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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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müde und leicht gereizt.
    „Besser zu früh als zu spät. Vielleicht kommen die Schurken ja auch schon eher. Im Übrigen könnt Ihr die verbleibende Zeit getrost für ein Nickerchen nutzen. Ich werde Euch zeitig genug wecken“, entgegnete Wolf.
    „Verlasst Euch drauf, ich nehme Euch beim Wort“, gähnte der Graf erneut.
    Inzwischen hatten sie den hölzernen Steg erreicht. Vorsichtig passierten sie den Übergang, wobei sie darauf achteten, einzeln hinüberzureiten, um die altersschwachen Bohlen nicht überzubeanspruchen.
    Unmittelbar danach bog die Schar in einen scharf nach rechts weisenden Pfad ein, und nach etwa einer Meile tauchten links des Weges plötzlich hochaufstrebende diffuse Schatten auf – Bäume. Man hatte den Wald erreicht, von dem Wolf gesprochen hatte. Bis zur Stunde war den Reitern noch keine Menschenseele begegnet. Bald aber würde die Sonne den Nebel vertreiben, und die ersten Bauern würden des Weges ziehen. Es war Zeit, sich in das bergende Walddickicht zurückzuziehen.
    Wolf hielt an und sprang aus dem Sattel. „Sind wir etwa schon da?“, fragte der Saurauer erstaunt und zügelte sein Pferd.
    Wolf nickte. „Wie ich schon sagte: Hier in diesem Wald werden wir der Dinge harren, die da kommen. Er bildet ein ideales Versteck.“
    „Und dieses ominöse Wirtshaus befindet sich wirklich dort drüben?“ Der Graf blickte angestrengt nach rechts; doch sein Versuch, die weiße Wand seitlich des Pfades zu durchdringen, blieb ergebnislos.
    Wolf grinste. „Wartet erst einmal ab, bis die Sonne dem Nebel Beine macht, dann seht Ihr es.“
    Sie saßen ab und drangen die Pferde am Halfter führend, linker Hand in den Wald ein. Bald machten die Bäume einer lichten, moosbewachsenen Stelle Platz, und Wolf gebot Halt.
    „Hier vermag uns vom Weg aus niemand zu sehen. Ein guter Platz zum Rasten und zum Beobachten!“
    „Zum Beobachten?“, fragte der Hallstatter zweifelnd und hob die Brauen.
    „Ja. Dazu verbergen wir uns ein Stück weiter vorn, wo wir hergekommen sind, hinter den Bäumen. Wenn sich der Nebel aufgelöst hat, habt Ihr von da aus einen vortrefflichen Blick über das gesamte Gelände, das sich jenseits des Weges hinzieht; niemand, der zum ,Bären‘ will, wird dies tun können, ohne von uns gesehen zu werden.“
    „Nun gut; warten wir’s ab. Eine Weile dürfte es ja noch dauern, bis wir das Gesindel zu Gesicht bekommen“, bemerkte der Graf und gähnte ein drittes Mal. Er nahm einen zusammengerollten Mantel vom Sattel, breitete ihn ohne viel Federlesens auf dem moosgepolsterten Waldboden aus und legte sich darauf. Augenblicke später verrieten tiefe Atemzüge, dass er schlief.
    Wolf forderte die anderen ebenfalls auf, es sich bequem zu machen; vorher teilte er die Männer allerdings noch zum Wachdienst ein. Danach rollte auch er seinen Mantel aus, um sich ins Moos zu legen. Kurze Zeit später fielen ihm die Augen zu – die durchrittene Nacht forderte ihren Tribut.
    „Herr von der Klause, schnell, wacht auf!“
    Wolf fuhr hoch.
    „Burkhart, du?“, fragte er verdutzt. Er rieb sich die Augen und schaute sich um. Mittlerweile hatte die Sonne dem Nebel den Garaus gemacht. Er bemerkte, dass die anderen der zum Trupp Gehörenden noch schliefen.
    „Ja, Herr, ich glaube, soeben ist einer von ihnen gekommen. Kommt und seht selbst“, wisperte Burkhart aufgeregt.
    Wolf sprang auf und folgte Burkhart durch das Dickicht hindurch.
    Hinter einem dicken Stamm hielt Burkhart inne und zeigte zum Weg hinüber. „Seht, dort!“
    Wolf trat an seine Seite und blickte auf die im Sonnenlicht grün schimmernden Wiesen, die sich auf der anderen Seite des Weges erstreckten; begrenzt von einem felsigen Steilhang, an dessen Fuß ein Haus, vielmehr eine Hütte klebte – die Schenke „Zum Bären“. Auf dem schmalen Pfad, der vom Weg zur Herberge hinüberführte, ritt ein Mann auf einem schwarzen Pferd.
    „Aus welcher Richtung kam der Mann, Burkhart?“, fragte Wolf.
    „Von dort, Herr“, antwortete der Soldat und zeigte in Richtung Südwesten.
    Inzwischen war der Reiter beim „Bären“ angelangt und stieg aus dem Sattel. Sie beobachteten, wie er das Tier an einem der Pflöcke festmachte, die im Hof neben einer knorrigen Eiche in die Erde gerammt waren, und hineinging.
    „Was werden wir nun tun, Herr? Hinübergehen und den Kerl festnehmen?“, fragte der Soldat.
    „Nein, wir warten, bis auch seine Kumpane da sind. Du kannst dich nun aufs Ohr legen. Ich werde die Wache übernehmen.“
    „Ihr selbst Herr?

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