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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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interessierte ihn nicht sonderlich. In dieser Hinsicht war er in der Tat mehr Ökonom als Hirte.
    „Übrigens: Ein Segen, dass wir die Ergebnisse Eurer Ermittlungen stets nur unter uns besprochen haben“, fuhr Metschacher, das Thema wechselnd, fort.
    Wolf nickte nur. Ihn schauderte, wenn er daran dachte, was geschehen wäre, hätte er sich dem Prior gegenüber nicht durchsetzen können, der ihm anfänglich Basilius an die Seite hatte stellen wollen. Doch dies war von Wolf mit der lapidaren, aber massiv vorgebrachten Bemerkung, viele Köche verdürben den Brei, strikt abgelehnt worden.
    „Was, schlagt Ihr vor, sollten wir nun weiter unternehmen?“, fragte der Prior.
    „Wir sollten schnellstens nach ihm suchen. Ein Mönch, der auf einem teuren Hengst durch die Gegend galoppiert, als ob der Teufel hinter ihm her ist, erregt schließlich Aufsehen. Seine Spur dürfte sich verhältnismäßig leicht verfolgen lassen. Wir werden ihn fin-den“, gab sich Wolf zuversichtlich.
    „Euer Wort in Gottes Ohr“, murmelte der Prior.
    „Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich gern aufbrechen, Otto. Wir sollten ihm nicht allzu viel Zeit geben. Er hat durch das schnelle Pferd ohnehin schon einen gewaltigen Vorteil – zumindest ein Stück weit.“
    Metschacher nickte. „Ja. Nehmt Euch der Sache an. Viel Glück und …“, der Prior machte eine Pause, „der Herr möge Euch vergelten, was Ihr für das Kloster getan habt, Wolf. Gott sei mit Euch.“
    „Mit Euch ebenso, Otto.“ Er nickte einen Gruß und wandte sich zum Gehen, als ihn der Prior noch einmal anrief. „Ach, übrigens, Wolf – seht zu, dass Ihr heute Abend wieder pünktlich zurück seid! Ihr wisst, Ihr seid an meinen Tisch geladen.“
    Verblüfft wandte sich Wolf um. „An Euren Tisch? Heute Abend?“
    „Aber ja. Wisst Ihr etwa nicht Bescheid?“
    Wolf schüttelte den Kopf. „Nein, Ihr habt mir nichts dergleichen gesagt.“
    „Hat Euch der Pförtner nicht informiert? Ich bat ihn, es Euch auszurichten.“
    „Er … er wird es in der ganzen Aufregung vergessen haben. Darf ich fragen, was mir diese Ehre verschafft?“
    „Gestern vor der Komplet erreichte mich die Nachricht, dass Heinrich von Olmütz uns einen Besuch abstatten wird. Er ist heute Abend mein Gast. Ebenso Graf Saurau. Ich habe ihn durch einen Boten benachrichtigen lassen. Pfarrer Schinopl wird außerdem dabei sein. Ich möchte, dass auch Ihr an meinem Tisch sitzt.“
    Wolf stand wie angewurzelt da. Natürlich wusste er, dass an den Tisch des Abtes oder seines Vertreters geladen zu werden in jedem Kloster als hohe Auszeichnung galt, insbesondere, wenn noch eine andere hochstehende Persönlichkeit anwesend war. Und Heinrich von Olmütz, der Inquisitor, stellte ohne jeden Zweifel eine solche Persönlichkeit dar.
    Doch Wolf sah die Sache völlig anders.
    „Verzeiht, Otto … Ich will nicht unhöflich erscheinen … Es ist mir eine große Ehre … aber muss ich unbedingt dabei sein?“, fragte Wolf stockend; die fehlende Begeisterung in seiner Stimme sprach Bände.
    Der Prior hob erstaunt die Brauen. „Das fragt Ihr noch? Dank Eurer Hilfe ist es gelungen, die Gegend von einer schlimmen Pest zu befreien. Ihr habt dem Stift einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Ist es da verwunderlich, wenn ich Euch gerne dabeihaben möchte?“
    Wolf bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. „Ich sagte es bereits, Otto: Ich sehe es durchaus als eine Ehre an. Allein, Ihr wisst, welches Begehren der Inquisitor an mich richten wird. Und es dürfte Euch nicht entgangen sein, dass ich diesem Begehren … nun, sagen wir, nicht gerade sehr aufgeschlossen gegenüberstehe.“
    Metschacher sah stirnrunzelnd zu Boden und fuhr sich über den Kopf. „Ja. Ja, ich erinnere mich. Allerdings hat sich das Blatt ja nun gewendet.“ Er hob den Blick und mühte sich, ein Lächeln hervorzubringen. „Die Venezianer sind frei, die Mörderbande ist zerschlagen
    – Ihr habt auf der ganzen Linie Erfolg gehabt. Ich denke, dass es an der Zeit ist, Eure Fähigkeiten von nun auch in den Dienst der Mutter Kirche zu stellen, meint Ihr nicht auch?“
    Eine Woge der Bitterkeit schwappte in Wolf hoch. Solange er damit beschäftigt gewesen war, jene anonym agierende Mörderbande ausfindig zu machen, die die Interessen des Stiftes bedrohte, hatte der Prior dem Ansinnen des Inquisitors eine Abfuhr erteilt. Aber nun, da der Fall aufgeklärt und die Gefahr beseitigt war, zog er seine schützende Hand zurück und überließ ihn der Verfügungsgewalt des

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