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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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am Handgelenk. »Lass den Mist, Bachi, und sag uns einfach, was der Plan ist«, forderte die Krankenschwester.
»Ganz ruhig, Yasmin. Hier in der Bibliothek sind wir fürs Erste sicher.«
Bachmann zog eine rahmenlose Lesebrille aus der Vordertasche seines Overalls und setzte sie sich auf die grobporige Nase. Vermutlich dachte er, ein etwas intellektuellerer Gesamteindruck würde seine Fähigkeiten als Krisenmanager unterstreichen. Tatsächlich wirkte die Brille auf seinem rasierten Schädel so fehl am Platz wie eine Ampel in der Wüste. Und sie lenkte auch nicht von der ängstlichen Nervosität des Hausmeisters ab. Um das Zittern seiner Finger in den Griff zu bekommen, grub er die schwitzenden Hände noch fester um die Plastikgriffe von Sophias Rollstuhl und schob sie wenige Zentimeter vor. »Die Bibliothek ist mit einer schweren Eichenholztür gesichert. Da kommt so leicht niemand durch. Also kein Grund zur Panik.«
»Kein Grund zur Panik?«, äffte ihn die Krankenschwester nach und lachte dann spöttisch. »Frau Dr. Dorn liegt im Wachkoma, Raßfeld ist verschwunden, und ich musste die Patienten oben in ihren Zimmern einschließen, weil ein Psychopath blutend durch die Klinik tobt. Nennt mich Drama-Queen, aber wenn das kein Grund zur Aufregung ist, dann frage ich mich, warum wir uns hier alle verbarrikadiert haben?«
Yasmins wütende Blicke tasteten wie unsichtbare Strahlen einer Infrarotalarmanlage ihre Umgebung ab. Der Raum, in dem sie sich versammelt hatten, war als Speisesaal der Klinik vorgesehen. Tatsächlich nahmen alle Patienten, die dazu in der Lage waren, hier im Erdgeschoss ihre Mahlzeiten ein. Doch mit den meterhohen, gutgefüllten Leiterregalen, die bis unter die hohe Decke reichten, wirkte der Saal eher wie der Zigarrenraum eines englischen Herrenclubs, weshalb er von allen nur »die Bibliothek« genannt wurde. In jeder Ecke boten sich Verweilmöglichkeiten, in denen man es sich wahlweise auf einer gepolsterten Couch, weinroten Lederclubsesseln oder auf cremefarbenen Hussenstühlen gemütlich machen konnte, wobei die Mehrzahl der Patienten und Besucher die gestreiften Ohrensessel vor dem offenen Kamin bevorzugte. Im Moment standen alle vor einer Massivholztafel, die so lang gestreckt war, dass man an ihr gut und gerne die Szenerie des Abendmahls hätte nachstellen können.
»Was für ein blutender Psychopath?«, meldete sich die Köchin zu Wort. Sybille Patzwalk hatte eine Schlaftablette genommen und die tumultartigen Ereignisse verschlafen. Bislang hatte ihr noch niemand erklärt, weshalb sie mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen worden war und dann ungeschminkt im Nachthemd in die Bibliothek rennen musste. Und auch jetzt wurde sie wieder ignoriert, als Schadeck das Gespräch an sich riss: »Ich versteh das immer noch nicht. Warum ziehen wir die Schotten nicht einfach wieder hoch und holen Hilfe?«
Tom stapfte in seinen schweren Schuhen zum Kopfende des Zimmers. An wärmeren Tagen standen die gläsernen Flügeltüren zum Garten offen. Jetzt versperrten die mausgrauen Lamellen des Schotts die Sicht auf die verschneite Parkanlage.
Bachmann räusperte sich und tastete unbewusst nach der Gaspistole in seiner Hosentasche, mit der er sich vorhin in seinem Büro bewaffnet hatte. Sie war zwar nur mit 9-Millimeter-Schreckschussmunition geladen, aber der Hausmeister hatte versichert, dass sie, aus nächster Nähe abgefeuert, schwerste, wenn nicht sogar tödliche Verletzungen herbeiführen würde.
»Ich kenne den Code nicht.«
»Was? Ich dachte, du musstest nur einen Hebel umlegen?«
Caspar fiel erst jetzt auf, dass Tom offenbar jeden duzte, mit dem er sich unterhielt.
»Ja. Runter soll es schnell gehen, um zu verhindern, dass zum Beispiel ein Selbstmordkandidat ausbricht. Aber wieder hoch ist etwas anderes. Der Patient soll sich ja nicht selbst befreien können, bevor wir ihn ruhiggestellt haben. Daher muss das Schott mit einem Code deaktiviert werden.«
»Und den hast du nicht? Das muss doch gegen jede Brandschutzbestimmung verstoßen!«
Schadeck starrte den Hausmeister entgeistert an. »Natürlich gibt es einen Notfallplan. Aus Sicherheitsgründen müssen sogar immer zwei Ärzte pro Schicht die aktuelle Kombination wissen. Nur …« Bachmann räusperte sich erneut.
»Der eine ist verschwunden, und die andere ist nicht mehr ansprechbar.«
Caspar sah auf Sophia hinab, deren Kopf etwas zur Seite gerutscht war. Sie schien in einen ewigen, traumlosen Schlaf versunken.
»Aber selbst wenn sie wieder aufwacht? Was

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