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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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roten Bestie verbirgt?“
    „Damit werden wir wohl warten müssen bis nach Sankt Bartholomä.“
    „Bis dahin ist es noch lange. Lasst uns wenigstens versuchen, ihm zu folgen. Natürlich so, dass er nichts davon mitbekommt.“
    „Wie wollt Ihr das bewerkstelligen? Er würde uns bemerken. Zumindest würde er uns hören und wäre gewarnt. Nein, das könnt Ihr getrost vergessen. Wir müssen uns gedulden bis zum kommenden Freitag. Das sind noch sechs Tage … Gebt Acht! Er kommt!“
    Angespannt blickten sie zur Höhle hinüber. Im Schein der nur noch verhalten züngelnden Flammen glitt eine Silhouette die Felswand entlang. Auf dem Rücken seines Pferdes verließ der Mönch die Höhle.
    Überrascht sahen Wolf und der Graf ihm nach. Der Rote hatte offenbar seine Kleidung gewechselt. Der Mann, der da in die vom milchigen Schimmer des Mondes erfüllte Nacht hinausritt, war wieder in das dunkle wollene Habit gekleidet, in dem er gekommen war – die weit nach vorne gezogene Kapuze verbarg auch diesmal sein Gesicht den Blicken der beiden heimlichen Beobachter.
    „Was gäbe ich jetzt darum, ihm die Kapuze vom Kopf ziehen zu können“, knirschte der Saurauer.
    „Glaubt mir, Eure Stunde kommt noch“, erwiderte Wolf grimmig.
    Rasch entfernte sich der Mönch, und bald war seine schwarze Silhouette ihren Blicken ganz entzogen.
    Wolf fragte sich, wo sein Ziel wohl liegen mochte und wer der Mann wohl war? Etwa einer der Mönche, die zum Konvent gehörten? Oder einer der vielen Brüder des Gehorsams, die Dienst im Kloster taten? Vielleicht hatte er sich aber auch nur verkleidet? Und tat gar Dienst auf Gallenstein? Wenn ja, hatte Rupert ihn dann gekannt? Wolf verwarf den Gedanken sofort wieder. Der Rote trug eine Maske. Und eine Maske trug stets nur der, der seine Identität, aus welchem Grund auch immer, verbergen wollte. Auch ließen die Art und Weise, wie die beiden einander begegnet waren, und die Unterhaltung, die zwischen ihnen geführt worden war, den eindeutigen Schluss zu, dass der Diener des Grafen die Identität seines Mörders nie gekannt hatte.
    „Was meint Ihr, sollten wir uns nicht auch auf den Rückweg machen? Wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns“, unterbrach der Graf seine Gedanken.
    „Ich würde damit noch warten“, widersprach Wolf. „Ich will sichergehen, dass der Schurke uns nicht doch noch bemerkt. Lasst ihn getrost noch ein Stück weit seines Weges ziehen. Hoffentlich verhalten sich Eure Soldaten weiterhin ruhig, wenn sie sehen, dass einer der beiden, die sie festnehmen sollten, plötzlich seelenruhig den Heimritt antritt.“
    „Natürlich werden sie sich wundern. Trotzdem könnt Ihr Euch auf sie verlassen. Ich kenne sie. Sie werden nichts unternehmen, es sei denn, Ihr gebt das vereinbarte Zeichen“, antwortete ihm der Saurauer.
    Plötzlich kam Wolf ein Gedanke.
    „Was haltet Ihr davon, wenn wir ein wenig die Höhle erkunden? Vielleicht finden wir ja etwas.“
    Der Graf stimmte zu, und so verließen sie das Versteck und gingen die wenigen Schritte zur Höhle hinüber. Das Feuer war inzwischen fast ganz heruntergebrannt, doch es gab noch so viel Licht, dass sie den vorderen Teil des Gewölbes mühelos inspizieren konnten, ohne allerdings etwas zu finden. Wolf hob einen trockenen Ast auf, entzündete ihn am Feuer und benutzte ihn als Fackel, während sie dem hinteren Teil der Höhle zustrebten. Der felsige Gang wurde zunächst etwas enger, dann weitete er sich zu einem kleinen Raum, in dem feuchte Kühle herrschte – sie hatten das Ende der Höhle erreicht. Wolf leuchtete Wände und Boden ab, bis sein Blick plötzlich an einem spitzen Grat hängen blieb, der etwa in Schulterhöhe aus der Wand herausragte. An ihm fand sich ein graues wollenes Stück Stoff, das etwa die Form eines Dreiecks hatte und einen auffällig großen Flecken von dunkelbrauner Farbe aufwies. Offensichtlich war es aus einem Kleidungsstück herausgerissen worden. Wolf nahm es zur Hand und betrachtete es.
    „Ein gewöhnliches Stück Stoff. Wahrscheinlich liegt es schon länger hier herum“, bemerkte der Graf.
    Wolf schüttelte den Kopf. „Nein, die Höhle ist in diesem Bereich sehr feucht. Würde der Stofffetzen schon länger hier gehangen haben, wäre er von Feuchte durchdrungen; er ist aber trocken. Der Rote muss ihn vorhin zurückgelassen haben. Es sieht fast so aus, als ob er an diesem spitzen Grat hängen geblieben ist und sich ein Stück aus dem Gewand herausgerissen hat“, erläuterte er und steckte den

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