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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler
Autoren: Peter Orontes
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war grenzenlos. Mit offenem Mund starrte er den Wegelagerer an. Der Schwarze wusste, wer sie waren. Die Frage nach den Namen hatte lediglich dazu gedient, herauszufinden, ob man ihm die Wahrheit sagte.
    „Ich sehe, Ihr seid überrascht.“ Wieder lachte der Schwarze hinter der Maske. „Aber vielleicht überzeugt es Euch davon, dass es keinen Sinn macht, mich hintergehen zu wollen. Merkt Euch das für die Zukunft. Und nun, Lodovico Polo, werden wir gemeinsam eine kleine Reise antreten. Allerdings bitte ich Euch um Verständnis, wenn wir Euch nun die Augen verbinden. Es dient zu Eurer Sicherheit.“
    Lodovico wollte protestieren. „Aber, was fällt Euch …“
    „… Haltet den Mund, Signor Polo“, fiel ihm der Schwarze ins Wort. „Ich sagte, es dient zu Eurer eigenen Sicherheit. Also, macht keine Schwierigkeiten und verhaltet Euch ruhig, wenn Euch Euer Leben lieb ist.“
    Der Schwarze wandte sich um und erteilte seinen Leuten eine Reihe von Befehlen, die die Gefesselten betrafen. Den Venezianern wurden die Augen verbunden, dann verfrachtete man sie auf den Wagen zu den Kisten. Anschließend wurde die Plane wieder über den Karren gedeckt und zugezogen. Niemand würde die Gefesselten bemerken, sollten sie jemandem auf dem Weg, der vor nun ihnen lag, begegnen.
    Dann trat der Schwarze auf die beiden Fuhrknechte zu. „Hört zu, ihr beiden Ratten. Ihr werdet jetzt genau das tun, was ich euch sage. Ihr geht beide wieder an eure Arbeit. Ihr folgt uns mit dem Karren. Aber diesmal auf dem Weg, den wir euch weisen. Und stellt euch nicht dümmer an, als ihr seid. Keine faulen Tricks. Sonst …“ Er machte eine unmissverständliche Geste, indem er sich mit der flachen Hand über die Kehle fuhr.
    Engelbert und Martin verstanden nur zu gut und kletterten widerspruchslos auf den Bock.
    Jetzt nahm der Anführer seine Maske ab. Ein dichter, dunkler Bart rahmte sein Gesicht. Ungewöhnlich buschige Brauen saßen über stechend blickenden Augen. Er forderte seine Männer auf, ebenfalls die Masken abzulegen. Dann schwang er sich zusammen mit einigen seiner Kumpane auf die frei gewordenen Pferde. Zuvor hatte man den Leichen sämtliche Waffen abgenommen, sie anschließend ins Unterholz gezerrt, und danach mit Reisig und Erde notdürftig bedeckt. Erneut setzte sich der Tross in Bewegung. Würde man irgendjemandem begegnen, erweckte der Zug einen völlig normalen Eindruck. Doch es war unwahrscheinlich, dass sie auf jemanden treffen würden. Der Saurauer hatte der Venezianer wegen beschlossen, die Straße durch die Buchau am heutigen Tag vom frühen Morgen bis in den Abend hinein für andere Reisende zu sperren. Und ab Weng und Altenmarkt sorgten jeweils Wachen dafür, dass diese Verfügung, die Burggraf Friedrich von Saurau mit dem Stift in Admont abgesprochen hatte, auch eingehalten wurde.
    Kaum, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatten, bogen sie auch schon auf einen Pfad ein, der von der Straße nach Sankt Gallen abzweigte. Gleich darauf verließen sie auch diesen und wandten sich querfeldein durch unbefestigtes Gelände.
    Nicht lange danach gelangten sie zu einer kleinen Senke, die von einem dünnen Rinnsal durchschnitten wurde und deren nördlicher Hang von lichtem Laubwald bewachsen war. Von hier aus konnte man bereits die mächtige Pölzmauer erkennen, die rechter Hand des Grabens steil emporstieg.
    Der Tross hielt an. Die Männer ließen sich im hohen Gras neben dem Rinnsal nieder, das trotz der Trockenheit der vergangenen Wochen immer noch Wasser führte. Es bot allen Rastenden, auch den Gefangenen, endlich Gelegenheit, sich zu erfrischen.
    Engelbert und Martin fiel auf, dass der Schwarze von nun an immer öfter den Stand der Sonne prüfte und zum Nordhang der Senke hinüberblickte. Plötzlich ertönte von dort ein scharfer Pfiff. Unmittelbar darauf traten etwa ein halbes Dutzend Männer aus dem lichten Wald, die etwa doppelt so viele Maultiere hinter sich herführten; starke, gebirgserprobte Tiere, wie Engelbert sofort erkannte. Auf dem Rücken trugen sie Tragegestelle, auf denen jedoch nur eine Menge leerer Säcke lagen. Allmählich kamen die Männer näher. Laute Rufe aus den Reihen der Rastenden drangen ihnen entgegen.
    „Na endlich“, begrüßte sie der Schwarze, „ihr seid schon überfällig.“ Dann wandte er sich dem übrigen Haufen zu, der faul und träge am Boden lümmelte. „Trollt euch, Leute, an die Arbeit, wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    Er trat mit einigen der Männer an den Wagen heran und hieß
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