. Und genau aus diesem Grund soll ich das Schott runterlassen. Raßfeld will ihn nicht einsperren. Er will verhindern, dass der Irre wieder zurückkommt. Zu uns!« Caspar räusperte sich. In dem gleichen Maße, wie er durch Bachmanns Worte beunruhigt wurde, schien auch die Intensität der Vibrationen um ihn herum zuzunehmen. Der Hausmeister trat einen Schritt vom Sicherungskasten weg, und jetzt sah Caspar, dass der grüne Hebel bereits umgelegt war.
»Hilfe!«
Der Frauenschrei gellte durch den

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