Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
Vom Netzwerk:
uns.“
    „Der Plan ist gut! Ich bin dafür“, bemerkte der Saurauer.
    Auch die anderen stimmten zu.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren legte Wolf Plattenbrust, Hundsgugel und Schwert ab; nur den Dolch behielt er bei sich. Dann setzte er sich einen Hut auf, wie ihn auch die Wachen, die am Eingang zum Hohlweg überwältigt worden waren, getragen hatten, und bat den Hauptmann, eine Fackel zu entzünden.
    „Graf, ich schlage vor, dass Ihr jetzt den Befehl übernehmt. Ihr könnt das Ganze von dort vorn beobachten.“ Wolf deutete zu den Büschen, hinter denen sich der Hohlweg gut einsehen ließ. „Nehmt Euren Neffen und einige Männer mit. Wenn ich den Schurken nahe genug herangelockt habe, eilt Ihr mir zu Hilfe.“
    Der Hauptmann reichte ihm die brennende Fackel, Wolf trat aus der Einbuchtung heraus und blickte den Hohlweg entlang, der an dieser Stelle einen weiten Bogen nach links vollzog. Dreißig Schritte weiter vorn markierten die Büsche, hinter denen der Graf mit den Männern gleich Stellung beziehen würde, das Ende der Linkskehre.
    Wieder schaute Wolf zum Himmel empor. Der Mond war noch immer hinter Wolken verborgen, und noch immer fiel die Nässe leise rauschend vom Himmel.
    Noch wartete er. So lange, bis der kleine Trupp unter Führung des Saurauers die Büsche am Ende der Linkskurve erreicht hatte. Dann erst begann er, die Fackel in der Rechten, zu laufen.
    Kaum hatte er die Kehre passiert, sah er den Mönch auch schon etwa fünfzig Schritt vor sich links des Pfades auf einem Felsvorsprung hocken. Er wandte ihm den Rücken zu und sah in Richtung des Plateaus, von dem aus die brennenden Feuer einen hellen Schimmer in den Hohlweg sandten. Noch hatte er Wolf nicht bemerkt.
    Dann aber – sei es, dass das laute Klatschen von Wolfs Schritten an sein Ohr drang oder dass er den hellen Schein in seinem Rücken wahrnahm – fuhr er wie von der Tarantel gestochen plötzlich herum.
    Der ungeheure Schreck, der ihn im ersten Moment lähmte, löste sich in einem lauten Fluch.
    Die obskure Gestalt sprang auf.
    Eine in Erz gegossene Fratze starrte Wolf entgegen.
    Die silberne Maske gleißte im Licht der Fackel, die der falsche Mönch im Moment des Aufspringens wieder an sich gerissen hatte, während das grelle Weiß seines bizarren Habits die ganze Absurdität des Augenblicks in die Nacht hinauszuschreien schien.
    Abrupt war Wolf stehen geblieben.
    Unter der weit nach vorne gezogenen Hutkrempe starrte er auf die lächerliche Grimasse und vergaß für einige Augenblicke, warum er überhaupt hier war.
    Dann aber kehrte sein Zeitgefühl wieder und holte ihn in die Gegenwart zurück.
    Mit der Fackel in der Rechten, fasste er sich mit der Linken krampfhaft an die Brust und begann plötzlich hin und her zu schwanken. Schließlich ließ er die Fackel fahren, brach laut aufstöhnend in die Knie und ließ sich langsam zur Seite gleiten. Die Hände an die Hüfte gelegt – dort wo der Dolch im Gürtel steckte – krümmte er sich, als ob er Schmerzen litt, und blieb schließlich regungslos liegen.
    Die Mönchsgestalt reagierte genau so, wie er es vorausgesehen hatte. Zunächst noch zögernd, dann aber immer weiter ausschreitend, kam sie näher. Als sie jedoch bis auf etwa zehn Schritte herangekommen war, hielt sie plötzlich inne.
    Komm näher du Bastard, noch bist du zu weit weg …
    Als ob sie Wolfs Wunsch ahne, schritt die Gestalt weiter auf ihn zu. Zu seinen Füßen blieb sie schließlich stehen – eine schweigende, drohend aufragende weiße Säule, die sich keinen Zoll bewegte.
    Die Entscheidung fiel, als Wolf die vor Nässe glänzenden Stiefelspitzen wahrnahm …
    Die Stiefel waren aus feinstem Leder, und sie waren schwarz …
    Mit einem einzigen federnden Sprung schnellte er unvermittelt hoch, wirbelte in einer schnellen Drehung um die weiße Gestalt herum und schlug ihr die Fackel aus der Hand. Danach umfasste er sie mit der Linken, während er mit der Rechten den Dolch an ihre Kehle setzte.
    „Eine falsche Bewegung oder ein einziger Laut, und mein Dolch steckt in Eurem Hals!“, zischte er.
    Noch hatte er nicht zu Ende gesprochen, kündigten das hektische Klatschen von Stiefeln auf dem regennassen Grund und der Schein mehrerer Fackeln das Kommen des Grafen und seiner Männer an. Augenblicke später waren sie zur Stelle.
    Schweigend, mit gezückten Schwertern, umringte ihn der Trupp; Wolf atmete auf.
    Der Graf trat vor; in der Rechten eine Fackel.
    Die Fackel knisterte leicht und rauchte.
    Wolf ließ den „Mönch“

Weitere Kostenlose Bücher