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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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nicht? Dann hast du auch nicht diesen Stiefel getragen, wie? Stattdessen war es wohl dein Geist?“, fiel ihm Arnim höhnisch ins Wort. Er packte den Stiefel am Schaft und schlug ihn dem Bauern mit aller Kraft gegen den Leib.
    Der Prechtel schrie auf. „Nein! Bitte, Herr. Bitte nicht schlagen“, wimmerte er. „Was die Stiefel angeht … ich weiß nicht … was damit sein soll … Ihr könnt sie gerne haben … ich habe sie ja auch nur gefunden … heute Morgen … und da dachte ich …“
    „Hört, hört! Er hat sie gefunden“, unterbrach der Hallstatter ihn höhnisch. „Er hat die Stiefel aufgelesen. Einfach so. Heute Morgen. Sag, Bursche, für wie einfältig hältst du uns eigentlich?“ Erneut wollte er mit dem Stiefel nach dem Bauern schlagen, aber der Graf gebot ihm Einhalt.
    „Lass ihn, Neffe. Es ist genug. – Hilf ihm vom Pferd, Kuno! Und danach ab in den Turm mit ihm“, wandte er sich an den Hauptmann, der der ganzen Szene bisher sprachlos gefolgt war.
    „Nun denn, wie Ihr befehlt, Euer Gnaden.“ Den Bauern bei der Hüfte packend, zog Kuno ihn grob vom Pferd herunter. Dann trieb er ihn vor sich her in Richtung des schmalen Mittelturmes, in dem eine Treppe in die unter der Erde gelegenen Kasematten führte. Dort lag auch das Verlies.
    Währenddessen strebten der Hallstatter und der Graf zum Herrschaftstrakt hinüber.
    „Das war gute Arbeit, mein Lieber“, lobte Friedrich und klopfte seinem Neffen anerkennend auf die Schulter. „Damit dürften wir ein entscheidendes Stück weitergekommen sein. Ich kann es immer noch nicht fassen. Wolf wird Augen machen, wenn er zurückkehrt. Wie bist du dem Halunken überhaupt auf die Schliche gekommen?“
    In kurzen Zügen erklärte Arnim, was sich zugetragen hatte, wobei er nicht vergaß, seinen Scharfblick, den er beim Erkennen der Spuren bewiesen hatte, gehörig ins rechte Licht zu setzen.
    „Ich werde ihn so schnell wie möglich verhören“, schloss er seinen Bericht mit einem deutlichen Anflug von Selbstgefälligkeit. „Ich denke, ich bin der Aufklärung all der Verbrechen nun recht nahe. Dieses Lumpenpack wird sich auf etwas gefasst machen können.“
    „Richtig. Aber ich möchte, dass du mit dem Verhör so lange wartest, bis Wolf zurückgekehrt ist. Er dürfte in den nächsten Tagen eintreffen. Ich denke, dass er die Befragung leiten sollte. Er hat den besten Überblick, und er weiß, worauf es ankommt.“
    „Aber Onkel, ich habe schließlich den entscheidenden Fang gemacht. Traut Ihr mir nicht zu, auch den Rest zu erledigen?“, begehrte Arnim auf.
    „Nein, da verstehst du mich falsch. Natürlich hast du den entscheidenden Durchbruch erzielt“, versuchte Friedrich den Neffen zu besänftigen. „Dennoch soll Wolf das Verhör leiten. Er hat die größere Erfahrung in solchen Dingen“, fügte er beharrlich hinzu.
    Worauf Arnim es vorzog, zu schweigen. Es machte keinen Sinn, jetzt gegen den Onkel zu rebellieren. Noch war seine Zeit nicht gekommen. Die Zeit, in der jedermann erkennen würde, dass er der Geeignetere war, die Interessen Gallensteins und des Stiftes wahrzunehmen. Immerhin war ihm vom Schicksal heute ein entscheidender Trumpf, was die Ermittlungen anging, an die Hand gegeben worden.
    Und, weiß Gott, diesen Trumpf würde er zu nutzen wissen.

18
    Bereits von Weitem sah ihn Hanno, der Torwächter, von seinem erhöhten Standort aus kommen.
    Stöhnend wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht und genehmigte sich einen ausgiebigen Schluck aus dem neben ihm stehenden Krug mit Wasser. Danach stieg er gemächlich die Treppe hinunter, die eigentlich eher einer Hühnerleiter glich, so schmal und steil war sie. Er hatte den Auftrag, Wolf, sobald er einträfe, davon zu unterrichten, dass er sich eiligst zum Grafen begeben möge. Allerdings hatte man erst für den Donnerstag oder Freitag mit seiner Rückkehr gerechnet; umso überraschter war Hanno auch, ihn schon heute, um die Mittagsstunde des Mittwochs herum, den Weg zur Burg hinaufreiten zu sehen.
    Noch bevor Wolf das äußere Tor passierte, trat ihm Hanno mit erhobener Hand entgegen.
    „Gott zum Gruß, Herr von der Klause. Der edle Herr wünscht Euch zu sprechen. Ihr mögt so schnell wie möglich zu ihm kommen.“
    „Danke, Hanno, es ist gut. Ich werde ihn sofort aufsuchen.“ Wolf wunderte sich. Was konnte so wichtig sein, dass man den Torwächter beauftragte, ihn unverzüglich zum Grafen zu schicken, sobald er eintraf?
    Er ritt zu den Ställen hinüber, um den Rappen zunächst einmal von

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