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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler
Autoren: Peter Orontes
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Er nickte bedeutsam und ließ einen vielsagenden Blick über Katharina gleiten. „Aber meinst du nicht, dass es eine ritterliche Geste wäre, der Dame zuerst einmal aus dem Sattel zu helfen?“
    Odo verstand. Er grinste. „Wie Ihr meint, gnädiger Herr.“ Schnell hatte er sich mit dem Tod seiner beiden Spießgesellen abgefunden. Er packte Katharina am Arm und zog sie roh nach unten. Sie kam ins Gleiten, doch bevor sie vom Pferd stürzte, fing er sie auf und stellte sie mit einem kräftigen Ruck neben den Rappen auf die Erde, wobei er sie mit lüsternen Blicken taxierte.
    „Sehr gut. – Und nun zu Euch, gnädiges Fräulein“, wandte sich der Graf süffisant an Katharina. „Es wird euch nicht entgangen sein, dass Euer Freund da oben auf der Treppe mit schmachtendem Blick an Euch hängt. Ich würde euch beide gerne zusammenbringen. Leider weigert er sich, von der Treppe herunterzukommen und Euch in seine Arme zu nehmen. Dafür müsste er mir nämlich sein Schwert überlassen. Aber ich denke, ich kann Euch einen gleichwertigen Ersatz bieten. Alfric und Odo werden euch statt seiner ein wenig liebkosen. Vielleicht bewegt dies Euren … Gatten ja dazu, herunterzukommen. – Fühlt ihr euch dazu in der Lage, Männer?“, richtete er sich mit dem letzten Satz an die beiden Neuankömmlinge.
    Ein zustimmendes Grölen antwortete ihm, in das selbst Basilius mit einstimmte. „Alfric, willst du nicht den Anfang machen?“, forderte der Riedener den Hünen auf. Der hämische Tonfall und der Blick, mit dem er Katharina maß, sprachen Bände.
    „Aber mit Freuden, gnädiger Herr“, bekräftigte Alfric begeistert und ließ ein rohes Lachen hören. Unter dem zustimmenden Gelächter der anderen ging er langsam auf Katharina zu, während sich Odo in erwartungsvoller Vorfreude zwischen Ulrich und dem Grafen postierte.
    Wolf spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Feucht vor Schweiß, krampfte sich seine Rechte um den Griff des Schwertes. Sein Blick streifte Katharina, die mit gefesselten Händen und mit vor Schreck geweiteten Augen neben dem Rappen stand.
    In diesem Moment nahm Wolf den Falben Alfrics wahr.
    Etwa drei Ellen von der Treppe entfernt zupfte das Tier mit dem Maul eine Handvoll Blätter von einem Strauch.
    Blitzartig bemerkte Wolf, dass der Rücken des Pferdes etwa auf gleicher Höhe lag wie die Stufe, auf der er sich befand.
    Fast gleichzeitig registrierte er, dass am Sattel eine Armbrust samt Geißfuß hing und aus dem daneben hängenden Köcher einige Bolzen ragten.
    Aus den Augenwinkeln heraus schätzte Wolf noch einmal die Entfernung zwischen sich und dem Tier. Er schluckte heftig, als ihm bewusst wurde, wie viel von dem Sprung, den er gleich wagen würde, abhing.
    „Nun, mein Vögelchen, gleich werden wir sehen, wie lange Euer Freund da oben Eurem Zwitschern widerstehen kann“, rief in diesem Moment der Graf. Inzwischen war Alfric bei Katharina angelangt. Den Rücken Wolf zugewandt, baute er sich vor ihr auf.
    Wieder lachten die Männer, begehrlich und ganz in Erwartung dessen, was sich gleich vor ihren Augen abspielen würde. Mit einer heftigen Bewegung entledigte sich Alfric seines Wamses – und begann dann betont langsam sein Hemd aufzuknüpfen.
    Ein Sprung aus dem Stand heraus auf die Brüstung der Treppe …
    … und ein weiterer mit erhobenem Schwert – schon landete Wolf mit traumwandlerischer Sicherheit auf dem Rücken des Falben.
    Das Tier machte einen erschrockenen Satz nach vorn, warf den Kopf zurück und begann laut wiehernd mit den Vorderhufen zu steigen. Wolf versicherte sich jedoch mit festem Griff der Zügel und presste seine Schenkel so fest gegen den Pferdeleib, dass er den Falben rasch wieder in seine Gewalt bekam.
    Zu Tode erschrocken war Alfric herumgewirbelt. Völlig entgeistert hatte er das Steigen des Pferdes registriert. Doch erst in dem Moment, in dem der Falbe niederging, nahm er auch den flirrenden Schatten über sich wahr: die Bewegung eines länglichen, durch die Luft sausenden Gegenstandes, der ihm, noch bevor er seinen Hals traf, bewusst machte, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte. Mit einem dumpf knirschenden Geräusch durchtrennte Wolfs Schwert die Nackenwirbel Alfrics, sodass sein Kopf, nur noch von wenigen Muskeln und Sehnen gehalten, vornüberkippte und seine Leiche gleich darauf schwer zu Füßen des Falben aufschlug.
    Erschüttertes Schweigen aufseiten der Männer am Fuß der Treppe.
    Dann Schreie und Flüche.
    Kaum dass Wolf Alfric zu Boden gestreckt hatte, nahm
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