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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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an den Feuern sitzenden Schurken zu überwältigen, während Berthold Fendrich und seine Leute sowie Wolf selbst sich die beiden falschen Mönche schnappen würden. Arnim von Hallstatt schließlich sollte den Hohlweg sichern, um so jeglichen Versuch, vom Plateau fliehen zu wollen, zu unterbinden.
    „Und denkt daran: Wir müssen sie völlig überraschen. Es muss alles sehr schnell geschehen. Jeder Handgriff muss sitzen, jeder Schritt gelingen“, schloss Wolf eindringlich und blickte beschwörend in die Runde. „Und nun, lasst es uns angehen – Gott befohlen!“ Kaum waren sie in den Hohlweg eingedrungen, als der Mond zur Gänze hinter den Wolken verschwand.
    Wolf, der zusammen mit Heiner und dem Grafen so etwas wie die Vorhut bildete, hatte zunächst beschlossen, die erste Hälfte der Strecke im Laufschritt zurückzulegen. Je schneller sie vorankamen, desto besser. Das war nun jedoch nicht mehr möglich. Trotz der Führung durch Heiner ging es nur quälend langsam vorwärts, denn es gelang ihnen kaum, die Hand vor Augen zu sehen, geschweige denn den Pfad zu ihren Füßen. Trotzdem verzichtete Wolf auch weiterhin darauf, Fackeln entzünden zu lassen.
    Noch bevor sie den Knick des Weges erreichten, wurde ihr Vorhaben weiter erschwert. Regen setzte ein und verwandelte den felsigen Grund, auf dem sie liefen, stellenweise in eine Rutschbahn.
    „Wie weit ist es noch bis zur Biegung?“, wandte sich Wolf an Heiner.
    „Vielleicht noch fünfzig Schritte, Herr. Wenn wir dort sind, haben wir den halben Weg geschafft.“
    Es war so, wie Heiner gesagt hatte. Nach etwa fünfzig Schritten beschrieb der Weg eine scharfe Kehre nach rechts. Doch kaum dass sie die Kurve passiert hatten, riss Wolf den Arm nach oben, um den Männern Halt zu gebieten. Aufgeregt gestikulierte er den Soldaten, einige Schritte zurückzuweichen und sich eng in die Ausbuchtung des Felshanges zu schmiegen, an der sie soeben vorbeigekommen waren. Am Wegrand blieb er stehen und spähte, zusammen mit Heiner und dem Grafen hinter einigen Büschen verborgen, nach vorne. Der felsige Pfad führte von hier an bolzengerade weiter und schien in einer schmalen, diffusen Lichtöffnung zu münden. Gleichzeitig war das weit entfernte Gemurmel von Stimmen wahrzunehmen, in das sich hin und wieder ein kurzes Lachen oder ein rauer Ruf mischte.
    Heiner bemerkte seine Erregung.
    „Dort mündet der Weg auf das Plateau, Herr“, raunte er. „Sie haben sich bereits alle versammelt und die Feuer entzündet. Deshalb der helle Schein.“
    Wolf nickte. Gebannt starrten er und der Graf auf das Leuchten. Es markierte nicht nur das Ende des Hohlwegs, sondern machte mit einem Mal auch die durchdringende Nässe sichtbar, von der die Nacht erfüllt war – feine, glitzernde Fäden, die der Regen dicht an dicht in das Dunkel hineinwob. Ein seltsames Gefühl begann in ihnen aufzukommen – gepaart mit der Erkenntnis, dass der matte Schein wohl so etwas wie ein letztes Signal der bevorstehenden Entscheidung bildete.
    „Was ist mit den beiden Erzhalunken? Glaubst du, dass sie schon auf dem Plateau sind?“, wisperte Wolf Heiner zu.
    „Nein, Herr. Dann würden sich die Leute nicht so zwanglos unterhalten.“
    „Das heißt, sie werden bald aus dieser Höhle treten, die sich irgendwo da vorne, rechts des Pfades befindet, um aufs Plateau zu gelangen, nicht wahr?“
    „Ja … ich … ich denke doch.“
    „Was heißt, du denkst? Bist du dir nicht sicher?“
    „Ich … ich kann es nicht genau sagen … Ich … ich vermute es, Herr“, bemerkte Heiner stockend.
    Wolf warf ihm von der Seite her einen langen Blick zu. Der Schnapphahn schien sich auf einmal zu fürchten.
    Plötzlich stieß ihm der Graf den Ellbogen in die Seite. „Seht doch, dort!“, flüsterte er und deutete nach vorn.
    Wolfs Kopf fuhr herum.
    „Sieh an, der weiße Abt und der rote Prior“, murmelte er.
    Zwei Gestalten in Mönchsgewändern schritten langsam in Richtung des hellen Lichtes, das vom Plateau her in den Hohlweg drang. Die gleißenden Fackeln, die sie in den Händen hielten, ließen unschwer Art und Farbe ihres makabren Habits erkennen. Plötzlich hielten sie inne. Sie schienen sich kurz zu unterhalten, woraufhin der Rote weiterschritt, während der Weiße stehen blieb. Schließlich verschwand die in Rot gekleidete Gestalt hinter der zur Rechten des Pfades aufragenden schwarzen Felssilhouette.
    „Was soll das, was machen die jetzt?“, flüsterte Wolf.
    „Der Prior hat das Plateau betreten, um das Kommen des

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