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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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sie, die Truhen auf die Erde zu wuchten. Dann zog er die Schlüssel Lodovicos hervor, öffnete die Schlösser und klappte nacheinander die eisenbeschlagenen Deckel nach hinten.
    Engelbert und Martin sahen sich fragend an. Sie saßen noch immer am Ufer des Baches. Ihre Bewacher hatten sich mittlerweile zu den anderen gesellt, die in einem großen Halbkreis um den Wagen herumstanden.
    „Was meinst du, was soll das alles?“, flüsterte Martin seinem Bruder zu.
    „Was weiß ich. Sieht so aus, als ob sie den Inhalt der Kisten auf die Maultiere umladen wollen“, raunte Engelbert zurück.
    „Stimmt, – da, sieh, es geht schon los.“
    Tatsächlich begannen die Männer, den Inhalt der Kisten – lauter einzelne Beutel – in Säcke zu verstauen und sie auf die Gestelle zu hieven, die sie den Tieren aufgeschnallt hatten. Dumpfes Klimpern ließ ahnen, was die Beutel enthielten.
    „Verdammt, hab ich’s mir doch gedacht. Da ist Geld drin“, flüsterte Engelbert andächtig, als er das Klimpern vernahm.
    „Ja, so viel davon hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen“, bestätigte Martin mit glänzenden Augen.
    Plötzlich trat der Anführer an ihre Seite.
    „Heda, ihr beiden. Ihr werdet jetzt eine kleine Wanderung machen und meinen Männern beim Führen der Tiere helfen. Darin habt ihr als Fuhrleute ja Erfahrung.“
    „Verzeiht, gnädiger Herr, aber was ist mit dem Wagen und unseren Pferden?“, fragte Martin unterwürfig.
    „Die bleiben hier. Wie auch die übrigen Tiere. Dort, wo wir hin wollen, kommt man mit Pferd und Wagen nicht durch.“
    „Aber, Herr. Mit dem Fuhrwerk verdienen wir doch unser Brot“, wagte Martin zaghaft zu widersprechen.
    „Euer Brot? Euer Brot werdet ihr künftig mit etwas anderem verdienen müssen.“ Der Schwarze grinste geheimnisvoll.
    „Wie meint Ihr das, Herr?“
    „Das wirst du beizeiten erfahren. Und jetzt hör auf, Maulaffen feilzuhalten. Da hinten, die beiden letzten Tiere, die werdet ihr führen. Und jetzt pack dich gefälligst; los, an die Arbeit. Wir brechen gleich auf.“
    Sie erreichten ihr Ziel, als die Dunkelheit längst hereingebrochen war: ein einsam gelegenes Felsplateau, irgendwo in den Bergen bei Windischgarsten. Den letzten Teil der Strecke hatten sie im Licht der Fackeln zurückgelegt. Von Westen durch einen Hohlweg kommend, waren sie auf dem fast kreisförmigen Plateau angelangt, das rechts und links von mächtig aufragenden Steilwänden umgeben war und nach Norden hin einem offenen Kessel glich. Direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Stelle, wo der Hohlweg gleich einem natürlichen Eingang auf das Plateau führte, endete der Fels abrupt. Eine klaffende Schlucht tat sich dort auf, aus deren dunkler Tiefe man donnerndes Rauschen hörte. In brausenden, weiß schäumenden Kaskaden zwängte sich ein Wildbach durch die Enge des felsigen Korridors, urtümlich und abweisend wie seit Jahrtausenden. Man musste nicht mit besonderen Geistesgaben gesegnet sein, um zu begreifen, dass diese Stelle ein ideales Versteck darstellte.
    Unterdessen hatte man das Gepäck von den Tragetieren abgeladen und die Säcke vorsichtig an einer Seite der Felswand aufgeschichtet. Die Männer begannen das Nachtlager zu bereiten. Man schlug Zweige und Äste aus dem Strauchwerk, das an den Steilwänden entlang wuchs, und entzündete einige Lagerfeuer, um die sich das Gesindel herumzugruppieren begann. Auch die Venezianer und die beiden Fuhrknechte setzte man jeweils an eines der Feuer.
    Da sahen Martin und Engelbert, wie ein paar der Männer sich auf ein Wort des Schwarzen hin wieder erhoben und auf die senkrechte Felswand zugingen, die zu ihrer Linken das Plateau begrenzte. Auf einmal waren sie verschwunden. So, als habe sie der Fels plötzlich verschluckt.
    Martin traute seinen Augen nicht. „Hast du das gesehen? Wo sind die auf einmal hin? Das geht nicht mit rechten Dingen zu!“, wisperte er erregt und bekreuzigte sich.
    „Red keinen Blödsinn; mach dir bloß nicht in die Bruche. Hast du die breite Spalte dort im Fels nicht gesehen, als wir angekommen sind? Mir sah das ganz nach einer Höhle aus. Dahinein sind sie verschwunden“, knurrte Engelbert unwirsch. „Da – jetzt kommen sie wieder heraus.“
    In der Tat: Von der Stelle aus betrachtet, an der die Fuhrknechte saßen, sah es so aus, als ob die Männer direkt aus dem Fels heraustreten würden. Sie schleppten einige Fässer an. Offensichtlich befand sich dort ein größeres Versteck, denn die Fässer waren nicht gerade klein.
    Der

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