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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Tisch, stützte die Arme darauf und beugte sich weit nach vorne.
    „Ich nehme Euren Vorschlag an“, antwortete er bedächtig. „Unter einer Bedingung: Ich erhalte von Euch so etwas wie eine Generalvollmacht – persönlich von Euch unterzeichnet und gesiegelt sowie von dem Landrichter, Markwart von Taupekh, und dem Inquisitor Heinrich von Olmütz. Er weilt zur Zeit in Steyr, wie Ihr wisst.“
    Metschacher hob überrascht die Brauen. „Eine Generalvollmacht? Warum denn das, in drei Teufels Namen?“, fragte er, seine mönchische Zurückhaltung gänzlich aufgebend.
    „Ich will es Euch erklären, Otto. Ich beabsichtige, als Vertreter des Inquisitors getarnt, die Untersuchungen aufzunehmen. Unter dem Vorwand, dass sich die Bande eines Sakrilegs schuldig gemacht hat, hefte ich mich an ihre Fersen. So die offizielle Version meiner Aufgabe. Ihr versteht: Die Vollmacht dient mir gewissermaßen als Tarnkappe.“
    Der Prior hatte mit wachsendem Interesse zugehört. Jetzt erhob er sich von seinem Stuhl und ging nachdenklich auf und ab. Unmittelbar vor Wolf blieb er stehen.
    „Was Ihr da sagt, klingt einleuchtend. Ihr sollt Eure Vollmacht bekommen“, stimmte er schließlich zu. „Aber es wird einige Zeit dauern – Ihr müsst Euch gedulden.“
    „Daran soll’s nicht liegen.“ Wolf atmete auf. Die erste Hürde war genommen. „Und noch etwas, Otto: Ich werde viel und vielleicht auch über längere Zeiträume hinweg unterwegs sein müssen. Ich möchte Euch bitten, Euch während dieser Zeiten des Jungen anzunehmen. Ihr wisst, er ist begabt. Könnte er nicht bei Euch im Kloster bleiben und in der äußeren Schule Unterricht erhalten?“, bat Wolf.
    Das Gesicht des Priors entspannte sich. „Wenn es nur das ist … das wird sich regeln lassen. Aber was gedenkt Ihr nun als Nächstes zu tun?“
    „Ich werde mir die Spuren ansehen, welche die Mörder vor Ort hinterlassen haben. Und ich will, dass Arnulf und die Seinen endlich Ruhe finden. Wenn der Amtmann mit seinen Bütteln wieder abgezogen ist, möchte ich die Leichen daher an Ort und Stelle be-graben – mit Eurer Erlaubnis.“
    Metschacher nickte. „Die habt Ihr natürlich. Ich werde Euch einen Helfer mitgeben.“
    Wolf schüttelte den Kopf. „Nein, Otto. Ich danke Euch, aber das ist nicht nötig. Lasst mich die Sache allein erledigen.“
    Der Prior sah ihn erstaunt an. Dann hob er die Schultern. „Wie Ihr wollt. Wendet Euch an den Cellerar, Bruder Basilius. Er wird Euch alles zur Verfügung stellen, was Ihr benötigt.“
    Als Wolf die Mauern der Abtei verließ, war er mit allem versehen, was er für die deprimierende Arbeit, die vor ihm lag, benötigte. Etwa ein und eine halbe Stunde nachdem er aufgebrochen war, verrieten dünne Rauchschwaden, die über die Wipfel der Bäume hinwegwaberten, dass er sich seinem Ziel näherte. Noch verschwelte an dem Platz, an dem sich die von Arnulf und Tassilo errichteten Erdmeiler befanden, Holz zu Kohle. Wie schon gestern … nein, eigentlich wie schon immer, dachte Wolf bitter, als er in das Tal einbog, das bis vor Kurzem noch die Heimat der Köhlerfamilie gewesen war.
    Er lenkte seinen Rappen zur Feuerstelle und stieg ab. Dann schnürte er einen Packen und eine eiserne Kohlenpfanne vom Sattel. Der Packen barg Werkzeuge und einen in ein Tuch gehüllten kupfernen Behälter. Vorsichtig wickelte er ihn aus und nahm den Deckel ab. Gelbe, unterschiedlich große, kristallen aussehende Brocken glänzten ihm entgegen: Schwefel. Er schüttete die Schwefelbrocken in die Pfanne und ging zur Hütte hinüber, um sie neben dem Eingang abzustellen. Anschließend begab er sich hinter die Behausung, wo ein winziger Bach den Hang hinabrieselte. Er zog ein großes Stück Tuch aus dem Gürtel, tauchte es in das Nass und band es sich als Schutz gegen den Verwesungsgeruch, der ihn gleich erwarten würde, vor Nase und Mund. Dann nahm er einen dicken Ast auf, der nahe dem Rinnsal lag, und begab sich mit schweren Schritten wieder zur Vorderseite der Hütte. Dort löste er den Strick, mit dem er gestern den Eingang gesichert hatte, stieß die Tür weit auf und klemmte den Ast so zwischen Boden und untere Kante, dass sie nicht von selbst wieder zufallen konnte. Ein kurzes Zögern noch – danach trat er mit der mit Schwefel gefüllten Pfanne in der Hand entschlossen über die Schwelle.
    Dank der geöffneten Tür war das Dunkel, das ihn umfing, bei Weitem nicht so dicht wie gestern. Doch dafür nistete der süßliche Geruch verwesenden Fleisches bereits

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