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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Knie, kippte dann langsam nach vorne und schließlich zur Seite. Das panikartige, vergebliche Ringen nach Luft und das Schwinden der Sinne ließen ihn die Gestalt seines Mörders nicht mehr bewusst wahrnehmen; hoch aufgerichtet wie ein Würgeengel sah der auf ihn hinunter, den Blick aus dunklen Schlitzen auf ihn gerichtet. Ein letztes Aufbäumen noch, ein verzweifeltes Gurgeln und ein warmes, weißes Licht, das ihm entgegenkam – dann zerbarst auch dieses ins nichts …
    Wie gelähmt hatten Wolf und der Graf aus ihrem Versteck heraus den Mord beobachtet – in starrem Grausen, unfähig, das Entsetzliche abzuwenden. Was sich soeben vor ihren Augen abgespielt hatte, war zu ungeheuerlich gewesen und zu schnell geschehen, als dass sie noch rechtzeitig hätten reagieren können. Ein vor Grauen bebendes „Mein Gott, seht, er hat ihm die Kehle durchgeschnitten“, war das Einzige, was dem Saurauer über die Lippen kam, während Wolf wie gelähmt zum Eingang der Höhle hinüberstarrte. Schaudernd sahen sie nun dabei zu, wie der Mönch den Toten bei den Füßen packte, um ihn in Richtung Abgrund zu schleppen.
    Wolf fasste sich als Erster wieder.
    „Er entfernt sich. Vermutlich geht er zum Wasserfall hinüber, auf die andere Seite des Felsens. Dort gibt es eine ideale Stelle, von der aus er die Leiche in die Schlucht werfen kann“, brachte er flüsternd hervor.
    Er sollte Recht behalten. Der Mönch hatte den Felsen soeben mit dem leblosen Körper, den er hinter sich herzog, umrundet, als der Graf Wolf plötzlich in die Seite stieß.
    „Kommt! Wir schleichen zur Höhle hinüber und lauern ihm dort auf. Wenn das Scheusal zurückkommt, packen wir es“, meinte er hastig. Jetzt, da der Mönch hinter dem Felsen verschwunden war, war seine Stimme wieder lauter geworden.
    „Nein, das werden wir nicht. Wir ändern unseren Plan. Wir lassen ihn vorerst laufen …“
    „Was wollt Ihr? Ihn entkommen lassen? Seid Ihr des Teufels? Eine solche Gelegenheit bietet sich uns nie wieder!“, begehrte der Saurauer auf.
    „Ihr irrt, Graf. Uns wird sich sehr bald eine viel bessere Gelegenheit bieten. Ihr habt ja gehört: Die ganze Bande wird sich am Tag nach Sankt Bartholomä irgendwo in den Bergen bei Windischgarsten treffen. Ich bin mir sicher, dass es sich dabei um das Versteck der Schnapphähne handelt. Dort wird auch der, den sie ihren Gebieter nennen – wahrscheinlich ihr oberster Anführer –, anwesend sein. Wenn wir das rote Scheusal jetzt festnehmen, wären er und der Rest der Bande gewarnt. Nein, Graf. Wir schlagen zu, wenn das ganze Pack beisammen ist. Auf diese Weise kriegen wir sie alle, samt ihren Anführern und …“
    „Ach, und wie wollt Ihr in das Versteck kommen? Kennt Ihr etwa schon den Weg dorthin? So, wie Ihr über die anderen Dinge Bescheid gewusst habt, ohne es mir zu sagen?“, unterbrach ihn der Graf abermals.
    Wolf ging auf den Vorwurf gar nicht erst ein.
    „Ich bitte Euch. Erinnert Euch daran, was der Rote gesagt hat. Am Tag nach Sankt Bartholomä, also am kommenden Freitag, wird diese dubiose mitternächtliche Versammlung stattfinden. Aber tags zuvor, um die Mittagszeit herum, werden zwei der Schnapphähne in der Schenke ,Zum Bären‘ auf einen Boten aus Venedig warten. Ich kenne die Kneipe. Sie liegt bei Bärndorf, am Weg zwischen Admont und Rottenmann. Wir werden den Männern dort auflauern, sie festnehmen und sie zwingen, uns alles zu sagen, was sie wissen. Anschließend lassen wir uns von ihnen in ihr Versteck führen. Ich schlage vor, dass Ihr einen größeren Trupp Soldaten dafür bereithaltet.“
    „Das hört sich gut an. Aber was machen wir, wenn es nicht so läuft, wie Ihr Euch das vorstellt? Etwa wenn die, die sich in der Kneipe treffen sollen, gar nicht kommen?“
    „Sie werden kommen. Es gibt keinen Grund, warum sie es nicht sollten. Ihr müsst bedenken – Still jetzt!“, unterbrach sich Wolf plötzlich und ging erneut zum Flüstern über.
    Der Rote kehrte mit schnellen, weit ausgreifenden Schritten wieder zurück und näherte sich der Höhle. Er schien es eilig zu haben. Rasch verschwand er im hinteren Teil des Gewölbes, in dem es zunehmend dunkler geworden war – das Feuer im Eingang war inzwischen so gut wie vollständig heruntergebrannt.
    „Was er da drin wohl will?“, fragte der Graf leise.
    „Er wird sein Pferd holen und sich wieder davonmachen“, antwortete Wolf.
    „Hört, Wolf: Euer Plan in Ehren, aber sollten wir nicht schnellstens herauszufinden suchen, wer sich hinter dieser

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