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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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konnte, doch es war zu spät. Caspar fiel klappmesserartig zusammen, schlug mit der Stirn gegen Sophias Kopf und blieb gekrümmt neben ihr liegen. In der Erwartung eines weiteren Schlags schirmte er das Gesicht notdürftig mit den Unterarmen ab, doch Bruck war ebenfalls auf die Knie gegangen und schien sich vor Schmerzen übergeben zu müssen.
Er schob sich zurück, tastete nach Sophias Beinen und streifte dabei unerwartet die Taschenlampe. Caspar griff nach ihr, riss sie hoch, um den Seelenbrecher zu blenden, und dabei streifte ihr Schein für eine Sekunde einen zierlichen Damenturnschuh.
Ein Schuh?
Erst jetzt erkannte er, dass sie nicht alleine waren. Neben ihm, Bruck und Sophia kauerte noch ein weiterer Körper in der hintersten Ecke des großen Aufzugs.
Yasmin.
Sie blutete, jedenfalls war das der einzig logische Grund, der ihm einfallen wollte, weshalb sich ihre helle Bluse dunkel verfärbt haben sollte, genau an der Stelle, an der ein länglicher Gegenstand mit einem schwarzen Gummigriff aus ihrem Oberkörper ragte.
Keine Zeit. Keine Zeit.
Caspar spuckte das Blut aus, das sich in seinem Mund gesammelt hatte, und umarmte Sophias Knie. Dann rappelte er sich auf und zog sie in gebückter Haltung wie eine Teppichrolle rücklings aus dem Fahrstuhl. Dadurch riss er ihr ein dickes Haarbüschel aus dem Kopf, auf dem Bruck gekniet hatte, der sich immer noch beide Hände auf seinen Hals presste. Auch er hatte Blut vor dem Mund.
Sophia war schon fast draußen, als ihm ihre Beine aus den blutverschmierten Fingern entglitten. Er ignorierte das Stechen in seiner Hand, die er sich in der Radiologie zerschnitten hatte, wischte sich das Blut an seiner vernarbten Brust ab, packte Sophia in einer verzweifelten Umarmung um die Hüfte und warf sich zurück. Auch Bruck stand auf, wankte wie ein angezählter Boxer in der letzten Runde, doch ihm schien die Kraft für einen weiteren Angriff zu fehlen. Er stand einfach nur da, öffnete den Mund. Eine Speichelblase wölbte sich vor seinen Lippen, er streckte den Arm aus, doch Sophia war nun außerhalb seiner Reichweite.
Geschafft. Ihr Kopf schlug hart gegen die Bodenschwelle des Aufzugs, dann hatte er sie vollends aus der Kabine hinausgezogen. Es knackte, der Seelenbrecher schien noch einmal Sophias Namen zu brüllen, dann verstummten die gequälten Laute hinter der zugefahrenen Fahrstuhltür.
Das Letzte, was Caspar sehen konnte, war das angewinkelte Bein der Krankenschwester, für die er nichts mehr hatte tun können.
Caspar atmete schwer aus und ließ den Oberkörper zur Seite fallen, ohne den kalten Fuß der Ärztin loszulassen. Er fuhr mit dem Daumen an der Unterseite ihrer Sohlen entlang und registrierte, wie sich die Zehen unter seinen Fingerspitzen bewegten. Mit diesem Lebenszeichen wollte er sich zufriedengeben, einschlafen, hier vor dem Treppenhaus der Teufelsbergklinik, auf dem Teppich der Empfangshalle. Er wusste, dass es falsch war, dass er wach bleiben musste. Dennoch war er schon fast weggedämmert, als ihn sein eigener Husten durchschüttelte. Er musste sich aufrichten, um nicht an dem Gemisch aus Blut und Speichel in seinem Mund zu ersticken. Caspar spuckte aus, und ein kleiner Schwall des ekligen Gemischs besprenkelte die schwarzen Stiefel, die auf einmal neben ihm standen.
Er sah hoch.
»Wo bist du gewesen?«, fragte er Tom mit letzter Kraft. »Ich hab das Telefon gesucht. Der Wichser hat den Eigenruf aktiviert und es wieder vor das Mikrophon der Hausanlage gestellt, damit wir es auch im Keller hören können.«
Caspar nickte. Das hatte er vermutet.
»Und das hat so lange gedauert?«
»Nein.« Schadeck lachte und trat noch einen Schritt näher.
»Den Rest der Zeit habe ich euch zugesehen«, sagte er und zog zum zweiten Mal innerhalb einer halben Stunde seine Betäubungspistole. Doch dieses Mal benutzte er nur ihren Griff und ließ ihn mit voller Wucht auf Caspars Schädel hinabsausen.
     

Echorausch
    »Halt, nicht so ziehen, Tarzan. Es ist glatt.«
Er rief nur halbherzig nach seinem Hund, der sich gegen die Leine warf. Was war nur los? Hatte er sich erschreckt? Oder war Tarzan sauer, weil er ihn hier so lange angebunden hatte? In der Kälte. Dachte vermutlich, er würde wieder ausgesetzt. So wie von seinem Vorbesitzer, der ihm erst ein Auge ausgestochen und ihn dann mit den anderen Welpen zum Sterben in dem Autowrack zurückgelassen hatte.
»Ja doch. Ich will hier genauso schnell weg wie du …«, rief er dem jungen Tier nach.
Bestimmt hatte der Mischling eine

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