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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Gebieters anzukündigen“, wisperte Heiner zurück.
    „Aha! Und wann folgt ihm der Gebieter?“
    „Das kann dauern. Meistens hält der Prior vorher eine kleine Rede, um die Männer einzustimmen. – Da fällt mir ein, Herr: Heute wird es noch länger dauern, weil einige Neue in den Orden aufgenommen werden und den Treueschwur leisten müssen. Die Zeremonie führt der Prior durch. Dann erst holt er den Gebieter, dem die Neuen dann huldigen müssen.“
    „Er holt ihn?“
    „Ja, Herr. Er begibt sich wieder in den Hohlweg und kehrt dann mit dem Gebieter zurück.“
    Wolf nickte. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke. „Sagtest du nicht, dass die Wachen, die am Eingang des Hohlwegs Posten stehen, im Falle äußerster Gefahr die anderen warnen müssen?“
    „Ja, Herr. Warum fragt Ihr?“
    Wolf gab keine Antwort. Stattdessen forderte er Heiner und den Grafen mit einer kurzen Handbewegung auf, ihm die wenigen Schritte zur Ausbuchtung zurück zu folgen, wo der Rest des Trupps wartete.
    Er winkte die Unterführer an seine Seite. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit, die ganze Prozedur zu verkürzen. Indem wir nicht mehr länger warten, sondern uns den Kerl dort vorne gleich holen“, unterbreitete Wolf dem Grafen sowie den Unterführern sein Vorhaben.
    Sein Vorschlag löste grenzenlose Verblüffung aus.
    Der Hallstatter war der Erste, der darauf reagierte. „Wie wollt Ihr denn das bewerkstelligen?“
    „Wir locken ihn hierher, und wenn er nahe genug ist, greifen wir ihn uns.“
    Völlig entgeistert starrte der Saurauer ihn an. „Seid Ihr des Wahnsinns? Wollt Ihr den Überraschungseffekt aufs Spiel setzen? Wenn dieser verdammte ,Abt‘ nicht auf dem Plateau erscheint, merken die anderen von der Bande doch, dass etwas faul ist, und sind gewarnt.“
    „Keine Sorge. Er wird kommen. Oder sagen wir besser: der, den sie dafür halten – und das werde ich sein. Vorher wird mir der Hundesohn nämlich seine Klamotten überlassen müssen – versteht Ihr jetzt?“
    „I-h-r wollt Euch als er ausgeben? Warum denn das, in drei Teufelsnamen?“
    „Ganz einfach: Wir wissen doch inzwischen, wie sehr das Gesindel dem Anführer ergeben ist. Es befolgt jede seiner Anweisungen – oder anders gesagt: die Anweisungen einer von oben bis unten in Weiß gekleideten Person, die eine silberne Maske trägt. Diesmal werde ich diese Person sein – wovon diejenigen, die vor mir stehen, natürlich keine Ahnung haben“, Wolf hielt kurz inne.
    „Ja, und? Weshalb das Ganze? Nennt uns endlich den Grund!“, ließ der Saurauer ungeduldig vernehmen.
    „Erinnert Ihr Euch, was Engelbert Poetsch und der Glatzkopf sagten? Das Pack wirft sich vor dem Gebieter nieder, sobald es von ihm verlangt wird. Also werde auch ich dem Gesindel befehlen, sich als Zeichen der besonderen Loyalität vor mir auf den Boden zu werfen“, fuhr Wolf fort. „Sobald sie es getan haben, stürmt Ihr mit den Männern das Plateau. Es dürfte bedeutend einfacher sein, die Satansbrut zu überwältigen, wenn sie bereits am Boden liegt, meint Ihr nicht auch?“
    Schnell hatte der Graf den Vorteil des ausgefuchsten Plans erfasst. Dennoch machte er Einwände geltend.
    „Ihr vergesst den Prior. Er steht neben Euch. Er kennt die Stimme seines Herrn. Was, wenn er Euch sofort durchschaut?“
    „Den schalten wir aus. Ihr habt gehört, was der Schnapphahn gesagt hat.“ Wolf deutete mit dem Kopf auf Heiner, der bescheiden am Fels lehnte. „Der Rote holt den Weißen im Hohlweg ab – in diesem Fall also mich. Sobald er erscheint, schlage ich ihn zu Boden, worauf ihr, Arnim, mit einigen Männern vorrückt und ihn übernehmt. Erst danach begebe ich mich aufs Plateau. Die Tatsache, dass der Prior nicht bei mir ist, dürfte das Gelichter für den Moment nicht weiter irritieren.“
    „Zugegeben, eine raffinierte Strategie. Doch dazu müsst Ihr diesen verdammten ,Abt‘ zunächst einmal heranlocken. Wie wollt Ihr das anstellen?“, wandte der Hallstatter ein.
    „Ich werde zu ihm hinüberlaufen. Dabei werde ich wie er eine Fackel tragen. Schließlich soll er mich ja sehen. Er wird denken, dass es sich um einen der Posten handelt, die den Eingang zum Hohlweg bewachen. Ich werde mir den Anschein geben, als ob ich schwer verletzt bin. Nach einigen Schritten lasse ich mich fallen und krümme mich am Boden. Er wird natürlich denken, dass irgendetwas Gravierendes geschehen ist. Also wird er herankommen. Und wenn er nahe genug ist, springe ich ihn an, ihr eilt herbei, und wir greifen ihn

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