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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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auf einmal ein anderes Pferd wahr. Es war der Rappe Odos, den Wolf davongejagt hatte. Kaum dreißig Schritt von ihnen entfernt, mahlte sein Gebiss in aller Ruhe auf einem Grasbüschel herum.
    „Hierher also ist er geflohen. Kluges Tier. Er scheint sich von deinem Schlag recht schnell erholt zu haben“, meinte Katharina lächelnd.
    Wolf schmunzelte. „So wie deine Stute. Die Wunde an ihrem Hals scheint glücklicherweise nicht sehr tief zu sein. Meinst du nicht, dass du mir endlich verraten solltest, was geschehen ist?“, fragte er sie.
    Katharina sandte einen besorgten Blick in das hinter ihnen befindliche Torgewölbe, der Wolf nicht entging.
    „Keine Sorge, Liebes. So viel Zeit haben wir. Die beiden Halunken sitzen in der Falle. Von denen droht keine Gefahr“, beruhigte er sie.
    „Also gut, eigentlich ist es schnell erzählt“, antwortete sie ihm. „Wie du ja weißt, hatte ich mich in einer Mauernische niedergelassen, um mich zu erleichtern. Gerade als ich mich wieder erhob, um die Stute zu besteigen, warf sich ein Mann auf mich. Natürlich versuchte ich mich zu wehren, aber dann knallte ich mit dem Kopf gegen irgendetwas Hartes. Von da an muss ich vorübergehend das Bewusststein verloren haben, und …“
    „Wer war der Mann. Konntest du ihn erkennen?“, unterbrach Wolf die Schilderung Katharinas.
    „Ja, es war der Langhaarige, dieser Randolph. Ob er mich allein in das Gewölbe schleppte oder ob ihm jemand dabei half, weiß ich nicht …“
    „Du wurdest in ein Gewölbe geschleppt?“
    „Ja. Das ist auf jeden Fall das, woran ich mich als Nächstes erinnern kann. Der Raum war niedrig, und ich saß an eine Wand gelehnt auf dem Boden. Man hatte mir Hände und Füße gebunden … Aber ich war nicht allein. Ein Mann saß mir gegenüber auf einer Art steinerner Bank – allerdings nicht der, der mich überfallen hatte. Neben ihm brannte eine Fackel in einer Mauerritze … Der Mann grinste und zog mich die ganze Zeit über mit den Augen aus. Am Anfang, nachdem ich aus meiner Ohnmacht erwacht war, schrie und tobte ich. Aber dann wurde ich ruhiger, und ich fragte ihn, was das Ganze zu bedeuten habe. Aber er grinste nur immerzu und deutete mit der Hand auf seinen Mund. Dabei schüttelte er ständig den Kopf. Da wurde mir klar, dass er stumm war. Danach sah ich auch, dass ihm ein Arm fehlte – und von da an wusste ich, das ich es mit den Leuten des ,Ebers‘ zu tun hatte. Der da vor mir saß, konnte nur jener Ingolf sein, den Rudlin und auch dieser Mautner dir gegenüber erwähnt hatten. Jetzt machte ich mir natürlich Sorgen um dich; schließlich war mir klar, dass du den anderen da draußen ahnungslos in die Arme laufen würdest. Doch dann geschah etwas, was mir mit einem Schlag ermöglichte, zu fliehen … Der Einarmige stand nämlich plötzlich auf und trat vor mich hin, wobei er das Messer zog. Ich bekam fürchterliche Angst. Er ging vor mir in die Hocke, schnitt mir die Fußfesseln entzwei … und kniete sich zwischen meine Beine … Ich versuchte sie anzuziehen, um ihn wegzustoßen. Aber er bemerkte meine Absicht und packte mich fest bei den Schenkeln … Er rutschte immer näher und beugte sich langsam über mich; ich roch schon seinen scheußlichen Atem …“, Katharina stockte kurz, ihre Stimme schwankte.
    Wolf merkte, wie sie sichtlich um Fassung rang, und legte sanft den Arm um sie. „Ruhig, es ist vorbei; alles ist vorbei. Erzähl weiter“, murmelte er beruhigend.
    „Du kannst … du kannst dir sicher vorstellen, dass ich in Panik geriet“, fuhr sie gleich darauf, wieder etwas gefasster, fort. „Ich versuchte also, mich zur Seite zu werfen. Dabei bemerkte ich einen faustgroßen Stein, der neben mir lag. Zum Glück hat-ten sie mir die Hände nach vorne und nicht hinter den Rücken gebunden. Ich packte also den Stein mit gefesselten Händen – und schlug ihn dem Kerl mit aller Kraft gegen die Schläfe … Er kippte sofort zur Seite und blieb reglos liegen. Trotz des schummrigen Lichtes sah ich, dass er am Kopf blutete. Seine Augen waren geöffnet, aber starr. Da wusste ich, dass ich ihn getötet hatte, aber das war mir gleichgültig – Gott möge mir verzeihen … Ich wälzte mich zur Seite und sprang auf. Ich suchte auf dem Boden nach dem Messer des Kerls, konnte es aber nicht finden … Da lief ich zur Fackel hinüber, hielt meine Handgelenke über sie und brannte so die Fesseln durch … Es tat höllisch weh; ich musste mich immer wieder dazu zwingen, meine Hände nicht wegzuziehen. Aber

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