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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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los und trat an die Seite des Grafen.
    Langsam schwenkte der Saurauer die Rechte und hielt das flackernde Licht dicht vor die metallene Maske – obwohl das Gleißen des Silbers ihm fast in den Augen schmerzte.
    „Gestattet Ihr, Wolf, dass ich diesen räudigen Hund endlich von seiner hässlichen Fratze befreie?“, fragte er mit vor Erregung be-bender Stimme.
    „Tut es, Graf – und seht Euch genau an, wie ein ehrenwerter Steyrer Bürger auszusehen hat“, entgegnete Wolf sarkastisch.
    Ruckartig fuhr der Kopf des Grafen herum.
    „W–a–a–s sagt Ihr da?“, fragte er verblüfft, um sich gleich darauf ebenso ruckartig wieder dem Abt zuzuwenden.
    Rasch ließ er die Fackel in seine Linke wandern, während die frei gewordene Rechte nach vorne fuhr und den unteren Rand der Maske ergriff.
    Mit einem gewaltigen Ruck riss er sie ab – um sie im nächsten Augenblick ungläubig und scheppernd zu Boden fallen zu lassen.
    Friedrich von Saurau blickte in ein Gesicht, das genauso starr wirkte, wie die Maske, die es verhüllt hatte.
    Ein ausdrucksloses Gesicht. Ein krankes Gesicht.
    Jakob von Schmelzer wirkte bleich und alt!

27
    Langsam begann Wolf ungeduldig zu werden. Etwa fünfzig Schritt von der Stelle entfernt, wo der Hohlweg auf das Plateau mündete, saß er auf einem Felsvorsprung und wartete auf das Erscheinen des roten „Priors“. Die Fackel hatte er in eine schmale Ritze gesteckt, die sich zu seiner Linken den Fels hinaufzog. Angespannt horchte er, den Blick auf das rötliche Schimmern vor sich gerichtet, in die regengeschwängerte Nacht. Dumpf und verhalten drang, mal an-, mal abschwellend, eine Stimme an sein Ohr. Doch sie war zu weit entfernt, als dass er verstehen konnte, was sie sagte.
    Er blickte an sich hinunter und kam sich auf einmal lächerlich vor. Das lange, weiße Mönchsgewand, das nicht ganz bis zum Boden reichte und die darunter getragenen Stiefel erkennen ließ sowie der Umstand, dass er seine Umgebung durch die Augenschlitze einer erzenen Maske hindurch musterte, brachten ihm mit einem Mal das Absurde seiner Lage zum Bewusstsein.
    Er fuhr hoch.
    Das entfernte Gemurmel war auf einmal verstummt. Die plötzliche Stille wirkte geradezu alarmierend – mehr als es ein dröhnender Trommelwirbel, der ein ultimatives Ereignis ankündigte, je vermocht hätte.
    Steil aufgerichtet starrte Wolf konzentriert nach vorne.
    Dann sah er ihn!
    Urplötzlich war er hinter dem dunklen Schattenriss des Felsens am Ende des Hohlwegs aufgetaucht. Deutlich sich abhebend vor dem Hintergrund des rötlichen Scheins und umwoben von einer grellen Aura, die das Licht der gleißenden Fackel ihm verlieh.
    Er holt den Abt, wenn es so weit ist.
    Die Worte Heiners klangen Wolf im Ohr. Er erhob sich und ergriff die Fackel.
    Langsam kam der „Prior“ näher – und blieb dann mit einem Mal abrupt stehen.
    Reglos blickte er zu Wolf hinüber.
    Wolf hielt den Atem an und blickte zurück – warum war der Mann auf einmal stehen geblieben?
    Dann aber begann der Rote die Fackel zu schwenken, die er in der Rechten hielt, und machte mit der Linken eine unmissverständliche, fast ungeduldige Geste.
    Wolf verstand – der „Prior“ bedeutete ihm, zu kommen. Es war Zeit, auf das Plateau zu treten.
    Während er sich der roten Gestalt näherte, verspürte er ein eigentümliches Ziehen in der Magengegend. Er kannte das Gefühl. Es überkam ihn immer dann, wenn er kurz davorstand, Gewissheit über einen bestimmten Sachverhalt zu erlangen, über den er zwar schon einiges wusste, aber noch keine endgültige Klarheit besaß. Was den „Abt“ anging, war ersichtlich gewesen, wer sich hinter der silbernen Maske verbarg, noch bevor der Saurauer sie ihm heruntergerissen hatte. Doch welches Gesicht hinter dem schwarzen Tuch des roten „Priors“ steckte – davon hatte er nicht die leiseste Vorstellung.
    Noch nicht!
    Zügig schritt Wolf weiter. Noch trennten ihn etwa zwanzig Schritte von seinem Vorhaben.
    Leicht beschleunigte er sein Tempo.
    Zehn Schritte noch.
    Noch fünf …
    Die Fackel des „Priors“ traf ihn mit voller Wucht und im gleichen Moment, als er das unselige Geräusch herbeieilender Stiefel in seinem Rücken wahrnahm.
    Trotz der silbernen Maske verspürte Wolf einen wütenden Schmerz im Gesicht und blieb schlagartig stehen.
    Verblüfft und unfähig zu reagieren, verfolgte sein Blick den Schatten des fliehenden „Priors“. Vor dem Hintergrund des rötlich hellen Scheins hetzte dieser mitten auf dem Hohlweg entlang, wechselte

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