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Der Seelenfänger (German Edition)

Der Seelenfänger (German Edition)

Titel: Der Seelenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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denn er war sich sicher, dass die meisten der Näschereien auch nicht im Entferntesten koscher waren.
    »Bekommst du zu Hause nichts zu essen?«, fragte er Lily, nachdem sie eine Brezel, eine Hühnchenpastete und zwei Orangen verschlungen hatte, die Süßigkeiten nicht mitgezählt.
    »Doch, aber meine Mutter stammt aus Neuengland.«
    »Und?«
    »Bis du schon mal in Neuengland gewesen?«, fragte sie ihn mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme.
    Sascha zögerte mit der Antwort, er wusste nicht, worauf sie anspielte und wollte nicht dumm aussehen. Bei jedem anderen Mädchen hätte er einen Witz erwartet. »Nein«, sagte er vorsichtshalber.
    »Na, wenn du jemals dorthin kommst, nimm Proviant mit.«
    Er sah sie eindringlich an. Funkelte da so etwas wie Lachen aus der Tiefe ihrer kühlen blauen Augen? Besaß Lily Astral womöglich Humor? Es schien ihm so. Und jetzt lächelte sie ihn sogar an.
    Während er noch das Lächeln erwiderte, lief sie vor eine Pferdebahn. Sascha konnte sie gerade noch von den Schienen reißen, sonst hätten die schäumenden Pferde sie niedergetrampelt.
    »Kein Grund zur Panik«, sagte Lily leichthin. »Pferde trampeln Menschen nicht nieder. Sie wären mir ausgewichen. Das habe ich viele Male bei Polo-Turnieren gesehen.«
    »Aber die Pferde hier können nicht ausweichen. Die Pferdebahn fährt auf Schienen!«
    »Wirklich?« Sie schaute auf die Schienen im Asphalt, als ob sie so etwas noch nie gesehen hätte. »Interessant! Wann haben sie die verlegt?«
    Schließlich gelang es ihm aber doch, sie heil bis zur West 52 nd Street zu lotsen. Dort lauerte aber neue Gefahr auf dem Weg zum Ziel ihrer Reise.
    »Schau mal!«, rief Lily, als sie in die 52 nd Street bogen. »Da ist das Witch’s Brew und friedlich und still ist es hier auch. Na Gott sei Dank!«
    Sascha war sich da nicht so sicher. Stille mochte etwas Gutes bedeuten auf den ruhigen, baumgesäumten Wohnstraßen in Lilys Viertel. Aber diese Straße hier war entschieden zu still. Zwischen ihnen und dem Witch’s Brew dehnte sich ein Niemandsland aus kahlen Mauern und zugenagelten Läden. Der halbe Häuserblock war nur noch ein unkrautübersätes Trümmergrundstück. An dem Zaun, der das Areal vor Zutritt schützen sollte, hing ein großes, handgeschriebenes Schild, auf dem stand:
    WER HIER ERDAPPT WIRD KRIECHT ES MIT DEM GESETZ ZU TUN
    Sascha wollte gerade vorschlagen, lieber einen Umweg zum Witch’s Brew zu gehen, als er bereits das charakteristische Geräusch eines Baseballschlägers, der einen Ball trifft, hörte. Der Ball zischte aus dem Trümmergrundstück heran, prallte an einem zugenagelten Fenster ab und rollte ihnen auf dem Bürgersteig entgegen. Und schon kam ein Dutzend verwegen gekleideter Halbwüchsiger hinter ihm her. Der Kleinste war einen Kopf größer als Sascha, und aus ihrem ungewöhnlichen Aufzug – einer trug sogar eine augenscheinlich gestohlene Polizeimütze – ging eindeutig hervor, dass sie zu den
Hell’s Kitchen Hexern
gehörten.
    »He, guckt mal!«, schrie der Anführer. »Da kommt Dumbo Benny Schleptowitz mit seiner Braut Irma!«
    Sogleich nahm sein vielstimmiger Anhang das Stichwort auf.
    »He, Dumbo!«
    »He, Schleptowitz!«
    »He, Irma!«
    »Muschi, Muschi, Muschi!«
    »Schnell weg hier!«, flüsterte Sascha zu Lily, packte sie umstandslos am Handgelenk und zog sie in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Unterdessen näherten sich die Hexer.
    »Aber warum denn? Das ist doch nur eine harmlose kleine Rasselbande …«
    »Komm einfach mit!«, schrie Sascha jetzt.
    Vielleicht war es das Entsetzen in Saschas Gesicht, vielleicht war es aber auch der Umstand, dass die »harmlose Rasselbande« mit dröhnenden Schritten hinter ihnen herkam, auf jeden Fall diskutierte Lily ausnahmsweise einmal nicht.
    Fünf Minuten später waren sie auf einem Umweg doch ans Ziel gelangt und schritten nun durch die Eingangstür des Witch’s Brew.
    Sogleich schlug ihnen Biergeruch entgegen. Es war noch nicht einmal zehn Uhr am Morgen und doch hing schon der schwere Hefegeruch des dunklen Starkbiers wie ein Nebel in der Luft. Zigarrenqualm wälzte sich träge um die gusseisernen korinthischen Säulen und verlieh dem ganzen Raum mit seinen Spiegeln und der blechbeschlagenen Saaldecke eine Unterwasseratmosphäre. Die elektrisch betriebenen Ventilatoren drehten sich unaufhörlich über ihren Köpfen, wie Schiffsschrauben, die sich durch ein Meer von Bier schaufelten.
    Auf der einen Seite dieser Unterwasserhöhle gab es eine verlassen

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