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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Sattel und Zaumzeug zu befreien. Das Tier hatte in den vergangenen Tagen eine Menge geleistet und ausgiebig Ruhe verdient. Noch während sich Wolf nach einem Stallknecht umtat, der sich sowohl um das Tier als auch um das Reitgeschirr kümmern sollte, sah er Rupert auf sich zukommen.
    „Gott grüße Euch, Herr von der Klause“, sagte der Leibdiener freundlich. „Ich sah Euch soeben einreiten. Hat Euch der Wächter Bescheid gegeben? Der Graf wünscht Euch zu sprechen.“
    „Ja, hat er. Ich werde ihn gleich aufsuchen. Um was geht es denn Dringendes?“
    „Nun, ich nehme an, um den Gefangenen.“
    Wolf war erstaunt. „Um welchen Gefangenen?“
    „Nun, um Moritz Prechtel. Er sitzt unten im Turm. Er soll einer der Schnapphähne sein, die für den Überfall auf die Venezianer verantwortlich sind. Herr von Hallstatt hat ihn entlarvt.“
    „Moritz Prechtel? Etwa der Bauer mit dem guten Honig?“
    „Ja, genau der. Alle hier wundern sich darüber.“
    Wolfs Erstaunen wuchs ob dieses Wortwechsels noch mehr, doch er sagte nichts weiter und ging mit weit ausgreifenden Schritten zum Wohntrakt der Herrschaft hinüber.
    Friedrich von Saurau seufzte. Der Schreibkram wollte einfach kein Ende nehmen. Wie so oft in den letzten Tagen saß er über einem Stapel Pergamente gebeugt, als es klopfte.
    „Herein!“, rief er barsch, sprang allerdings erfreut auf, nachdem sich die Tür geöffnet hatte und Wolf über die Schwelle getreten war.
    „Ah, Wolf, Ihr seid es schon? Ich hatte erst ab morgen mit Euch gerechnet. Umso besser, dass Ihr schon heute wieder präsent seid. Kommt, setzt Euch. Es gibt gute Neuigkeiten.“
    „Ihr macht mich neugierig, Graf. Gute Neuigkeiten sind in den letzten Wochen rar geworden. Also, lasst hören“, erwiderte Wolf und nahm dem Saurauer gegenüber Platz.
    Der Graf sah mit einem Ausdruck von Zufriedenheit drein, wie ihn Wolf schon seit Langem nicht mehr bei ihm wahrgenommen hatte.
    „Stellt Euch vor, wir haben ihn!“, sagte er voller Genugtuung.
    Nach dem kurzen Gespräch, das er mir Rupert gehabt hatte, konnte sich Wolf ausrechnen, wer gemeint war, dennoch fragte er: „Ihr habt ihn? Wen?“
    „Aber lieber Wolf, stellt Euch nicht so an. Wen denn schon? Den verdammten Schnapphahn natürlich. Einen der Schurken, die bei dem Überfall auf die Venezianer mitgemacht haben. Den, der meinen Neffen überfiel. Die ganze Zeit über hielt er sich hinter der biederen Maske eines einfältigen Grundholden verborgen. Und wisst Ihr, wer es ist? Ihr werdet es nicht glauben – Moritz Prechtel! Nun, was sagt Ihr?“
    Wolf sagte zunächst gar nichts.
    Der Saurauer beugte sich nach vorne. „Ich sehe schon, Ihr wollt es nicht glauben. Und doch ist es so. Er trug den Stiefel, versteht Ihr? Den Stiefel, der den Abdruck hinterließ, den Ihr nachgezeichnet habt. Aber lasst Euch erzählen.“
    In knappen Worten schilderte der Graf, was vorgefallen war, um sich dann über alle Maßen zufrieden in seinem Stuhl zurückzulehnen. „Nun, was sagt Ihr?“, wiederholte er voller Genugtuung seine Frage von vorhin.
    Wolf seufzte. „Ich wünschte, die Sache wäre so einfach, wie Ihr sie eben dargestellt habt, Graf“, entgegnete er. „Allein – Ihr wisst, dass oft genug der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Leider auch in diesem Fall. Der Bauer, den Ihr in den Turm gesperrt habt, kann nie und nimmer derjenige sein, den wir suchen. Denn an jenem Montagmorgen, da Euer Neffe bei Rottenmann überfallen wurde, war der Prechtel höchstpersönlich im Stift, um an die Schaffnerei eine Ladung gespitzter Holzpfähle zu liefern. Ich selbst sah ihn. Ihr könnt Euch zudem gern bei Bruder Basilius danach erkundigen.“
    Der Tritt eines Pferdes hätte den Saurauer nicht ärger treffen können.
    „Was sagt Ihr da?“, flüsterte er fassungslos. „Dann … dann war also … alles Hoffen umsonst? – Was ist dann aber mit den Stiefeln, die er trug?“, begehrte er verzweifelt auf.
    Wolf beugte sich nach vorn und stützte die Hände auf den Tisch. „Vielleicht hat der Prechtel die Stiefel ja wirklich gefunden, wie er es behauptet hat. Wo und warum auch immer. Man muss ihn eben danach fragen. Im Übrigen: Auch wenn Ihr den Falschen am Schlafittchen habt, könnte uns die Aufmerksamkeit Eures Neffen ein gutes Stück weitergebracht haben. Wir haben auf jeden Fall den Stiefel. Vielleicht gibt er uns nähere Hinweise. Habt Ihr ihn hier? Ich würde ihn mir gerne einmal ansehen.“
    Wortlos ging der Graf zu einer Truhe neben der Tür und öffnete den

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