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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Haupt des Moritz Prechtel; prustend und schnaubend kam er zu sich.
    „Steh auf!“, befahl ihm der Hallstatter. Seine Stimme zitterte vor Wut und Erregung.
    Mühsam erhob sich Prechtel, was ihm mit den gebundenen Händen nicht gerade leicht fiel. Der Kopf brummte ihm von dem Schlag. Doch er war zu schockiert, um etwas zu sagen.
    „Los, steig auf deinen Klepper“, wies ihn der Ritter barsch an.
    Der Bauer zögerte.
    „Wirst du wohl gehorchen!“, brüllte Arnim und versetzte ihm einen unsanften Stoß, der ihn taumeln ließ.
    Da setzte Prechtel zu einem neuerlichen Versuch an, zu erfahren, was um alles in der Welt denn in den Ritter gefahren sei, ihn so schmählich zu behandeln.
    „Verzeiht, Euer Gnaden … aber … aber … ich … ich verstehe nicht … was … was habe ich denn getan?“
    „Ach, das weißt du nicht, du Hundsfott? Du hältst mich wohl für blöde, was? Aber ich werde deinem Gedächtnis schon noch auf die Sprünge helfen. Im Verlies auf Gallenstein werden dir deine Schandtaten bestimmt wieder einfallen. – Sieh zu, dass du aufsitzt! Du reitest vor mir her. Nach Sankt Gallen. Also, wird’s bald?“ Drohend schwang Arnim das andere Ende des Strickes.
    Moritz Prechtel sah ein, dass im Augenblick jegliches Aufbegehren vergeblich war und dass er nichts anderes tun konnte, als sich ins Unvermeidliche zu schicken, auch wenn es ihm noch so rätselhaft vorkam. Mühsam kletterte er auf den Rücken des Pferdes und schlug den Weg in Richtung Buchau ein.
    Grimmig, aber hoch zufrieden, folgte ihm der Hallstatter.
    „Beeil dich! Bring deine Schindmähre gefälligst in Trab. Ich will heute noch auf der Burg ankommen“, rief er dem vor ihm her reitenden Bauern ungeduldig zu.
    Jetzt schon malte er sich die Reaktion des Onkels aus. Der würde Augen machen. Und ihm Abbitte leisten müssen. Denn nicht etwa Wolf, dem der Onkel in den Hintern kroch, sondern er, der oft gescholtene Neffe, hatte den entscheidenden Durchbruch geschafft.
    Friedrich von Saurau befand sich gerade im Gespräch mit Kuno Helfrich, als er das Geklapper von Hufen vernahm. Er wandte sich um und sah, wie ein Reiter mit gebundenen Händen das innere Tor passierte, unmittelbar gefolgt von seinem Neffen. Dem Gefesselten lief das Blut aus der Nase; überhaupt schien er ganz schön malträtiert worden zu sein und konnte sich nur mühsam auf dem sattellosen Klepper halten.
    Der Graf und sein Hauptmann blickten einander befremdet an.
    Arnim von Hallstatt gab dem Rappen die Sporen und sprengte nahe an die beiden heran. Mit Siegermiene sprang er aus dem Sattel, während das Pferd Prechtels stehen blieb und schnaubte. Sein Reiter war im Gesicht ganz grün vor Angst.
    „Was soll das, Arnim? Was ist mit dem Prechtel?“, fragte der Graf. Er kannte den Bauern flüchtig und wusste, dass er zur Grundholdschaft des Klosters gehörte. Moritz war des Öfteren auf der Burg, denn man schätzte auch hier seinen Honig; außerdem bezog Lisa von ihm Eier und Gemüse.
    „Was mit ihm ist? Ich will es Euch sagen, Onkel. Vielmehr ich zeige es Euch“, antwortete Arnim. In seiner Stimme schwang Grimm, aber auch eine gehörige Portion Genugtuung mit. Rasch trat er an das Pferd heran und zog dem darauf sitzenden Prechtel mit einem heftigen Ruck den rechten Stiefel vom Fuß. Triumphierend hielt er dem Saurauer die Sohle unter die Nase. „Seht Ihr das, Onkel? Hier diese Kerbe?“
    Mit offenem Mund starrte der Graf auf die Sohle. Überrascht musterte er erst seinen Neffen, dann den Bauern.
    „W-a-a-a-s-? Der Prechtel? Das kann ja wohl nicht wahr sein!“, brach es schließlich fassungslos aus ihm heraus. „Ich kann es nicht glauben. Ich kann es einfach nicht glauben! Der Prechtel – ein Schnapphahn!“
    „Nein, Onkel. Nicht ein Schnapphahn. Sondern der Schnapphahn! Endlich haben wir ihn. Sein Stiefel spricht ja wohl eine eindeutige Sprache. Es gibt keinerlei Zweifel!“
    Noch immer schüttelte der Graf fassungslos den Kopf, dann wandte er sich dem Bauern zu. Hart trat er an ihn heran.
    „Du Hurensohn!“, fuhr er ihn mit vor Zorn bebender Stimme an. „Du elender, nichtsnutziger Bastard! Vergiltst du so Schutz und Brot, die man dir all die Jahre hindurch gewährte?“
    Moritz Prechtel blickte mit wachsendem Entsetzen auf den Grafen. Verzweifelt versuchte er, eine Erklärung abzugeben. „Euer Gnaden … bitte … um aller Heiligen willen glaubt mir … hier muss eine Verwechslung vorliegen …Ich bin nicht der, für den Ihr mich haltet, und …“
    „Ach, du bist es

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