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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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sei nur eine Fleischwunde. – Von dort sind wir nach Admont zurückgeritten. – Als wir schließlich hier im Infirmarium ankamen, kümmerten sich Katharina und Bruder Harald um mein Bein. – Übrigens: Das ist er.“ Bertram zog ein zusammengerolltes Stück Tuch unter der Bettstatt hervor, wickelte es auf und entnahm ihm den Bolzen.
    Wolf nahm das Geschoss entgegen und betrachtete es prüfend. Es war ein ganz normaler Bolzen, wie er Tausenden von Armbrüsten von der Sehne schnellte.
    Nachdenklich gab er ihn an Bertram zurück. „Und ihr beide glaubt, dass ein Wilderer den Schuss abgab und dich aus Versehen traf?“
    „Ja, natürlich. Er hatte es auf die Sau abgesehen, traf aber mich.“
    Wolf nickte. „Es muss wohl so gewesen sein“, antwortete er, obwohl er selbst erhebliche Zweifel an der soeben gehörten Vermutung hegte.
    Er wandte sich an die Klingfurtherin. „Ihr habt Euch sehr umsichtig verhalten, Katharina. Habt herzlichen Dank dafür“, sagte er. Zugleich fragte er sich, was sie wohl dazu veranlasst hatte, auf eine Art und Weise die Flucht zu suchen, die deutlich erkennen ließ, dass sie in jenem Moment mit weiteren Gefahren gerechnet hatte.
    Warum sollte der Junge Haken schlagen und Deckung suchen, wenn davon auszugehen war, dass es sich bei dem ganzen Malheur lediglich um den unglücklichen Fehlschuss eines Wilderers handelte? Irgendetwas passte da nicht zusammen.
    „Nun, es ging alles noch einmal gut aus. Gott sei Dank dafür“, schloss Katharina, gab Wolf mit den Augen dabei aber ein Zeichen. Er begriff sofort. Sie wollte ihm offenbar etwas sagen, was nicht für die Ohren des Burschen bestimmt war.
    „Mir fällt gerade ein, ich habe noch etwas für dich, mein Junge. Es ist in meiner Satteltasche. Ich vergaß es in der Eile. Lass es mich holen. Ich bin gleich wieder da“, sagte Wolf. Es stimmte. In Friesach hatte er bei einem Messerer einen kleinen Dolch erstanden, dessen Griff mit hübschen Schnitzereien versehen war. Er war als Geschenk für Bertram gedacht gewesen. Aber natürlich beinhaltete Wolfs Bemerkung vor allem eine unausgesprochene Aufforderung an Katharina, mit ihr unter vier Augen sprechen zu wollen, was sie auch sofort verstand.
    „Ich gehe mit Euch“, entschied sie, „ich wollte ohnehin zu Bruder Markus und ihn um ein neues Leinen bitten. – Die Salbe muss erneuert werden. Und dein Verband“, wandte sie sich an Bertram.
    Gemeinsam verließen sie den Raum, und während sie langsam den Gang entlangschritten, kam Katharina umgehend zur Sache.
    „Ich bin froh, dass Ihr gleich gemerkt habt, dass ich Euch etwas zu sagen habe, Wolf“, begann sie ernst. „Etwas, das der Junge nicht hören soll. Es würde ihn furchtbar beunruhigen.“
    „Ich vermutete es. Ich sah an Euren Augenzeichen, dass Ihr etwas auf dem Herzen habt, das Ihr nur mir mitteilen wollt“, entgegnete er und wartete gespannt.
    „Es gibt zwei Dinge, die ich Euch sagen muss“, fuhr sie fort. „Erstens: Als wir nach Hall hinüberritten, folgte uns die ganze Zeit über ein Reiter. Dann, als wir uns im Trab den Wäldern hinter Hall näherten, gab er seinem Pferd plötzlich die Sporen und galoppierte, das Gesicht abgewandt, an uns vorüber, direkt in den Wald hinein. Ich gab zuerst nichts darauf. Dann aber, als Bertram plötzlich aufschrie und ich den Bolzen im Sattel des Jungen stecken sah, war ich sicher, dass er derjenige war, der geschossen hatte. Zuerst dachte ich an einen Fehlschuss. Bis mir blitzartig klar wurde, dass der Mann bestimmt nicht die Sau hatte treffen wollen. Um die zu erwischen, hätte er viel weiter nach rechts zielen und den Schuss viel früher abgeben müssen. Einen solch gigantischen Fehlschuss würde sich nicht einmal ein Blinder leisten. Das war der Grund, warum ich Bertram mit allen Mitteln zur Flucht drängte. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Schütze es auf einen von uns abgesehen hatte und dass er weitere Schüsse absetzen würde. Die Erklärung mit dem Wilderer erfand ich nur, weil ich den Jungen nicht beunruhigen wollte.“
    Wolf nickte. „Ich dachte mir schon so etwas. – Ihr sagtet, der Reiter galoppierte mit abgewandtem Gesicht an Euch vorüber. Ist Euch dennoch irgendetwas an ihm aufgefallen? Vielleicht seine Körpergröße oder seine Kleidung?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich gab in diesem Augenblick allerdings auch nicht besonders acht. Ich weiß nur noch, dass er dunkle Kleidung trug.“
    Wolf schwieg nachdenklich. Sie waren inzwischen bei der Treppe

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