Der Seelenfänger
den Bissen mit einem ordentlichen Schluck Bier hinunter. »Preacher, du weißt genau, daß ich recht habe. Randle ist ein ganz übler Bursche. Der einzige Grund, warum er jetzt noch nicht über uns herfällt, ist der, daß er Geld riecht.«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Joe«, sagte Preacher. »Aber wenn ich mich über alle Menschenverächter auf dieser Welt aufregen wollte, hätte ich überhaupt keine Zeit mehr zu arbeiten.«
»Denk an meine Worte«, sagte Joe düster. »Sobald dieser Kreuzzug vorbei ist, schlägt er zu.«
»Da irrst du dich«, sagte Preacher. »Er wird es schon vorher versuchen.«
Joe starrte ihn an. »Du weißt etwas, stimmt’s?«
»Nein«, sagte Preacher. »Aber denk doch mal logisch. Er wartet nur solange, bis er sicher ist, daß nichts den Kreuzzug mehr aufhalten kann. Dann wird er uns abschieben. Denn er weiß ganz genau, wenn wir diesen Kreuzzug durchgeführt haben, dann kann er nichts mehr gegen uns unternehmen.«
»Verdammt!« sagte Joe. »Und ich dachte, ich hätte noch drei Monate Ruhe.«
Preacher grinste.
»Es steht nirgends geschrieben, daß wir uns nicht vorbereiten dürften auf Randies Attacken.«
»Wie soll das gehen«, fragte Joe, »wenn wir nicht wissen, was er eigentlich vorhat? Dieser Mann ist wie eine Klapperschlange. Man weiß nie, aus welcher Richtung er zustößt.«
»Das stimmt«, pflichtete Preacher ihm bei. »Wir müssen uns deshalb einigeln und auf alles gefaßt sein.«
»Wie damals in Vietnam«, sagte Joe. »Drähte rings um die Stellung. Über einen muß er ja stolpern.«
»Hoffentlich«, sagte Preacher.
»Ich hätte eine ganz einfache Lösung anzubieten«, meinte Joe. »Ich lege ihm ein Plastikbömbchen in den Mercedes, und wenn er sich das nächste Mal reinsetzt, geht das Ding hoch. Auf diese Weise kommen seine Eingeweide mal ordentlich in Bewegung - und wir sind den Kerl los!«
Preacher schüttelte lachend den Kopf. »Du änderst dich nie, Joe. Hast du schon wieder vergessen, daß du jetzt ein Gottesmann bist? Pfarrer pflegen doch keine Bomben zu legen!«
»Okay«, sagte Joe. »Wenn du etwas Besseres weißt.«
»Ich würde sagen, wir kümmern uns um die eigenen Probleme und überlassen Randle dem Himmel.«
»Oder der Hölle«, ergänzte Joe. »Dazu sage ich amen. Aber jetzt verrate mir: Was sollen wir tun?«
»Als erstes schließ bitte die Tür ab«, bat Preacher. »Ich möchte nicht, daß hier irgendwer reinkommt.«
Sie hatten sich einen leichten Imbiß in die Bibliothek der Pfarrei kommen lassen. Preacher wartete, bis Joe den Schlüssel im Schloß umgedreht hatte und wieder zurückkam. »Jetzt paß mal auf!« sagte er und schob eines der Bücherregale zur Seite. Ein versteckter Safe wurde sichtbar. Preacher drehte an der Zahlenkombination, zog die Tür auf, nahm ein paar Papiere heraus, legte sie auf den Tisch und machte den Safe wieder zu. »Erkennst du sie wieder?« fragte er.
Beverly hob den Kopf und nickte nachdenklich.
»Was soll das?« fragte Joe. »Was geht hier eigentlich vor?«
»Vor langer Zeit haben wir beschlossen, uns auf gewisse Eventualitäten vorzubereiten«, erklärte Preacher. »Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir etwas unternehmen müssen, damit wir nicht unter die Räder kommen.«
»Und was hast du vor?« fragte Joe.
Preacher strich sich mit der Hand übers Kinn. »Ich will die Kirche der amerikanischen Christen den Tochtergemeinden vermachen.«
Joe starrte ihn ungläubig an. »Du willst deine Kirche verschenken? Ich glaube, jetzt spinnst du vollkommen. Das sind mindestens fünfzig Millionen, die du verschenkst!«
»Ich brauche das Geld nicht«, sagte Preacher. »Außerdem sollen die Gemeinden das Geld in einen Fond für die Armen stecken.«
»Was hast du denn davon?« fragte Joe.
»Wenn alles so abläuft, wie ich gedacht habe«, sagte Preacher, »dann habe ich hinterher genausoviel, wie ich vorher gehabt habe: nichts.«
Joe schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du änderst dich auch nicht mehr, Preacher. Du bist immer noch genauso dämlich wie drüben in Vietnam.«
Preacher wandte sich Beverly zu. »Hast du eine Idee, wie das organisiert werden könnte?«
»Kein Problem«, sagte Beverly. »Wir verteilen das Geld von unserem Geheimkonto in Form von anonymen Spenden an die Gemeinden. Das wird am besten Joe übernehmen. Er bringt ihnen das Geld und verkauft ihnen gleichzeitig Anteile an einer Stiftung, der in Zukunft die Kirche gehört. Dann zahlt dir die Stiftung das Geld als Gegenwert für deine
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