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Der Seelenfänger (German Edition)

Der Seelenfänger (German Edition)

Titel: Der Seelenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Wenn er vor Monatsende den Löffel abgibt, bin ich um zehntausend Dollar ärmer.«
    Er fischte ein Papier von seinem Schreibtisch und reichte es Wolf. »Das wird morgen in allen Zeitungen stehen.«
    Sascha und Lily lugten über Wolfs Schulter und lasen:
    10 . 000 - DOLLAR - WETTE !
    Hiermit wettet der Große Houdini 10 . 000  Dollar gegen den gleichen Betrag, der an wohltätige Stiftungen gehen soll, und verliert sie, wenn Mr Thomas Alva Edison (auch genannt der Zauberer des Lunaparks) wissenschaftlich beweisen kann, dass Houdini seine weltberühmten Entfesselungs- und Zaubernummern unter Zuhilfenahme von Magie vollbringt.
    Sofern Mr Edison die Wette annimmt, findet die Herausforderung in einem Monat im Starlite Ballroom des Hotels Elefant, Surf Avenue, Coney Island statt.
    Je nach Mr Edisons Wunsch wird Houdini verschiedene Zaubernummern vollführen, darunter Befreiungen aus Zwangsjacken, Handschellen und Handfesseln, die Befreiung aus der chinesischen Wasserfolterkammer (Tauchfolter, Patentierung steht noch aus) sowie der Trick, einen Elefanten zum Verschwinden zu bringen (Elefant wird von der Hotelführung gestellt).
    gezeichnet, Houdini
    »Nun, was denken Sie jetzt?«, fragte Houdini.
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, gestand Wolf. »Ist das ganze Duell zwischen Ihnen und Edison nur eine Werbemasche?«
    »Da müsste jemand schon um jeden Preis im Rampenlicht stehen wollen, wenn er sich freiwillig dem Tribunal des KAUZ stellt und sich der illegalen Ausübung von Magie anklagen lässt.«
    »Sagen Leute aus dem Showgeschäft nicht, Publicity sei immer gut?«
    »Wer das behauptet«, versetzte Houdini, »muss wirklich blöd sein.«
    Die ganze Zeit über spielte Houdini mit dem Medaillon, drehte es zwischen seinen flinken Fingern und ließ es nach Belieben erscheinen und verschwinden. Aber Zauberei war das nicht, das sah Sascha ganz deutlich. Es waren die Tricks eines Illusionisten. Freilich war Houdini solch ein Könner seines Faches, dass Sascha keine Chance hatte, hinter die Tricks zu kommen.
    »Tatsächlich hat mich dieser KAUZ -Mumpitz in die Klemme gebracht. Wer auch immer meinen Namen dem Komitee für die Aufdeckung unamerikanischer Zauberei zugesteckt hat, muss gewusst haben, dass mir unter der Anklage, Magie bei meinen Entfesselungsnummern zu benutzen, nur noch drei Möglichkeiten bleiben: Erstens, ich gestehe, Magie verwendet zu haben – dann wandere ich ins Gefängnis, weil ich meine Zuschauer durch Magie getäuscht habe; zweitens, ich behaupte, niemals Magie zu verwenden – das kann ich aber nur beweisen, indem ich alle meine Tricks offenlege und dadurch die Grundlage meiner Kunst ruiniere; drittens, ich fordere Edisons Ätherographen heraus.«
    »Könnte nicht Edison Ihren Namen dem Tribunal zugespielt haben?«, fragte Wolf.
    »Nein. Er liebt zwar Publicity – obwohl manche Leute sagen werden, hier schimpfe ein Esel den anderen Langohr – und hat auch für Juden und Zauberer nicht viel übrig.«
    »Ich weiß. Er hat uns die Werbeplakate für seinen Ätherographen gezeigt.«
    »Entsetzlich, nicht wahr?«
    »Kann man wohl sagen. Haben Sie den Ätherographen in Betrieb gesehen?«
    »Ich hatte eher den Eindruck, dass Edison ihn noch nicht zur Einsatzreife gebracht hat.«
    »Das muss er aber. J.P. Morgaunt hat uns eine Aufnahme vorgespielt.«
    »Morgaunt!« Houdini schlug sich mit der Faust in die flache Hand. »Ich hätte mir denken können, dass er dahintersteckt!«
    Wolf ließ den gleichen wohlbekannten Seufzer hören wie Saschas Vater, wenn sich die debattierfreudigen Mitglieder der Familie Kessler über Religion oder Politik in Rage zu reden begannen. »Bleiben Sie auf dem Teppich«, mahnte er Houdini, »es mag schwer zu glauben sein, aber nicht alles, was in New York schlecht ist, geht auf J.P. Morgaunts Konto.«
    »Aber in diesem Fall schon«, fuhr Houdini auf.
    »Nun … vielleicht.«
    »Der Mann betreibt schwarze Magie, er ist ein Geisterbeschwörer der schwärzesten Sorte.«
    »Ein Geisterbeschwörer ist er nicht.«
    »Max, hören Sie auf, den Kopf in den Sand zu stecken! Morgaunt hat mehr Macht als jeder landläufige Zauberer. Ich spüre ihn überall. Ich spüre das Räderwerk seiner Magie unter den Straßen wie die Züge seiner Untergrundbahn. Er drückt der Stadt Luft und Leben ab, er tötet New York. Er raubt der Stadt ihren Zauber, und wenn wir ihm nicht Einhalt gebieten, bleibt nur noch ein leeres Gehäuse übrig.«
    »Er ist kein Geisterbeschwörer«, wiederholte Wolf

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