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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Wind hatte sich erhoben und ließ Äste und Blätter sanft erschauern. Irgendwann würde er die Wolken vor den Mond schieben, den Himmel zur Gänze verdunkeln und es ihnen noch schwerer machen, dem Verlauf des Pfades zu folgen. Denn Fackeln kamen nicht infrage; allzu leicht konnte das flackernde Licht sie verraten – ein unverzeihlicher Fehler, jetzt, da sie sich bald am Ziel wussten.
    „Wie lange noch?“, fragte Wolf Heiner, der sie führte.
    „Wir sind bald da, Herr. Weiter vorne macht der Pfad einen scharfen Knick. Dahinter zweigt der Hohlweg ab, der zum Horst führt“, antwortete der Schnapphahn.
    Seit gut einer Stunde schritt die Schar der Männer, angeführt von Wolf, dem Grafen und Heiner, den steinigen Pfad empor. Zügig und diszipliniert bewegten sich die achtunddreißig Mann aus Gallenstein voran, wobei sie darauf achteten, jedes unnötige Geräusch zu vermeiden.
    Die Pferde hatten sie zusammen mit sechs Männern, die die Tiere bewachten, in einer schmalen, von hohen Felswänden gesäumten Senke zurückgelassen. Es war ein ideales Versteck. Heiner hatte Wolf beizeiten darauf aufmerksam gemacht, und auch ab wann es geraten schien, den Rest der Strecke zu Fuß zu bewältigen. Überhaupt hatte er sich bis jetzt als zuverlässiger Führer erwiesen. Für das Gelingen ihres Unternehmens war auch eine genaue Kenntnis der Örtlichkeit des Schlupfwinkels vonnöten; vor allem was die Lage und Beschaffenheit der Höhle anging, in der die Venezianer gefangen gehalten wurden. Auch hier sollte sich Heiners Beschreibung als wertvolle Hilfe erweisen. Bisher war eigentlich alles ohne größere Probleme vor sich gegangen. Wolf hoffte inständig, dass dies auch bei Matthis und Engelbert der Fall war.
    Wie vereinbart, hatten sich die beiden schon in aller Frühe in Richtung Windischgarsten aufgemacht. Wolf selbst war mit dem Grafen und seinen Mannen um Terz herum von Gallenstein aufgebrochen. Er hatte leichte Rüstung angeordnet: Plattenbrust, Hundsgugel und leichtes Beinzeug aus festem Leder. So waren sie einerseits vernünftig gerüstet, andererseits flexibel genug, um auch schwieriges Gelände bewältigen zu können. Natürlich hatte der Trupp keine geringe Aufmerksamkeit erregt, als er, in Richtung Buchau reitend, den Weg zur Admonter Höhe eingeschlagen hatte. Vierundvierzig gut bewaffnete Soldaten hoch zu Ross, das war auch für Sankt Gallen kein alltäglicher Anblick. Deshalb hatte Wolf bereits in den vergangenen Tagen überall die Kunde verbreiten lassen, dass man sich im Auftrag des Inquisitors aufmachen werde, ein gefährliches, zum Widerstand entschlossenes Ketzernest auszuheben, das sich angeblich in der Gegend um Windischgarsten herum festgesetzt hatte. Der Weg dorthin führte zunächst über die Admonter Höhe, dann über den Hengstpass.
    „Wir sind fast da, Herr“, meinte Heiner und blieb stehen. „Dort vorne liegt die Abzweigung zum Hohlweg.“
    Wolf nickte und hob die Hand, um dem Trupp, der ihm folgte, Halt zu gebieten. Nun war es also so weit. Bevor sie von Gallenstein aufgebrochen waren, hatte er sich mit dem Grafen und Arnim besprochen und anhand der Angaben des reuigen Schnapphahns seine Strategie festgelegt. Wolf hatte sich von Heiner das Gelände genau beschreiben lassen. Von ihm wusste er auch, dass am Eingang zum Hohlweg in aller Regel Posten standen, meistens zwei, die es auszuschalten galt. Wolfs Plan sah vor, Heiner mit zwei kampferprobten Männern vorzuschicken. Er würde sich den Posten schon von Weitem durch lautes Rufen zu erkennen geben. Diese würden zwar überrascht sein, wenn er sich in Begleitung zweier weiterer Männer befand. Doch sie würden keinen Alarm schlagen. Bis sie den wahren Sachverhalt erkannten, würden sie bereits überwältigt und zum Schweigen gebracht sein …
    „Hauptmann Helfrich, Ulrich Hutter?“, rief Wolf verhalten in die Reihe der Soldaten, die sich einige Schritte hinter ihm befanden.
    Die zwei traten vor. Sie hatten das leichte Rüstzeug und die Schwerter abgelegt und Hüte aufgesetzt; ihre Gesichter lagen im Schatten der weit in die Stirn gezogenen Krempen. Dass sie zur Festungsmannschaft der Burg gehörten, war ihnen nicht mehr anzusehen.
    „Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Seht zu, dass ihr möglichst nahe an die Wachen herankommt“, fuhr Wolf fort. Dann nickte er in Richtung Heiners, der ein Stück weiter vorn auf einem Stein am Rande des Pfades saß. „Gleich nachdem er sich zu erkennen gegeben hat und sie ablenkt, werft ihr euch auf sie. Stopft

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