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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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vor und tippte dem Mann auf die Schulter, der neben dem Piloten saß. »Haben Sie die Pläne, Chuck?«
    »Hier, Mr. Randle.« Der Mann drehte sich um und reichte verschiedene Landkarten und Pläne nach hinten, die von einer Klammer an einem Sperrholzbrett festgehalten wurden.
    »Das ist Chuck Michaels, der Leiter der Randle Construction Company«, sagte Randle. »Chuck, das ist Dr. Talbot.«
    Während sich die beiden Männer die Hand gaben, befestigte Randle die Karten am Sitz des Piloten. »Können Sie Karten lesen, mein Sohn?«
    »Ein bißchen«, erwiderte Preacher. »Das mußten wir in Vietnam lernen, für den Fall, daß wir von den eigenen Truppen abgeschnitten wurden.«
    Randle warf einen Blick aus dem Fenster, dann zeigte er auf die Karte. »Jetzt sind wir hier. Wir überqueren die Stadt, dann folgen wir dem Highway Zehn nach Norden.« Er zeigte auf einen Punkt am oberen Ende der Karte. »Da fliegen wir hin.«
    Preacher beugte sich vor, um den Ortsnamen lesen zu können. »Churchland.« Er warf Randle einen verwirrten Blick zu. »Von
    einer Stadt namens Churchland habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Randle. »Die gibt es auch gar nicht. Jedenfalls noch nicht.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Das macht nichts«, sagte Randle. »Ich werde es Ihnen erklären. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich keine Zeit verliere, wenn ich etwas anpacke. Ich bin nicht mehr so jung, als daß ich warten könnte wie ihr. Den richtigen Mann für die Kirche, die Amerika aus seiner Verkommenheit führt, habe ich lange gesucht. Aber in der Zwischenzeit habe ich Pläne gemacht.«
    Randle schlug die oberste Karte zurück. Ein Stadtplan erschien, auf dem das Wort »CHURCHLAND« in riesigen Buchstaben prangte. »Das ist ja unglaublich«, sagte Preacher. Randle warf ihm einen gekränkten Blick zu.
    »Ich meine, das ist ja unglaublich groß«, verbesserte Preacher.
    »Etwas Großes zu machen ist auch nicht schwieriger als etwas Kleines zu machen«, lächelte Randle. »Mir gehören da draußen mehr als fünfhundert Quadratmeilen. Das Land wartet geradezu darauf, daß man es zu einem christlichen Zweck nutzt. Church-land soll das Leuchtfeuer werden, das ganz Amerika auf den richtigen Weg bringt.« Er warf einen Blick durch die Scheibe. »Jetzt sind wir gleich da.« Er hob die Stimme, damit der Pilot ihn verstand. »Gehen Sie über dem Highway herunter. Ich möchte Dr. Talbot etwas zeigen.«
    »Jawohl, Sir.« Der Hubschrauber senkte sich hinunter zur Straße.
    »Da, sehen Sie«, sagte Randle.
    Eine riesige Tafel mit frischen, leuchtenden Farben stand neben der Straße. Der Hubschrauber blieb unmittelbar davor in der Luft stehen, und Preacher las eine eigentümliche Ankündigung:
    »CHURCHLAND
    Die künftige Heimat der Gottesgemeinde Kirche der amerikanischen Christen Pfarrer: Dr. Andrew C. Talbot Im Dienste des Herrn und der Vereinigten Staaten Eröffnung im Mai 1976«
    Preacher warf dem alten Mann einen beunruhigten Blick zu. »Aber das sind ja nur noch zwei Jahre. Um eine Gemeinde aufzubauen, braucht man viel länger. Oral Roberts, Shuller, Fal-well, Pat Robertson, sie alle haben Jahre gebraucht, ehe sie eine Kirche gebaut haben.«
    »Die haben anfangen müssen, bevor es das Fernsehen gab«, sagte Randle. »Als die erstmals im Fernsehen waren, wuchsen ihre Gemeinden mit atemberaubender Schnelligkeit. Die wissen doch bis heute noch nicht, was da mit ihnen passiert. Im Grunde genommen sind sie ganz altmodisch. Aber wir wissen ganz genau, was wir wollen. Wir haben das Know-how, wir haben die Mittel. Wir bauen diese Gemeinde auf, wie eine Fernsehstation eine Erfolgsserie produziert. Ehe wir in die Öffentlichkeit gehen, ist jeder Bestandteil erprobt und getestet. Die Ergebnisse der Marktforschung, die Testsendungen, die Öffentlichkeitsarbeit - alles wird in die Computer gefüttert und kommt von dort genau programmiert zu uns zurück. Im Mai 1976 werden Sie der bekannteste Prediger in ganz Amerika sein.«
    Preacher schwieg. Er sah nachdenklich aus dem Fenster, während der Hubschrauber wieder an Höhe gewann und über ein kleines Wäldchen hinwegflog. Auf dem Gelände dahinter herrschte lebhafte Aktivität. Überall fuhren kleine Lastwagen über die flachen, trockenen Felder. Weiße Kalkstreifen blieben hinter ihnen zurück. Preacher beobachtete das Gewimmel, warf einen Blick auf den Stadtplan, und plötzlich begriff er: Die Lastwagen markierten den Grundriß der künftigen Stadt auf dem Boden. »Das ist ja

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